Seit fünf Jahren besucht die Klimagruppe jedes Jahr zur gleichen Zeit den Plaine-Morte-Gletscher. Auch in diesem August wurden optische Vermessungen anhand von Referenzpunkten durchgeführt. Eine erste Erkenntnis zeigt, dass der Gletscher pro Jahr rund zwei bis drei Meter an ...
Seit fünf Jahren besucht die Klimagruppe jedes Jahr zur gleichen Zeit den Plaine-Morte-Gletscher. Auch in diesem August wurden optische Vermessungen anhand von Referenzpunkten durchgeführt. Eine erste Erkenntnis zeigt, dass der Gletscher pro Jahr rund zwei bis drei Meter an Höhe verliert. Zuwächse konnten in keinem Jahr beobachtet werden.
Immer deutlicher treten Felsflächen hervor. Da der Gletscher in einem Talkessel liegt, verstärkt die zunehmende Abstrahlung den Schmelzprozess. Weiter schmilzt das Eis schneller durch Schutt, der auf dem Gletscher lagert. Eine neue Beobachtung sind die zahlreichen Schmelzbäche, die den Gletscher durchziehen. Und im Winter fällt immer weniger Schnee. Die Wissenschaft sagt, dass es für Gletscher unter 3000 Metern Höhe keine Rettung mehr gibt. Für grössere Gletscher (wie den Aletschgletscher) bleibt eine Chance, wenn es gelingt, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung zu begrenzen. Im Moment steuern wir – trotz aller Klimaschutzbemühungen – eher auf eine Erwärmung von rund 2,5 bis 3 Grad bis Ende des Jahrhunderts zu.
Wenn die Gletscher in den Schweizer Alpen weiter so schnell schmelzen, fehlt im Sommer zunehmend Wasser. Wasser, das man für die Landwirtschaft (z.B. Alpweiden) oder für die Wasserkraft braucht. Durch das Abschmelzen destabilisieren sich Hänge, was Murgänge, Steinschlag und Rutschungen begünstigt. Gletscher wirken wie Stützkörper: Das Eis drückt seit Jahrtausenden gegen die Felswände und stabilisiert lose Gesteinsmassen. Wenn das Eis schmilzt, fehlt dieser Halt. Gleichzeitig taut der Permafrost im Boden auf, der bisher wie «Kleber» die Felsen zusammenhielt. Wanderwege, Berghütten und ganze Siedlungen können dadurch gefährdet werden. Auch der Tourismus leidet, weil Gletscherlandschaften und Skigebiete verschwinden. Es geht ein wichtiger Teil der alpinen Natur- und Kulturlandschaft verloren und gefährdet die Existenz von Menschen, Tier und Natur.
Beeindruckend und beunruhigend
Das Fazit nach fünf Jahren Gletscherbesuch: Es ist beeindruckend und beunruhigend zugleich, wie sich der Gletscher verändert. Seine Form, seine Struktur, die Farben – einmal leuchtend weiss, dann fast schwarz. Es wurden neue Bäche entdeckt, und in diesem Jahr sogar eine kleine Grotte. Es ist beeindruckend, direkt vor dem Gletscher zu stehen und seine gewaltigen Dimensionen wahrzunehmen. Wenn man sich bewusst macht, wie viel Eis allein drei Meter ausmachen, wird klar, dass darunter nicht mehr unendlich viel liegt. Dieses Erlebnis prägt – weil es den Klimawandel unmittelbar sichtbar und fühlbar macht.
Austausch am Marktstand in Saanen
Um unsere Beobachtungen und Themen weiterzugeben, gestaltete die Klimagruppe Ende August einen Stand am Markt in Saanen. Dort suchte sie mit einem Quiz zum Schwerpunkt Gletscher und zu weiteren Klimafragen das Gespräch mit den Menschen. Ihr ist wichtig, in der Region präsent zu sein, aufzuklären und zum Mitdenken anzuregen.
Sie freute sich über die vielseitigen Gespräche und möchte auch in Zukunft im Saanenland und Umgebung mit diversen Anliegen sichtbar bleiben. Die nächste Möglichkeit zum Austausch wird der Flohmarkt in Zweisimmen im November sein.
KLIMAGRUPPE SIMME-SAANE