Geheime Abstimmung, transparente Resultate
05.12.2022 PolitikAn der Gemeindeversammlung von Saanen wurde zum zweiten Mal elektronisch abgestimmt. Die Stimmberechtigten entschieden sich für die kostspieligere Trottoirvariante in der Lauenenstrasse und beauftragten den Gemeinderat, eine Erhöhung des Mäuseschwanzpreises zu ...
An der Gemeindeversammlung von Saanen wurde zum zweiten Mal elektronisch abgestimmt. Die Stimmberechtigten entschieden sich für die kostspieligere Trottoirvariante in der Lauenenstrasse und beauftragten den Gemeinderat, eine Erhöhung des Mäuseschwanzpreises zu prüfen.
KEREM S. MAURER
An der ordentlichen Gemeindeversammlung von Saanen gab es (fast) keine Überraschungen. 170 Stimmberechtigte, oder anders ausgedrückt 4,34 Prozent der Saaner Stimmbevölkerung, befürworteten Kredite in der Höhe von rund drei Millionen Franken für drei Infrastrukturprojekte: nämlich die Krediterhöhung von 75’000 Franken auf 1,44 Millionen Franken für das Abwassertrennsystem Raams-Chäle, 690’000 Franken für die Sanierung des Palace-Wanderwegs und 2,26 Millionen Franken für den Neubau des Trottoirs Lauenenstrasse – Chrambrügg. Ebenso wurden die Überbauungsordnung 17 für die Erweiterung des Hotels Solsana bewilligt, das Budget 2023 mit einem Minus von 6,7 Millionen Franken angenommen und der Finanzplan 2023 bis 2027 zur Kenntnis genommen.
Schwarz auf weiss
Imposant war die Technik im Landhaussaal in Saanen: Zum zweiten Mal kamen im Rahmen der Gemeindeversammlung elektronische Abstimmungsgeräte zum Einsatz. Die Abstimmungen wurden geheim durchgeführt und die Resultate – sobald sie wenige Augenblicke nach den Abstimmungen bekannt waren – auf die grosse Leinwand projiziert. So konnten die Stimmberechtigten die Ergebnisse gleich schwarz auf weiss auf sich wirken lassen. Es war klar ersichtlich, dass 163 Personen für die Erhöhung des Kredites für die Sanierung des Abwassertrennsystems gestimmt hatten, während deren vier dagegen waren. Bei der Sanierung des Palace-Wanderwegs setzten sich 138 Ja gegen 25 Nein durch und beim Trottoir an der Lauenenstrasse sprachen sich 111 Stimmberechtigte für die Variante 1, sprich den Trottoirneubau aus, 48 hätten es lieber gesehen, wenn der Wanderweg zwischen dem Parkhaus Litzi und der Bodenstrasse ausgebaut würde.
Gegen Mäuseschwanz-Tourismus
Während lediglich der Variantenentscheid um das Trottoir Lauenenstrasse – Chrambrügg für Gesprächsstoff sorgte, wurden die übrigen Traktanden diskussionslos abgehandelt. Doch wer auf ein schnelles Ende der Gemeindeversammlung gehofft hatte, wurde beim letzten Traktandum «Verschiedenes» eines besseren belehrt. Aus der Versammlungsmitte wurden nämlich gleich drei Anträge gestellt und allesamt als erheblich erklärt. Mit 138 Ja zu 18 Nein beauftragten die Stimmberechtigten den Gemeinderat, verschiedene Verbesserungsvorschläge bezüglich Friedhofsgelände zu prüfen. Der Votant bemängelte unter anderem, dass auf den Friedhofgehwegen zu viel Kies läge, sodass Rollatoren und Rollstühle die Wege zu den Gräbern kaum bewältigen könnten. Ebenso soll der Gemeinderat eine Erhöhung des Feuerwehrsoldes prüfen. Dies wollen 140 Ja- zu 20 Neinstimmen. Zu guter Letzt stellte jemand aus der Versammlungsmitte fest, dass die Gemeinde Lauenen einen Mäuseschwanz neuerdings mit 1.50 Franken vergütet, während die Gemeinde Saanen dafür nur einen Franken bezahlt. Tatsächlich stimmten 130 Stimmberechtigte dafür – 26 waren dagegen –, dass der Gemeinderat diese Schwanzpreiserhöhung prüft. Man tue dies gerne, um einem Mäuseschwanz-Tourismus nach Lauenen entgegenzuwirken, versprach Louis Lanz, Präsident der Gemeindeversammlung. «Es freut mich, dass wir nicht nur über Millionen, sondern auch über Mäuseschwänze abstimmen können», sagte er schmunzelnd.
Der auf Ende Jahr zurücktretende Vizegemeindepräsident Walter Heer wurde zum Schluss der Versammlung von Gemeindepräsident Toni von Grünigen verabschiedet. Er dankte Walter Heer für seinen «langjährigen geschätzten Einsatz zugunsten von Bevölkerung und Gästen» und wünschte ihm für die Zukunft im Nachbarsdorf alles Gute.