Gibt es bald eine neue Bahn aufs Rellerli?

  09.05.2022 Tourismus

Der Verein der Freunde des Rellerli, die Mountain View AG sowie Gstaad Saanenland Tourismus (GST) und die Gemeinde Saanen haben nach ausführlichen Diskussionen eine Lösung gefunden, wie das Rellerli in Zukunft entwickelt werden kann. Im folgenden Interview informieren die Beteiligten über den Stand der Arbeiten.

ANITA MOSER

Können Sie uns bitte in groben Zügen erklären, wie das Entwicklungskonzept Rellerli aussieht?
Heinz Welten, Präsident des Vereins Freunde des Rellerli:
Das Projekt hat zwei Seiten. Zum einen den Wunsch der Freunde des Rellerli, eine neue Gondelbahn zu bauen, um denjenigen, die nicht hinaufwandern können, den Zugang zum Berg zu ermöglichen. Zum anderen die Absicht der Mountain View AG, das bestehende Gebäude der Bergstation in eine ökologisch verantwortungsvolle, öffentlich buchbare «Berghütte» umzuwandeln.

Welche Art Gondelbahn soll zum Rellerli führen?
Heinz Welten:
Die Firma Garaventa hat sich als der beste Partner für den Bau dieser neuen direkten Verbindung zwischen der Tal- und der Bergstation erwiesen. Es handelt sich um eine Niederflurbahn, die mit den neuesten umweltfreundlichen Batterien und Solarzellen ausgestattet sein wird. Die Kapazität der Gondelbahn wird zudem absichtlich begrenzt, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu kontrollieren. Derzeit ist eine Förderkapazität von maximal 600 Personen pro Stunde vorgesehen.

Welches sind die geplanten Betriebszeiten der neuen Bahn?
Heinz Welten:
Dieser Punkt wurde noch nicht im Detail besprochen, aber man könnte sich vorstellen, dass die Gondelbahn je nach Wetterlage und Nachfrage betrieben wird. Ziel ist es, dass die Gondelbahn sowohl im Winter als auch im Sommer in Betrieb ist, vorbehältlich einiger Sicherheits- und anderer Parameter, die noch nicht festgelegt sind.

Wenn Winterbetrieb: Werden die Skipisten und die Schlepplifte wieder in Betrieb genommen?
Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG:
Nein, die BDG wird die Skilifte sowie die bestehende alte Gondelbahn zurückbauen. Die dazu nötigen Rückbaugesuche liegen vor und müssen von den Grundstückbesitzern noch unterzeichnet werden. Im Gegensatz zum Gebiet Hornberg/Horneggli wird um das Rellerli eine extensive Tourismusnutzung angestrebt. Deshalb soll auf einen Skibetrieb verzichtet werden. Die BDG signalisiert aus Loyalität gegenüber den Freunden des Rellerli und den heutigen Eigentümern der Infrastrukturen des Rellerli, der Mountain View AG, dass sie dem jetzigen geplanten Projekt offen gegenübersteht.

Werden der Winterwanderweg oder die Schneeschuhtrails erhalten bleiben?
Flurin Riedi, Geschäftsführer von GST:

Die Wander- und die Schneeschuhtrails bleiben erhalten. Das touristische Angebot wird durch die Errichtung einer neuen, umweltfreundlichen Bahn aufgewertet und vervollständigt.

Können Sie etwas über die rechtliche Struktur der neuen Bahn sagen? Wer soll Eigentümer werden, wer wird sie betreiben und wer die Kosten tragen?
Heinz Welten:
Da das Projekt aus dem Verein der Freunde des Rellerli hervorgeht, sollte es im Besitz des Vereins sein und von diesem betrieben werden – möglicherweise in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Aber im Moment wird das Projekt von den Freunden geleitet. Diese Details müssen geklärt werden, sobald die Machbarkeit des Projekts bestätigt ist.

Wie viel wird der Bau der Bahn kosten? Ursprünglich wurde von zwölf Millionen Franken ausgegangen – ist das noch realistisch?
Heinz Welten:
Das Budget für diese neue Anlage ist noch nicht genau festgelegt. Aber da die Grundstücke von der Mountain View AG zur Verfügung gestellt werden, ist der von Ihnen erwähnte Kostenrahmen realistisch.

