Ein Plus für die Geltenhütte
30.10.2023 TourismusDie Geltenhütte gehört der SAC-Sektion Oldenhorn. Vor einem Jahr hat sie in der Hütte auf 2002 Metern über Meer ein neues Energie- und Küchenkonzept umgesetzt. Wie ist es seither gelaufen? Eine Bilanz vom Sommer und Herbst 2023.
«Das Wetter ...
Die Geltenhütte gehört der SAC-Sektion Oldenhorn. Vor einem Jahr hat sie in der Hütte auf 2002 Metern über Meer ein neues Energie- und Küchenkonzept umgesetzt. Wie ist es seither gelaufen? Eine Bilanz vom Sommer und Herbst 2023.
«Das Wetter hat uns in die Karten gespielt»
Der Sommer und Herbst 2023 waren erneut aussergewöhnlich und lockte viele bergbegeisterte Menschen in die Berge. Auch in die Geltenhütte. Die von Susanne Brand geführte SAC-Hütte verzeichnete ein Plus bei den Übernachtungszahlen. Eine wichtige Komponente ist das Wetter. «Deshalb kann diese Bilanz schon nächstes Jahr ganz anders aussehen», relativiert die Hüttenwartin im Interview.
ANITA MOSER
Susanne Brand, die Sommersaison ist zu Ende, wie ist es Ihnen ergangen?
Susanne Brand: Es ist schön, Ende Saison sagen zu können, dass die Motivation und Energie bis zum letzten Tag gehalten hat. Wir hatten vom ersten Wochenende an einfach nur Wetterglück. Niemand war krank, niemand verletzt. Alle waren motiviert und zogen am gleichen Strick. Es gab während der ganzen Saison nur zwei Abende ohne Übernachtungsgäste. Entsprechend wussten wir alle, was zu tun war und es brauchte jede Hand. Dank eines sehr eingespielten, motivierten und flexiblen Teams haben wir die Saison gut bewältigt.
Wie gross ist Ihr Team?
Das Geltenteam war dieses Jahr ein reines Frauenteam. In der Hochsaison sind wir meistens zu viert. An Wochenenden manchmal zu fünft. Gegen Ende der Saison ist es auch möglich, die Hütte während der Woche zu zweit zu bewirtschaften.
Wie sind die Aufgaben aufgeteilt?
Als Team ist es wichtig, dass alle Aufgaben von allen übernommen werden können. So bin ich zum Beispiel nicht alleine für das Kochen, für die Administration oder den Einkauf verantwortlich.
Schildern Sie uns doch bitte einen Tagesablauf.
Um sechs Uhr ist meistens Tagwache. Der Arbeitsweg ist nicht lang und keine fünf Minuten später stehen alle auf ihrem Posten: Kuchen backen, Fleisch anbraten, Frühstück vorbereiten, planen, Büroarbeiten erledigen, abwaschen, Hütte putzen. Kaum haben die letzten Gäste die Hütte verlassen, erscheinen schon die ersten Wanderer für Kaffee und Kuchen. Kurz darauf sind die nächsten Gäste hungrig und lassen sich gerne mit einer Rösti oder einer Käseschnitte verköstigen. Na ja, und sobald alle ihren Hunger und Durst gestillt haben, trudeln die ersten Übernachtungsgäste ein. Um 22 Uhr ist Nachtruhe. Danach bereiten wir noch das Frühstück vor und erledigen den restlichen Abwasch.
Das sind lange Tage. Wie halten Sie und Ihr Team diese durch?
Ja, es sind lange Tage und alle brauchen auch mal einen freien Tag. Wir haben es so eingerichtet, dass alle – auch während der Hauptsaison – von Zeit zu Zeit ins Tal konnten, um Energie zu tanken.
Woher kommen Ihre Hüttengehilfinnen?
Viele stammen aus der Region. Dies erleichtert den Arbeitsweg und die Planung der freien Tagen. Für den Sommer 2023 brauchen wir übrigens wieder eine bis zwei Hilfen…
Wie sieht die Saisonbilanz aus im Vergleich zu anderen Jahren?
In der Geltenhütte durften wir im Sommer 5151 Gäste beherbergen. In den letzten Jahren lagen die Übernachtungszahlen zwischen 3700 und 4300 Übernachtungen.
Worauf führen Sie die Zunahme zurück?
Das Wetter hat uns einfach in die Karten gespielt. Diese Bilanz kann schon nächstes Jahr ganz anders aussehen, falls das Wetter nicht stimmt.
