Inzwischen liegt auch die Auswertung des zweiten Durchlaufs der frühen Deutschförderung vor. Sprich: Wie schlagen sich die Kinder, die im August 2023 in den Kindergarten gestartet sind und die vorher kaum Deutsch sprachen? Hat die frühe Förderung etwas ...
Inzwischen liegt auch die Auswertung des zweiten Durchlaufs der frühen Deutschförderung vor. Sprich: Wie schlagen sich die Kinder, die im August 2023 in den Kindergarten gestartet sind und die vorher kaum Deutsch sprachen? Hat die frühe Förderung etwas gebracht?
So viel vorneweg: Das Wirkungsziel, dass sich 80 Prozent der Kinder mit Deutsch als Zweitsprache bei Kindergarteneintritt in der deutschen Sprache verständigen können, wurde auch im zweiten Durchlauf nicht erreicht. Dies geht aus einem Zwischenbericht des Projektteams Frühe Deutschförderung der Gemeinde Saanen hervor.
Von den 47 Kindern, die im vergangenen August in den Kindergarten eintraten, waren demnach 13 verpflichtet worden, die frühe Deutschförderung in Anspruch zu nehmen. Dies hätten sie auch wahrgenommen, teils in Kitas, bei Tagesmüttern, in Spielgruppen oder auch im Privatunterricht. Bei Kindergarteneintritt im Herbst 2023 hätten dann die Kindergartenlehrkräfte die Sprachkenntnisse der Kinder eingeschätzt und seien zum Ergebnis gekommen, dass sich nur vier Kinder mittelmässig bis gut in deutscher Sprache verständigen konnten und die restlichen neun nicht oder nur ein wenig. Dies entspreche in etwa dem Ergebnis des ersten Durchlaufes.
Knapp ausreichende Förderplätze
Auf das Ergebnis des Zwischenberichts angesprochen, vermutet die Fachleiterin Soziales der Gemeinde Saanen, Béatrice Baeriswyl, dass das Wirkungsziel von 80 Prozent zu hoch angesetzt sei. «Auch müsste für ein genügendes Ergebnis die Stundenzahl von wöchentlich zweimal zweieinhalb Stunden Deutschförderung während zwölf Monaten erhöht werden», ist sie überzeugt. Dies scheitere aber am aktuell nicht ausreichenden Angebot an Deutschförderplätzen. «Gleichwohl nähern sich die Kinder der deutschen Sprache an.»
Lohnende Weiterbildung vor Ort
Ende August 2023 habe im Rahmen des Pilotprojektes zum ersten Mal eine Weiterbildung zum Thema «Alltagsorientierte Sprachförderung von fremdsprachigen Kindern im Vorschulalter» für Fachpersonen und Interessierte organisiert und im Chinderhuus Ebnit durchgeführt werden können, ist im Zwischenbericht weiter zu lesen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden seien durchweg positiv gewesen. Es sei sehr geschätzt worden, dass eine solche Weiterbildung vor Ort stattfinden konnte. Es sei geplant, weitere ähnliche Weiterbildungen im Rahmen des Pilotprojektes zu organisieren.
Kostenentlastung auch für deutschsprachige Familien
Ein weiteres Novum: Inzwischen könne der Spielgruppenbesuch auch für Kinder ohne Frühdeutschverpflichtung beantragt werden. Bisher seien für das Jahr 2023/2024 vier Gesuche genehmigt und die Familien mit 50 Prozent der Kosten für die Spielgruppe im Jahr vor dem Kindergarteneintritt entlastet worden. Das Projektteam freue sich, auf diese Weise «eine Wertschätzung gegenüber der Spielgruppen und den deutschsprachigen Familien zeigen zu können sowie Familien in finanzieller Hinsicht unterstützen zu können».
PD/SWO
WORUM GEHT ES BEI DER FRÜHEN DEUTSCHFÖRDERUNG?
Im Januar 2021 ist das Pilotprojekt der frühen Deutschförderung in den ersten Durchlauf gestartet. Das Projekt wurde im Rahmen der Massnahmenplanung im Integrationskonzept der Gemeinde Saanen und im Hinblick auf die hohe Ausländerquote von rund 35 Prozent initiiert. Die Gemeinde Saanen hat sich damit zum Ziel gesetzt, die sprachlichen Hürden für Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund bis zum Kindergarteneintritt zu reduzieren und damit die Integration und Chancengleichheit zu fördern. Im Januar 2023 wurde erstmals in einem Bericht über den aktuellen Stand und die ersten Erkenntnisse informiert (wir haben berichtet). Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde daraufhin entschieden, die Pilotphase bis ins Jahr 2027 zu verlängern.
PD/SWO