Gemeinsam schöne Sachen machen
17.04.2023 GstaadAm Samstag präsentierte der Frauenverein Saanen die Arbeiten, die in den durch ihn organisierten Kursen erschaffen wurden. Aufgrund der Pandemie war es die erste Ausstellung seit 2019. Wir haben mit den Verantwortlichen über das Kurswesen gesprochen und eine Antwort darauf ...
Am Samstag präsentierte der Frauenverein Saanen die Arbeiten, die in den durch ihn organisierten Kursen erschaffen wurden. Aufgrund der Pandemie war es die erste Ausstellung seit 2019. Wir haben mit den Verantwortlichen über das Kurswesen gesprochen und eine Antwort darauf erhalten, weshalb es solche Kurse in der heutigen digitalen Welt noch braucht.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Gekonnt gemalte Landschaftsbilder, farbige Holzhühner, künstlerische Makramee-Blumentöpfe und getöpferte Schalen, all das war Teil der Kursausstellung des gemeinnützigen Frauenvereins Saanen. Ausgestellt wurde vergangenen Samstag im Kirchgemeindehaus Gstaad. Der Frauenverein konnte mit den zahlreichen Exponaten vor allem eines beweisen: die unglaublich grosse Vielfalt der angebotenen Kurse im Saanenland. Und dass es alles andere als blosse Beschäftigungstherapie ist.
Von Alphornblasen bis Glasfusing
Die Kursvielfalt ist gross: Das Angebot reicht von Einführungskursen im Alphornblasen und Golf über Massageund Kräuterheilkundekurse bis zu Kursen im Stricken und Glasfusing. Letzteres ist eine kreative Glasverarbeitungstechnik, bei der verschiedenfarbiges Glas miteinander verschmolzen und geformt wird. Laut den Verantwortlichen für das Kurswesen, Renate Treuthardt, Doris Stutz, Silvia Kübli und Patricia Dönier-Ogi, passe man das Angebot regelmässig der Nachfrage an: «Wir nehmen immer wieder neue Kurse auf, wenn die Mitglieder uns Inputs geben oder streichen Kurse, wenn die Nachfrage nicht gross genug ist», erklärte Renate Treuthardt auf Nachfrage. Ausserdem gebe es Unterschiede zwischen Schnupper- und normalen Kursen, wie Doris Stutz anfügte: «Bei Schnupperkursen geht es darum, den Teilnehmer:innen etwas schmackhaft zu machen, während man bei den anderen Kursen ein Endprodukt zum Ziel hat.»
Das Kursprogramm wird jeweils von den vier Verantwortlichen organisiert. «Wir versuchen jeweils ein interessantes Programm zusammenzustellen. Während des Jahres passen wir dieses dann an», sagte Renate Treuthardt. Sie versuchen aber, immer eine möglichst grosse Vielfalt anbieten zu können. Im vergangenen Jahr wurden 22 Kurse mit insgesamt 115 Teilnehmer:innen durchgeführt und 29 mussten abgesagt werden. Diese hohe Absagequote sei laut Doris Stutz teils noch den Nachwehen der Coronapandemie geschuldet: «Anfang des letzten Jahres gab es bestimmt Leute, die noch etwas vorsichtig waren», sagte sie. Im Herbst habe die Nachfrage wieder zugenommen. Für das nächste Kursjahr sind 72 Kurse angekündigt.
Angefangen mit Kochkursen
Angefangen hat das Engagement des Frauenvereins vor über hundert Jahren. «Der Grundgedanke des Frauenvereins war, Weiterbildungen anzubieten. So hat man Kochkurse organisiert. Was wir heute haben, hat sich daraus entwickelt», erklärte Andrea Maurer, Präsidentin des Frauenvereins. Auch heute werden noch Kochkurse angeboten – allerdings machen diese nur noch einen sehr kleinen Teil des gesamten Angebots aus. Viel wichtiger werden heutzutage kreative Arbeiten. Doch auch dort gibt es Entwicklungen, erklärte Patricia Dönier-Ogi: «Arbeiten, die sehr lange dauern, bis sie fertig sind, werden zunehmend unbeliebter. Stattdessen sind moderne und neue Techniken immer gefragter.» Handlettering-, Brushpen- und Töpferkurse seien dabei besonders beliebt. Aber auch Kurse zum korrekten Buschschneiden im Garten seien im Trend. Eine Tracht zu nähen sei dagegen weit weniger gefragt als noch vor zehn Jahren.
Die Gemeinschaft ist wichtig
Braucht es denn in Zeiten von Online-Seminaren und autodidaktischem Lernen überhaupt noch solche Kurse? Diese Frage bejahten die Kursorganisatorinnen bestimmt. «Einige der Dinge könnte man auch allein zu Hause machen. Aber man macht es dann oft nicht. Ausserdem macht man in den Kursen etwas gemeinsam und hat noch Gesellschaft», sagte Renate Treuthardt. «Die Kursleiter bringen alle Materialien mit und stellen diese zur Verfügung. Die Kursteilnehmer müssen nichts selber mitnehmen», ergänzte Patricia Dönier-Ogi.
Laut Renate Treuthardt gehe es auch darum, etwas für die Menschen des Saanenlandes zu organisieren: «Hier gibt es ein wesentlich kleineres Angebot an Workshops und Kursen als im Flachland. Dem versuchen wir entgegenzuwirken.»
Die Nachfrage nach den Kursen sei laut den Kursorganisatorinnen gut. «Besonders erfreulich ist, dass immer mehr junge Leute an den Kursen teilnehmen», sagte Doris Stutz. «Viele Junge kennen Techniken wie Makramee von ihrer Grossmutter und wollen das auch mal versuchen›», fügte sie an.
Auch für Männer
An den Kursen des Frauenvereins können nicht nur Frauen teilnehmen, wie Präsidentin Andrea Maurer betont: «Auch Männer sind an den Kursen wie auch als Mitglieder im Verein sehr willkommen.» Es gebe auch immer wieder Männer, die an den Kursen teilnehmen, wie auch einige männliche Mitglieder. Die kann man laut Maurer aber an zwei Händen abzählen. Um an den Kursen teilnehmen zu können, muss man übrigens kein Vereinsmitglied sein, alle sind willkommen. Als Mitglied bekommt man aber eine Ermässigung auf den Kurskosten.
Ausserdem sei das Einzugsgebiet für die Kurse grösser als nur das Saanenland: «Wir schreiben die Kurse jeweils auch im Obersimmental aus und können so dank mehr Teilnehmer:innen auch mehr Kurse durchführen», fügte Doris Stutz an.
Ganzes Kursprogramm und Anmeldungen: www.frauenverein-saanen.ch/kursprogramm-2023-2024