Fröhlicher Maiengruss vom Grubenchörli
02.05.2025 KulturSchöner liesse sich der Wonnemonat Mai kaum begrüssen. Das Grubenchörli überzeugte mit Konzert und Theater. Unter der Leitung von Agnes Welten eröffnete das Chörli mit dem Jodellied «Verlorni Heimat» von Paul Müller-Egger den Konzert- und ...
Schöner liesse sich der Wonnemonat Mai kaum begrüssen. Das Grubenchörli überzeugte mit Konzert und Theater. Unter der Leitung von Agnes Welten eröffnete das Chörli mit dem Jodellied «Verlorni Heimat» von Paul Müller-Egger den Konzert- und Theaterabend. Doris von Siebenthal brachte das Theaterstück «Heimatfilm uf Polnisch» auf die Bühne. Das Premierenpublikum wurde am 1. Mai in der MZH Schönried herrlich unterhalten.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Die Sängerinnen und Sänger gruppieren sich im Halbkreis. Die Dirigentin summt den Ton und sogleich verschmelzen die weichen Stimmen harmonisch mit den mächtigen Tenor- und Bassstimmen. Das Lied «Daheim», der Naturjodel «Härztön» und «Ds Chleblatt» sind sinnvoll koordiniert mit den Handlungen im nachfolgenden Schwank. Die Chorklänge sind wunderbar. Kraft- und freudvoll sind die ausgeprägt dynamischen Klangfarben; das Plätschern des Wassers ist hörbar, der grüne Klee sichtbar und die Scholle spürbar.
Eine frische Brise aus dem nordöstlich gelegenen Polen verhedderte sich just im Gebälk des Schulhauses in den Gruben. Das polnische Gewimmer des Windes «polskie wycie wiatru» motivierte Doris von Siebenthal, das Theaterstück «Heimatfilm uf Polnisch» auf die Bühne zu bringen. Gedacht – getan: Sie fand im Grubenchörli sechs Schauspieler:innen, die Vinzenz Steiners Schwank interpretierten. Die Regisseurin lässt ihre Laiendarsteller:innen in Rollen schlüpfen, die keinen Bezug zu Schillers «Tell» oder Gotthelfs «Ueli der Knecht» haben. Nein, sie möchte, dass ihre Frauen und Männer Figuren wie Influencerin, Karrierefrau, Amateurschauspieler, Filmproduzent und Betriebspsychologen interpretieren. Das gelingt in der Tat hervorragend. Die Darsteller:innen verkörpern ihre Rollen glaubwürdig. Das Publikum erkannte das an der Mimik, der Gestik, den Bewegungen und an der Sprechweise.
Das Krumme an der Sache ist, dass der Autor des Theaterstücks genau das Gegenteil dessen, in das sich die Grubener Theaterleute hineinmanövrierten, beabsichtigte. Vinzenz Steiner schuf die Figur des euphorischen, polnischen Filmproduzenten, der einen urchigen Film im Genre Gotthelfs drehen wollte. Worin diesbezüglich die Kunst der Regisseurin Doris von Siebenthal bestand, erfahren Sie beim Besuch einer der Theateraufführungen.
«Ich sage ihnen immer: laut und deutlich sprechen»
Regisseurin Doris von Siebenthal wagt sich mit ihrer Theatergruppe an ein modernes Stück. Im Gespräch erzählt sie, warum der Einakter eine Herausforderung ist – und worauf es bei der Umsetzung besonders ankommt.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Frau von Siebenthal, Sie haben ein Stück gewählt, das in zwei Welten spielt – in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Wir sind eine Gruppe, die gemeinsam das Theaterstück auswählt. Das mache nicht nur ich allein. Wir wollten einmal etwas anderes machen – nicht wieder ein klassisches Stück mit Mägden und Knechten. Jetzt haben wir ein modernes Stück genommen, einen Einakter. Und nun haben wir dies mal ausprobiert.
Wie war das für Sie?
Sehr herausfordernd.
Inwiefern?
Das Stück hat nicht sehr viel Handlung. Man weiss manchmal nicht genau, was man sagen oder wie man etwas spielen soll. Die Schauspielerinnen und Schauspieler fragen auch oft: «Was muss ich hier machen?» Das war schon herausfordernd – aber es passt.
Nach welchen Kriterien haben Sie die Rollen verteilt?
Ich mache mir schon vorher Gedanken, wer welche Rolle übernehmen könnte. Ich kenne die Leute ja. Dann mache ich Vorschläge, mit denen die meisten auch einverstanden sind. Oder sie haben keine Wahl. (lacht)
Gab es auch Schwierigkeiten bei der Besetzung?
Ja, zum Beispiel beim jungen Mädchen, der Influencerin. Diese Rolle wollten nicht alle spielen. Aber jetzt passt es gut, so wie wir es gelöst haben.
Brauchte es Überzeugungskraft von Ihrer Seite?
Wir schauen als Gruppe gemeinsam darauf, dass wir ein gutes Theater auf die Bühne bringen. Darauf kann ich mich verlassen.
Die Zuschauenden beurteilen das Geschehen auf der Bühne nach verschiedenen Kriterien – Mimik, Gestik, Bewegung, Sprechweise. Sind Sie zufrieden mit der Leistung Ihres Ensemble?
Doch, ich bin zufrieden. Wenn es nicht schlechter wird als heute, kommt es gut. Ich sage ihnen immer: laut und deutlich sprechen. Natürlich sind sie nervös. Deshalb klappt es manchmal besser, manchmal weniger. Aber das gehört dazu. Und das ist auch das Schöne daran.
Gibt es noch etwas, das verbessert werden muss?
Es gab keine gravierenden Fehler. Aber sie müssen einfach daran denken, Pausen zu machen, wenn im Publikum gelacht wird. Aber ansonsten ist es ein lustiges Stück, welches gut ankommt.