Generationenübergreifende Kunst: Vom Opa inspiriert und gefördert
18.07.2023 TraditionWenn das Schweizer Traditionshandwerk des Grossvaters der Enkelin als Inspirationsquelle für ihr eigenes kreatives Erwachen dient…
«Mein Opa», wie Denise Schwizgebel ihren Grossvater zu seinen Lebzeiten nannte, «war für mich ein ...
Wenn das Schweizer Traditionshandwerk des Grossvaters der Enkelin als Inspirationsquelle für ihr eigenes kreatives Erwachen dient…
«Mein Opa», wie Denise Schwizgebel ihren Grossvater zu seinen Lebzeiten nannte, «war für mich ein unendlich wichtiger Brückenbauer in meiner Kindheit. Er ermöglichte mir den Zugang zu den Tieren durch seine Schnitzerei.»
Zwischen Tierliebe und Tierallergie
Denise, Enkelin von Fritz Schwizgebel kam mit einem Paradoxon zur Welt. Einerseits gesegnet mit einer tiefgreifenden Liebe zu den Tieren und anderseits belastet mit einer hochgradigen Tierallergie. Fritz Schwizgebel (8. Juni 1926 – 4.Dezember 2018), geboren und aufgewachsen im Trom bei Saanen, liebte die Tiere und die Natur ebenso. In seinen Zeiten auf der Alp brachte er sich selbst das Schnitzen bei und perfektionierte seine Arbeit im Laufe der Jahre in seiner eigenen kleinen Werkstatt in Pfungen, im Zürcher Unterland an der Seite seiner Frau Margrit Schwizgebel. Nebst dem Schnitzen erlernte Fritz Schwizgebel das Sattlerhandwerk sowie die Metallverarbeitung. Alle Details an seinen Werken wie die Kummete, Glöckchen, Fuhrwerke etc. fertigte er in sorgfältiger Handarbeit. «Immer wenn ich bei ihm war und über seine Schultern blicken durfte, war ich den Tieren nahe. Auch wenn sie aus Holz gefertigt waren, sahen sie lebensecht aus. Jedes Tier hatte einen einzigartigen Ausdruck»
Ein strenger Lehrer
Fritz Schwizgebel lehrte seine Enkelin viel über die Tiere und die Natur. Immer wieder motivierte er sie, selbst zu zeichnen und die Tiere und ihr Verhalten zu studieren. «Er war zugegeben ein strenger Lehrer. Ein Perfektionist», schmunzelt die 38-jährige. «Kaum ein Bild war mal einfach gut. Er fand immer noch irgendwo eine Linie, welche man noch hätte besser platzieren können oder eine Proportion, welche nicht ganz der Realität entsprach.» Dies schulte den Blick und das Können seiner Enkelin. Sie resümiert: «Als ich älter wurde, wurde mir dies jedoch etwas zum Verhängnis, weil ich glaubte, Opas Erbe respektive das Familienerbe dieser Schweizer Traditionshandarbeit im gleichen Stile weitertragen zu müssen. Der Druck in mir war gross. Selbsterzeugt, denn niemand ausser mir hatte diese Erwartungen an mich.» Immerhin ist auch der Grossonkel von Denise, Fritz’ Bruder Christian Schwizgebel eine Berühmtheit in der Scherenschnittszene. Nebst den Grundlagen des Holzschnitzens erlernte Denise Schwizgebel auch die Fertigkeiten des Scherenschnitts bei einer Künstlerin in Winterthur. «Es sind wundervolle Handwerkstechniken, aber ich spürte immer mehr, dass es nicht meins war. Es war zu fein, zu klein, zu traditionell.» Mit rund 32 Jahren besiegte Denise ihre Tierallergie und konnte sich endlich in direktem Kontakt mit diesen wundervollen Wesen auseinandersetzen. «Es geschah etwas in mir. Etwas erwachte während dieser Zeit. Irgendwann traute ich mich, auszubrechen und mich selbst zu offenbaren.»
Heilende Bilder
Denises Bilder spiegeln ihre Tiefe Liebe zu den Tieren wider und lassen den Betrachter in die Seele der Tiere eintauchen. «Sie heilen», sagt Denise selbst über ihre Bilder. «Wer sie betrachtet, wird im Herzen berührt.» Heute ist Denise Selbstständigerwerbende und arbeitet nebst der künstlerischen Tätigkeit als Tiertherapeutin. Ein grosser Traum von Denise ist eine gemeinsame Ausstellung im Saanenland, welche die Werke von Fritz mit ihren eigenen in einem Raum vereint. «Eine Hommage an meinen Opa und sein Lebenswerk. Er hätte es verdient!», findet sie.
ANDRÉ GSCHWEND
Weitere Infos: www.deniseschwizgebel.com