Gemeinsam die touristische Zukunft gestalten
18.10.2024 TourismusIm Golfclub Gstaad-Saanenland wurde am Mittwoch die neue Tourismusstrategie 2025+ von den Destinationsratsmitgliedern unterzeichnet.
IN KÜRZE
• Der Golfclub Gstaad-Saanenland wurde neu als 35. Mitglied in den Destinationsrat aufgenommen.
...Im Golfclub Gstaad-Saanenland wurde am Mittwoch die neue Tourismusstrategie 2025+ von den Destinationsratsmitgliedern unterzeichnet.
IN KÜRZE
• Der Golfclub Gstaad-Saanenland wurde neu als 35. Mitglied in den Destinationsrat aufgenommen.
• Die neue Verwaltungsdirektorin der Gemeinde Saanen, Tanja Brunner, stellte sich den versammelten Leistungsträgern vor.
• Tourismusdirektor Flurin Riedi gab einen Überblick über die Situation der Destination Gstaad und die Herausforderungen in der Zukunft.
• Die im Moment noch gültige Tourismusstrategie wurde unter die Lupe genommen. Was wurde erreicht? Was nicht?
• Die neue Tourismusstrategie 2025+ wurde erläutert und von den anwesenden Mitgliedern des Destinationsrats feierlich unterschrieben.
SONJA WOLF
Bereits zum siebten Mal tagte der Destinationsrat seit seiner ersten Sitzung im November 2021. Es gibt immer viel zu besprechen und die Verantwortlichen von Gstaad Saanenland Tourismus (GST), welche die Sitzungen organisieren, wünschen sich sogar noch mehr Diskussionen und aktive Haltungen der Destinationsratsmitglieder zu einzelnen Themen, welche die Destination bewegen, wie Präsident Oliver Waser einleitend bekräftigte. Immerhin sind die Destinationsratsmitglieder die wichtigsten Player der Tourismusdestination und es lohne sich, deren Stimmung regelmässig abzufragen. «Wir vom GST brauchen euer Feedback. Wir möchten wissen: Verfolgen wir die richtigen Strategien? Arbeiten wir an den richtigen Themen?», so Oliver Waser.
Neuaufnahme des Golfclubs
Der Destinationsrat zählt nun sogar ein Mitglied mehr. Der Golfclub Gstaad-Saanenland war aktiv auf GST zugegangen, da er sich innerhalb der Destination zu wenig wahrgenommen sah, obwohl er eine wichtige Infrastruktur für Gäste und Einheimische bereitstelle. Oliver Waser lobte diese Eigeninitiative und bedankte sich für das Interesse des Golfclubs, Teil des Destinationsrates zu werden. Nach einer Vorstellung des Golfclubs durch den Präsidenten Albert Bach wurde dieser mit Applaus in den Destinationsrat aufgenommen.
Wo steht die Destination und wo will sie hin?
Bevor die neue Tourismusstrategie 2025+ unterzeichnet werden konnte, gab Tourismusdirektor Flurin Riedi einen Überblick über die vergangene Sommersaison. Probleme stellten das sehr durchwachsene Wetter im Frühling und Herbst dar mit einer schwachen Nachfrage. Und fast mehr noch die Hotelschliessungen: Aufgrund von temporären Schliessungen der Hotels Park, Ultima, Saanerhof und anderen Hotels standen weniger verfügbare Betten zur Verfügung. «Das reduzierte Bettenangebot führte zwangsweise zu weniger Logiernächten und damit zu weniger Frequenzen, zum Beispiel auf den Bergen», fasste Riedi zusammen. Besonders im September seien die Logiernächte im Vergleich zum letzten Jahr um 18,5 Prozent zurückgegangen, das seien in absoluten Zahlen über 6500. Der viel propagierte «goldene Herbst», der die Saison eigentlich verlängern soll, ist also laut Riedi kein Selbstläufer, sondern äusserst wetterabhängig. «Ein attraktives Angebot ist ein Must», folgert er und hebt an dieser Stelle positiv die Veranstaltungen Züglete, Country Festival und Caprices hervor.
Was bringt die Zukunft?
Dennoch wird das Thema Ferien nicht weniger wichtig werden in der Zukunft. «Die Menschheit will reisen, sie will unterwegs sein!», zeigt Riedi an einer Statistik von UNWTO auf. Die Zahl der Reisenden weltweit wird demnach von 1,5 Milliarden im Jahr 2019 bis auf 2,2 Milliarden im Jahr 2030 steigen. Dabei ist der Tourismus aus Europa in absoluten Zahlen der bedeutendste, aber der Tourismus aus Asien der am schnellsten wachsende. Dies wird laut Riedi nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich bringen. Besonders gilt es, in der Destination den Overtourism zu vermeiden. Denn eine Tourismusdestination ist ja nicht nur Erlebnisraum für Gäste, sondern vor allem auch Lebensraum für die einheimische Bevölkerung.
Herausforderungen durch den schnell wachsenden asiatischen Markt
Die Herausforderungen, die das starke Wachstum bestimmter Touristenströme aus Asien mit sich bringt, werden auch von den anwesenden Leistungsträgern bestärkt. So ist laut Christoph Huber, Präsident des Hoteliervereins, unsere Region tatsächlich bereits der Überlauf von Interlaken. Gibt es nicht genügend Kapazitäten dort, werden Hotelzimmer in der Destination Gstaad gebucht. Oder die Vertreterin aus Zweisimmen Sonja Kurth führt das Beispiel an, dass asiatische Touristen teilweise aus Unkenntnis der hiesigen Gepflogenheiten zum Fotografieren in die Vorgärten oder Ställe von Privatpersonen vordringen oder auf privaten Gartentischen picknicken. «Und heute haben wir sogar nur einen Prozentsatz von dem, was einmal kommen wird, ohne dass wir in die asiatischen Märkte hineininvestieren», sagt Riedi dazu auf Anfrage nach der Veranstaltung. Die Herausforderung werde also noch grösser werden.
