Gewinner des Lysy-Wettbewerbs löst weiteren Preis ein
15.08.2023 KulturBohdan Luts wurde an der letzten Alberto Lysy International Violin Competition sowohl von der Jury als auch vom Publikum als Gewinner gewählt. Gstaad Menuhin Festival offerierte den Publikumspreis in Form zweier Konzertauftritte im Rahmen seiner Reihe Matinée des Jeunes ...
Bohdan Luts wurde an der letzten Alberto Lysy International Violin Competition sowohl von der Jury als auch vom Publikum als Gewinner gewählt. Gstaad Menuhin Festival offerierte den Publikumspreis in Form zweier Konzertauftritte im Rahmen seiner Reihe Matinée des Jeunes Étoiles. Letzten Samstag löste der Nachwuchsgeiger den Preis ein.
ÇETIN KÖKSAL
Das «Kapälli» Gstaad war sehr gut besetzt, als der junge Bohdan Luts mit der erfahrenen Grande Dame der Begleitung, Olga Sitkovetsky, die kleine Bühne betrat. Auf dem Programm standen Giuseppe Tartinis «Teufelstrillersonate», César Francks Geigensonate und die «Caprice d’après l’Etude en forme de valse op.52 no 6 de Camille Saint-Saëns» von Eugène Ysaÿe. Luts Spiel war wie gewohnt sehr direkt, präsent, kraftvoll und von instinktiver Emotionalität geprägt. Oft brillierte er mit beeindruckender Virtuosität, insbesondere bei Ysaÿes Caprice und der Zugabe «Hora Staccato» von Grigoraș Dinicu. Bei der «Teufelstrillersonate» und noch mehr bei derjenigen von Franck wären unterschiedlichere, Stil und Epoche entsprechende Klangfarben und Vibrati wünschenswert gewesen. Doch was (noch) nicht ist, kann ja noch werden, denn Jeunes Étoiles befinden sich am Anfang ihrer – hoffentlich langen – Laufbahn. Luts ist definitiv ein sehr talentierter Nachwuchsmusiker, welcher das geigerische Handwerk schon auf beeindruckende Weise beherrscht. Nun gilt es, neugierig weiter zu lernen, neue Ansichten, Eindrücke und Herangehensweisen von möglichst verschiedenen, guten Musikerpersönlichkeiten zu sammeln und auf diese Weise allmählich - mit der Erfahrung - selber zum immer reiferen Musiker heranzuwachsen. Möge sein Umfeld und er selbst die entsprechenden Weichen jetzt stellen.
Ein Hoch auf «Begleiter»
Gute Begleiter sind rarer, als man gemeinhin denkt, denn sie müssen viele Fähigkeiten haben. Zuerst einmal müssen es sehr gute Pianisten sein, die ein breites Repertoire auch kurzfristig «abrufen» können. Sie müssen ausreichend erfahren sein, um sich schnell ihren jeweiligen Musizierpartnern anpassen und auf ihren jeweiligen Stil eingehen zu können. Letztendlich müssen sie charakterlich so «beschaffen» sein, dass sie sich in der Situation, immer etwas im Schatten ihrer Solisten zu sein, wohlfühlen. Dies, obwohl sie durch ihr Können wesentlich dafür mitverantwortlich sind, ob ein Auftritt gelingt oder nicht. Olga Sitkovetsky ist eine Vorzeigevertreterin dieser Berufsgruppe. Seit Jahrzehnten begleitet sie jüngere und ältere Solisten und ist ihnen eine zuverlässige, inspirierende Stütze. In der Kirche Saanen war sie auch schon an der Seite des legendären Pinchas Zukerman zu hören und aktuell arbeitet sie als Begleiterin an der Internationalen-Menuhin-Musik-Akademie (IMMA), wo auch Bohdan Luts noch studiert. Für die dortigen, jungen Streicher-Studenten aus aller Welt ist sie in den vielen Jahren ihrer treuen Tätigkeit zu einer wichtigen, auch menschlichen Stütze geworden. Unverständlich, warum die Akademieleitung ihr nun nach all diesen Jahren hingebungsvoller Arbeit das Pensum so reduzieren will, dass ihre Existenz bedroht wäre. Im «Kapälli» Gstaad jedenfalls, bewies sie zum x-ten Mal, dass sie eine wertvolle, äusserst fähige Musizier-Partnerin ist.
Aller guten Dinge sind drei
Die drei wichtigen Klassik-Festivals der Region, «Gstaad Menuhin Festival», «Gstaad New Year Music Festival» und «le bois qui chante» kooperieren mit der «Alberto Lysy International Violin Competition», indem sie dem Gewinner je einen Konzertauftritt offerieren. Luts hat nun zwei davon eingelöst. Am 20. Oktober 2023 wird er seinen letzten Preis am «le bois qui chante» im Temple de Château-d’Oex einlösen dürfen.
Der Internationale Alberto-Lysy-Violinwettbewerb wurde mit der Absicht ins Leben gerufen, junge Geiger aus aller Welt zu fördern und den großen Geiger Alberto Lysy, ein Schüler Yehudi Menuhins, und sein Vermächtnis zu ehren. Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre durchgeführt, und die dritte Ausgabe wird im Oktober 2024 wiederum im Kirchgemeindehaus Gstaad stattfinden.