Im vergangenen Jahr war Wassermangel schweizweit ein grosses Thema. Gab es diesen Sommer in der Geltenhütte Engpässe?
Nein, wir hatten den ganzen Sommer genügend Wasser. Trotzdem muss mit den Ressourcen sparsam umgegangen werden.
Wer sind Ihre Gäste?
Wir durften sehr viele Stammgäste willkommen heissen. Ebenfalls macht es Freude, wie viele Einheimische bei uns übernachtet haben. Vielen Dank an alle für die Besuche, für euer Lächeln und dafür, dass ihr bei uns eingekehrt seid. (Und schmunzelnd) Es wäre doch komisch, neben einer Hütte zu picknicken…
In der Geltenhütte wurde letzten Herbst umgebaut. Was hat sich geändert in Bezug auf Ihre Arbeit?
Letzten Herbst wurde gleich nach der Abschlussparty die Küche herausgerissen. Dies hat kurzfristig unsere übermüdeten Muskeln strapaziert, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Nun dürfen wir in einer sehr hellen, geräumigen Küche arbeiten. Die Abläufe sind einfacher geworden. Die Geräte wurden erneuert und erleichtern den Alltag sehr. Wir sind dankbar, dass Pesche Sollberger und Felix Aegerter die Verantwortung für den Umbau übernommen haben. Sie wurden unterstützt von der Sektion und vielen Helferinnen und Helfern. Unzählige Stunden und eine Stange Geld wurden investiert.
Es wurde auch in Solarenergie investiert. Liefert sie genügend Strom?
Die Turbine wurde im Herbst ersetzt und gemeinsam mit der Solarenergie kann die Hütte mit Strom versorgt werden. Wir hatten genügend Strom. Trotzdem muss auch diesbezüglich immer noch vorsichtig mit den Ressourcen umgegangen werden.
Wie haben die Gäste auf den Umbau reagiert?
Den Gästen fiel die schöne Küche sofort auf. Wir bekamen sehr viele Komplimente.
Und was Sie sonst noch sagen wollten…?
Auch wenn die Geltenhütte fast wie ein Hotel wirkt – es ist immer noch eine Hütte. Eine SAC-Hütte mit Charme und mit dem Ziel, nach der Übernachtung in die Berge zu gehen. Und nun verabschieden wir uns in den wohlverdienten Winterschlaf.
(Das Interview wurde schriftlich geführt.)
Die Wintersaison beginnt ab ca. 24. Februar 2024.
DIE GELTENHÜTTE
Die Geltenhütte liegt auf 2002 Metern über Meer. Sie ist im Sommer innerhalb von zwei Stunden über den familienfreundlichen und abwechslungsreichen Wanderweg ab Lauenensee erreichbar. Es ist ein Bergweg weiss-rot-weiss markiert. Gut 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Im Winter ist der Weg nicht markiert.
Die Geltenhütte bietet Platz für 85 Personen, 81 Betten befinden sich in grosszügigen Massenlagern. Eine Reservation ist erforderlich.
PD
GELTENSPRUDEL STATT RIVELLA UND CO.
Seit Sommer 2023 verzichtet man in der Geltenhütte ganz bewusst auf den Verkauf von Rivella und Co. «Warum Flüssigkeit hochfliegen, wenn wir frisches Wasser haben? Wir bieten neu den Geltensprudel an», erklärt Hüttenwartin Susanne Brand. Dies sind Sirupe mit verschiedenen Aromen, welche mit Sprudelwasser gespritzt werden. «Und das Gute: Es gibt viel weniger Abfall und ist mal etwas anderes. Dies kam bei den Gästen sehr gut an», sagt Susanne Brand. Insgesamt wurden 850 Liter Geltensprudel verkauft.
Zudem hat das Hüttenteam während der Sommersaison – vom 17. Juni bis 15. Oktober – 350 Kilogramm Kartoffeln zu Rösti verarbeitet.
ANITA MOSER
«Der Zeitplan war die grösste Herausforderung»
Die Geltenhütte gehört der SAC-Sektion Oldenhorn. Vor einem Jahr hat sie in der Hütte auf 2002 Metern über Meer ein neues Energie- und Küchenkonzept umgesetzt. Das Investitionsvolumen wurde auf rund 400’000 Franken geschätzt. «Dieses ist noch nicht ganz ausgeschöpft, aber es liegen auch noch nicht alle Schlussabrechnungen vor», sagt André Oehrli, Präsident des SAC Oldenhorn, im Interview.
ANITA MOSER
André Oehrli, in der Geltenhütte wurde in ein neues Energie- und Küchenkonzept investiert. Was genau wurde gemacht?