Der Ausweg? – Besucherlenkung!
Als Lösung für die Touristenströme müssen das Besuchermanagement und die Besucherlenkung gemäss Riedi in der Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen. Die Lebensqualität der Anwohner müsse erhalten werden, indem zum Beispiel verstärkt auf Natur- und Umweltschutz geachtet wird, die Sicherheit gewährleistet wird oder Verkehr und Lärm reduziert wird. Dies wird möglich sein durch Parkplatzmanagement, digitale Concierges oder Schulungen der Mitarbeiter zur besseren Besucherlenkung. «Diesem Thema wird in der Zukunft mehr Bedeutung zugemessen werden müssen», betont der Tourismusdirektor.
Welche Lehren kann man aus der aktuellen Tourismusstrategie 2020–2024 ziehen?
«Was haben wir erreicht von den aktuell noch gültigen strategischen Grundsätzen? Was haben wir nicht erreicht?» Strategisch erreicht ist besonders die Prämisse, sich primär qualitativ zu entwickeln und nur leicht quantitativ. Grosse Gruppenreisen wurden nur zurückhaltend akquiriert, eine Tiefpreisstrategie gibt es nicht. Auch mit der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit ist die Destination auf Kurs. Was noch nicht erreicht ist: Die Vorund Nachsaison, das MICE-Angebot und die Schlechtwetterangebote müssten noch ausgebaut werden.
Auch einige konkrete Zahlen sind noch nicht erreicht worden. Flurin Riedi zur bedeutendsten: «Die Hotelbetten! Wir haben im Moment sogar weniger Betten als im Jahr 2019. Das anzustrebende Ziel an Hotelbetten in absoluten Zahlen werden wir also aus der letzten Strategiefassung übernehmen.
Was ist wirklich neu in der Tourismusstrategie 2025+?
Und dann hielten die anwesenden Destinationsräte das 23 Seiten starke Heft in der Hand und erhielten Erklärungen. Die Vision gleich zu Beginn des Heftes drückt eine wichtige Neuerung eigentlich schon aus: «Die Destination Gstaad ist die führende alpine Genussdestination mit hoher Erlebnis- und Lebensqualität.» Wert gelegt wird also nicht nur auf das Erlebnis des Gastes, sondern besonders auch auf die hohe Lebensqualität der Einheimischen. «Diese besondere Einbeziehung der hier Lebenden zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Tourismusstrategie», erklärt Richard Müller, Vorstand-Vizepräsident GST, der sich in den letzten zwei Jahren der Neufassung der Tourismusstrategie in besonderem Masse angenommen hat.
«Von innen organisch gewachsen»
Die Besonderheit zur Entstehung der neuen Strategie fasst Präsident Oliver Waser in Worte: «Nicht GST oder die Gemeinde haben die Strategie bestimmt. Wir haben sie alle zusammen erarbeitet.» Sogar die Bevölkerung konnte sich in einem Mitwirkungsverfahren einbringen. Waser: «Das ist das ganz Besondere. Andere Destinationen beneiden uns um dieses Vorgehen. Wenn so etwas organisch von innen wächst, ist der Rückhalt besser und die Ziele werden besser erreicht.»
DIE NEUE VERWALTUNGSDIREKTORIN TANJA BRUNNER
Tanja Brunner kennt die Region bereits als Touristin, möchte sie bis zu ihrem Amtsantritt per 1. März 2025 aber gerne genauer kennenlernen. Eine gute Gelegenheit bot sich ihr beim Destinationsratstreffen und dem anschliessenden Apéro.
Bei einer kurzen Vorstellung während des Abends erfuhren die Anwesenden von ihr, dass sie mit ihrem Partner in Spiez wohnt. Aufgewachsen ist sie in Hofstetten bei Brienz im Haslital.
Nach der KV-Lehre auf der Gemeinde Hofstetten ist sie zur Stadt Thun gegangen, wo sie im Bereich Migrationsdienst arbeitete. «Mit 24 bin ich wieder zurück nach Hofstetten gegangen, habe die Gemeindeschreiberstelle übernommen und berufsbegleitend die Weiterbildung zur Gemeindeschreiberin gemacht», berichtet sie. Ein Jahr später sei auch die Finanzverwalterstelle vakant geworden, die habe sie auch übernommen und berufsbegleitend die Finanzverwalterausbildung gemacht. Nach knapp zehn Jahren in Hofstetten hat sie in Spiez auf der Gemeinde als Gemeindeschreiberin angefangen, wo sie im November acht Jahre Dienst vollendet.
«Jetzt hat es mich gereizt, etwas Neues zu machen und zu Ihnen zu kommen – ich freue mich extrem darauf!», sagt Tanja Brunner vor dem Destinationsrat.
Und in ihrer Freizeit? «Da bin ich vor allem in der Natur anzutreffen», erzählt sie. Sie spielt Tennis, ist auf der Piste oder wandert gern.
Auf die Frage, ob sie pendeln wird oder eventuell in die Region ziehen möchte, sagt sie auf Anfrage: «Ich werde weiterhin in Spiez wohnen, aber möchte auch ein Studio oder eine kleine Wohnung im Saanenland mieten. Der Weg Spiez-Saanen wäre nicht das Problem, aber mir ist wichtig, dass ich nicht einfach komme und wieder gehe. Ich möchte spüren, wie die Bevölkerung hier ist.»
SWO