Können Sie schon etwas über den Stand der Finanzierung der Gondelbahn sagen?
Heinz Welten:
Die Finanzierung wird zwischen allen Beteiligten besprochen. Die Freunde des Rellerli werden eine Finanzierungskampagne starten, um Geld von ihren Mitgliedern und dem Privatsektor zu sammeln. Das Wichtigste in dieser Phase ist, die Unterstützung der Behörden, der Umweltorganisationen und der Bevölkerung für dieses neue Projekt in der Region zu gewinnen. Sobald alle an Bord sind und das Projekt grünes Licht erhält, werden alle Beteiligten Hand in Hand weiterarbeiten, um die Finanzierung des Projekts sicherzustellen.

Wird sich die Mountain View am Bau und Betrieb beteiligen? Wenn ja, in welcher Form?
Frédéric Boder, Vertreter der Mountain View AG:
Wir werden dieses Projekt unterstützen, indem wir Land und Platz für die Tal- und Bergstation der neuen Bahn zur Verfügung stellen, falls die Bewilligungen erteilt werden. Aber das Bahnprojekt selbst wird von den Freunden des Rellerli mit der Unterstützung der GST geführt. Die Mountain View AG wird die Gondelbahn nicht betreiben.

Wie weit ist die Planung der Bahn fortgeschritten? Wurden die verschiedenen Abklärungen bezüglich Naturschutz usw. bereits getroffen? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nicht, wann sollen sie erfolgen?
Heinz Welten:
Ein erstes Projekt ist erst auf dem Papier vorhanden, und wir legen es derzeit zusammen mit Garaventa den verschiedenen zuständigen Behörden sowie den Umweltorganisationen vor, um deren Zustimmung einzuholen. Die ersten Rückmeldungen sind positiv.

Inwieweit sind die Gemeinde und die BDG am Projekt beteiligt?
Heinz Welten:
Sie werden regelmässig über den Projektfortschritt informiert und sie sind an gewissen Sitzungen anwesend, um ihre Erfahrungen aus anderen Projekten mit uns zu teilen.

Wird das Berghaus wiederaufgebaut? Wie sieht das Projekt aus?
Frédéric Boder:
Das derzeitige stillgelegte Berghaus und Restaurant wird in eine Berghütte umgewandelt (siehe Abbildungen). Die neue Berghütte wird nicht so gross sein wie das heutige Gebäude und die Bergstation der Gondelbahn sowie die dazugehörige Infrastruktur beinhalten – sofern die Baugenehmigung erteilt wird.

Wird es auf dem Rellerli eine Verpflegungsmöglichkeit für alle geben oder nicht?
Heinz Welten:
Ja, es ist geplant, bei der Bergstation der Gondelbahn eine Buvette zu errichten, die für alle zugänglich ist.

Welches sind die nächsten Schritte und wie sieht der optimale Zeitplan aus?
Heinz Welten:
Idealerweise sollte das Bahnkonzept noch in diesem Jahr genehmigt und der Bau im Jahr 2024 realisiert werden. Wir sind uns bewusst, dass dieser Zeitplan in Anbetracht der Komplexität des Projekts ehrgeizig ist, aber dies ist das Ziel!

Was halten Gstaad Saanenland Tourismus und die Dorforganisation Schönried von diesem Projekt?
Flurin Riedi:
Gstaad Saanenland Tourismus wie auch die Dorforganisation Schönried sehen in diesem Projekt eine grosse Chance, das touristische Angebot der Region nachhaltig aufzuwerten. Durch die bewusst definierte maximale Transportkapazität von 600 Personen pro Stunde sowie den Entscheid, das Gebiet nicht mehr als Skigebiet zu nutzen, wird der Strategie des sanften und naturnahen Tourismus Rechnung getragen. Das Rellerli soll künftig sowohl den Einheimischen als auch den Gästen die Möglichkeit bieten, die Schönheit dieses Panoramagipfels nicht nur zu Fuss, sondern auch mit der Bahn geniessen zu können.

Wie verliefen die Gespräche?
Patricia Matti, Gemeinderätin von Saanen:
Die Gespräche waren sehr offen, und alle am Tisch haben sehr schnell erkannt, dass es im Interesse aller ist, Hand in Hand zu arbeiten. Dies gilt nicht nur für die Akteure des Projekts im engeren Sinne, sondern auch für die gesamte Destination und die Besucher des Saanenlandes. Die Gemeinde unterstützt die Planung des Projekts und freut sich, dass sich alle Beteiligten gemeinsam für dieses Projekt einsetzen.


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