André Oehrli: Die Küche wurde komplett saniert. Das heisst, die Küche wurde gemäss den heutigen Anforderungen bezüglich Hygiene, aber auch der Anzahl Gäste, welche in der Hütte bewirtet werden, angepasst. Neueste Küchengeräte ermöglichen nun einen effizienteren Ablauf. Das Energiekonzept wurde ebenfalls komplett erneuert, da die alte Anlage unzuverlässig war. Ein gutes Netz ist aber unabdingbar, um die heiklen elektronischen Geräte zu betreiben. Die Sanierung umfasst eine neue Wasserturbine im bestehenden Kraftwerk sowie eine neue Fotovoltaikanlage auf dem Hüttendach. Beides lädt eine Batterieanlage, welche anschliessend die Hüttenversorgung sicherstellt. Zudem steht ein Dieselgenerator für den Notfall zur Verfügung.
Liefen die Umbauarbeiten wie geplant?
Im Grossen und Ganzen schon. Alle beteiligten Handwerker – und nicht zu vergessen die vielen freiwilligen Helfer unserer Sektion – haben einen super Job gemacht. Dafür gebührt ihnen ein grosser Dank.
Was waren die grössten Herausforderungen?
Der Zeitplan. Wir hatten nach dem Saisonende im Oktober 2022 nur gerade knapp eineinhalb Monate Zeit für die Demontagearbeiten, die Rohbauinstallationen und den Einbau der Küche sowie für den Austausch der gesamten Technik. Dieses Zusammenspiel hat hervorragend funktioniert. Vor der Eröffnung der Frühlingssaison blieb noch Zeit für den Feinschliff.
Hat sich der Umbau bewährt?
Das müssen Sie unsere Gastgeberin Susanne Brand fragen. Aus Sicht der Sektion hat sich die Sanierung bis auf noch kleinere Mängel bestens bewährt.
Sind die Arbeiten damit abgeschlossen?
Rein optisch gesehen ist der Umbau fertig. Bei der Technik ersetzen wir noch einen Laderegler, damit die Anlage effizienter die Batterieanlage lädt.
Aufgrund der Trockenheit wird das Wasser je länger desto mehr zu einem kostbaren Gut. Wie sieht es mit der Wasserversorgung bei der Geltenhütte aus?
Für die Turbinenanlage hatten wir keine Probleme. Für die Hüttenversorgung musste aufgrund der Trockenheit sparsam mit Wasser umgegangen werden.
Konnte die Fotovoltaikanlage Schwankungen bei der Energieversorgung ausgleichen?
Die Anlage liefert als Ganzes gesehen – eine Turbinenanlage, welche 24 Stunden pro Tag Energie liefert, plus die Fotovoltaikanlage – genügend Energie. Die Schwankungen werden nun dank der Batterieanlage konstant ausgeglättet.
Im Vorfeld ging man von einem Investitionsvolumen von 400’000 Franken aus. Stimmen die Berechnungen?
Das Investitionsvolumen wurde bis jetzt noch nicht voll ausgeschöpft, es liegen aber noch nicht alle Schlussabrechnungen vor.
Der Finanzierungsplan sah folgendermassen aus: 120’000 Franken aus dem Hütten- fonds, ein Darlehen von 150’000 Franken von der Sektion, rund 70’000 Franken Spendeneinnahmen plus die Erhöhung der Bankkredite um 60’000 Franken. Kann der Plan so eingehalten werden?
Erfreulicherweise wurde das Spendenziel erreicht respektive übertroffen. Wir sind den Spendern sehr dankbar. Wie bereits angedeutet, ist die definitive Bauabrechnung noch nicht erstellt. Der Vorstand hat bis heute noch nicht über den Betrag der Erhöhung der Bankkredite entschieden, sie sollte aber die 60’000 Franken nicht übersteigen.
Gemäss Berichten im «Anzeiger von Saanen» hat die Gemeinde Saanen das Vorhaben mit 20’000 Franken unterstützt, die Gemeinde Gsteig mit 5000 Franken. Gab es noch weitere Unterstützungsgelder?
Die Gemeinden Saanen, Lauenen und Gsteig haben das Vorhaben sehr grosszügig mit insgesamt 35’000 Franken unterstützt. Bei den Spendengeldern finden sich diverse Organisationen, Vereine und Unternehmer. Ein grosser Teil der Spenden floss aber auch von den Mitgliedern unserer Sektion selbst.
(Das Interview wurde schriftlich geführt.)