Finanzkommission will Sterilisation von Problemwölfen prüfen
14.02.2025 KantonDie Finanzkommission (FiKo) des Grossen Rates erarbeitet einen Gegenvorschlag zur Berner Volksinitiative für eine regulierbare Grossraubtierpopulation. Anstelle eines Abschusses soll die Sterilisation von Problemwölfen geprüft werden. Während die Regierung die ...
Die Finanzkommission (FiKo) des Grossen Rates erarbeitet einen Gegenvorschlag zur Berner Volksinitiative für eine regulierbare Grossraubtierpopulation. Anstelle eines Abschusses soll die Sterilisation von Problemwölfen geprüft werden. Während die Regierung die Initiative ablehnt, will die FiKo den kantonalen Handlungsspielraum zur Bestandskontrolle ausschöpfen. Doch die Vorschläge stossen auf Widerstand – insbesondere bei Naturschutzverbänden.
Die Finanzkommission (FiKo) des Grossen Rates hat einen Gegenvorschlag zur kantonalen Volksinitiative «Für einen Kanton Bern mit regulierbarem Grossraubtierbestand!» ausgearbeitet. Dieser sieht vor, als Alternative zum Abschuss die Sterilisation von Problemwölfen zu prüfen. Die Vernehmlassung zum Gegenvorschlag dauert bis zum 11. März 2025, wie es in der Medienmitteilung heisst. Im April 2023 wurde die kantonale Volksinitiative «Für einen Kanton Bern mit regulierbarem Grossraubtierbestand!» eingereicht. Während der Regierungsrat die Initiative ablehnt und dem Stimmvolk ohne Gegenvorschlag unterbreiten will, hat sich eine Mehrheit der vorberatenden Finanzkommission entschieden, einen Gegenvorschlag auszuarbeiten. Wie es in einer Medienmitteilung heisst, ist die FiKo der Ansicht, dass eine Verankerung in der Verfassung nicht passend ist und schlägt deshalb vor, die Regelungen auf Gesetzesstufe vorzunehmen.
Sterilisation statt Abschuss
Hauptelement des Gegenvorschlags ist, dass neben dem Abschuss der schadenstiftenden Tiere die Sterilisation geprüft wird. Die Sterilisation ist laut der Medienmitteilung der FiKo «ein kurzer, unproblematischer Eingriff, der das soziale Gefüge der betroffenen Tiere und ihrer Rudel intakt lassen soll». Die FiKo ist der Meinung, dass die Massnahme vor allem mittel- bis langfristig erfolgreich sein könnte, weil weniger Jungtiere nachfolgen und der Bestand besser und ohne Abschüsse reguliert werden könne. Zur Umsetzung soll der Kanton zusammen mit den zuständigen Stellen des Bundes ein Pilotprojekt ins Leben rufen.
Kantonalen Handlungsspielraum nutzen
Zudem will die FiKo-Mehrheit mit dem Gegenvorschlag sicherstellen, dass die zuständigen kantonalen Stellen ihren Handlungsspielraum in jedem Fall zugunsten der Regulierung und Beschränkung des Bestandes an Grossraubtieren nutzen. Dazu gehöre in erster Linie, dass sie unmittelbar nach Überschreiten der Schadenswerte die gemäss Bundesrecht vorgesehenen Massnahmen ergreifen, das heisst die Verfügung des Abschusses oder allenfalls künftig der Sterilisation.
Herdenschutz schütze nur ungenügend
Die FiKo-Mehrheit ist darüber hinaus der Ansicht, dass die hauptsächlichen Herdenschutzmassnahmen – Elektrozäune und Herdenschutzhunde – nur ungenügend vor Grossraubtieren schützen. Zudem seien sie teuer. Aufgrund der Vorgaben des Bundes könne nicht vollständig auf diese Massnahmen verzichtet werden. Zusätzliche Massnahmen sollen jedoch zukünftig nur ergriffen werden, wenn sie ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.
FiKo-Minderheit und Naturschutzverbände lehnen Gegenvorschlag ab
Laut der Medienmitteilung lehnt eine starke Minderheit der FiKo den Gegenvorschlag ab und möchte – wie der Regierungsrat – die Volksinitiative dem Stimmvolk ohne Gegenvorschlag unterbreiten. Die Minderheit sieht grundsätzlich keinen Regelungsbedarf auf Kantonsebene. Die Sterilisation sei ein untaugliches Mittel zur unmittelbaren Gefahrenabwehr. In der Umsetzung der Massnahmen würden sich viele ungeklärte Fragen stellen. Zudem sei bei der Sterilisation im Vergleich zum Abschuss mit erheblichen Mehrkosten zu rechnen. Auch die Naturschutzverbände Pro Natura Bern, WWF Bern, BirdLife Bern und Gruppe Wolf Schweiz lehnen in einer Medienmitteilung den «realitätsfremden Gegenvorschlag ab und fordern die Finanzkommission auf, ihn ersatzlos zurückzuziehen».
PD/EOP