Glacier 3000 Run: Super Wetter, gute Stimmung, starke Leistungen
12.08.2024 SportAm Samstag fand bei prächtigstem Wetter die 16. Ausgabe des Glacier 3000 Runs statt. 723 Läuferinnen und Läufer nahmen die Strecke unter die Füsse, wovon 596 am Ziel angekommen sind. Unter ihnen: Der einheimische Jubilar Felix Aegerter, der die anspruchsvolle Strecke von Gstaad bis auf den Gipfel des Scex Rouge hinauf zum 16. Mal erfolgreich gemeistert hat.
SABINE REBER
«Endlich kann wieder die Originalstrecke über den Gletscher gelaufen werden!», freute sich der Streckenverantwortliche Oliver Hermann beim Gespräch vor dem Start des Rennens, und er fügte an: «Es ist einer der härtesten Bergläufe – man hat vom Gsteig aus immer diese riesige Wand vor Augen und sieht stets, wie weit es ist. Das ist psychologisch sehr herausfordernd. Es folgt die Moräne und man denkt, man ist gut dran. Aber dann kommen noch drei weitere Kilometer – die atemberaubende Alpenkulisse auf dem obersten Streckenabschnitt ist natürlich spektakulär. Aber so warm wie heuer war es noch nie, und der Weg über den Gletscher ist total matschig. Da kommen die Läuferinnen und Läufer dann schon ans Limit!»
Das weiss auch der einheimische Jubilar Felix Aegerter. Vor dem Start gab er zu bedenken, dass er eine Fussverletzung hatte, und er betrachtet die hohen Temperatur kritisch: «Mir ist eigentlich lieber, wenn das Wetter kühler ist. Beim Rennen hat man sowieso immer warm genug!» Und aus der langjährigen Erfahrung weiss er: «Wenn der Schnee weich ist, muss man wegen Wadenkrämpfen sehr aufpassen.»
Zuversicht und gute Stimmung
Eine kleine Umfrage vor dem Start ergab: Die meisten sind locker und zuversichtlich drauf, es herrscht eine freudige Aufbruchstimmung. Marcel Jauner – der in der Region bekannt dafür ist, dass er sogar auf Skitouren meistens oben ohne unterwegs ist – heftete sein Nummernschild an die kurze Hose und lachte: «Ich starte schon zum 13. Mal, da ist man nicht mehr nervös. Ich freue mich einfach auf die schöne Strecke!» Eine Gruppe von Freunden aus Genf, die sich aus der Schule kennen, posieren ebenso freudig vor dem Start wie die beiden Kolleginnen Elisabeth und Katharina. Sie sind extra schon einen Tag früher aus der Ostschweiz angereist und wollen nach dem Rennen noch eine Nacht in Gstaad bleiben, «um die schöne Landschaft noch ein bisschen länger zu geniessen», sagten sie unisono.
Als hätte er Federn unter den Füssen
Die beiden Tagessieger Vitaliy Shafar aus der Ukraine und Daniela Aeschbacher aus Bern liessen sich von den warmen Wetterbedingungen und der Aussicht auf weichen Schneematsch nicht stressen. Shafar, der bereits im Vorjahr gesiegt hatte, rannte bei der Cabane dermassen locker und geschwind an den Schaulustigen vorbei, dass sich manch einer wunderte, warum der schnelle Läufer aus der Ukraine trotz heissem Wetter und Wahnsinnstempo nicht einmal zu schwitzen schien. Jemand raunte bewundernd: «Unglaublich! Der läuft so leicht, als hätte er Federn unter den Füssen!» Schliesslich traf der schnelle Ukrainer ganze 14 Minuten vor dem zweitplatzierten Läufer im Ziel ein.
Mit Bravour zum 16. Mal ins Ziel
Bei der Verpflegungsstation Moräne trifft die Reporterin auf den 73 Jahre alten Ruedi Horber. Er freut sich über einen Schwatz, erzählt, dass er schon zum vierten Mal mitmache, und scherzt: «Meine Frau kommt dann auch noch hier vorbei, aber da müssen Sie sicher noch eine halbe Stunde warten.» Er leert seinen Becher und huscht mit flinken Schritten von dannen, dem Gletscher zu. Andere Läufer sind an dieser Stelle weniger gesprächig – sie wirken konzentriert, weil sie wissen, dass jetzt noch eine anstrengende Etappe vor ihnen liegt.
Weiter oben beim Gletscher mag dann kaum mehr jemand gross reden. Manchen steht die Anstrengung ins Gesicht geschrieben, und der eine und andere krümmt sich mit Krämpfen im nassen Schnee und versucht, am Boden liegend, seine Waden wieder locker zu bekommen. Felix Aegerter zieht locker an ihnen vorbei und schafft auch seinen 16. Glacier Run mit Bravour.
Zu diesem Zeitpunkt sitzt der Ukrainer Vitaliy Shafar bereits mit seiner Partnerin im Restaurant beim Essen und nimmt so cool, wie er gelaufen ist, auch die Gratulationen entgegen. Er konnte seine Krone von 2023 mit einer hervorragenden Zeit von 2 Stunden und 23 Minuten verteidigen, nur drei Minuten hinter dem Rekord von Martin Cox aus dem Jahr 2008. Diese Leistung ist umso beeindruckender, als der Ukrainer das Rennen ganz allein bestritt. Bei Kilometer 8 hatte er bereits einen Vorsprung von 2 Minuten auf seine Verfolger, die ihn nie wieder ins Visier nehmen konnten. Schliesslich gelangte er 14 Minuten vor Arnold Aemisegger (Liechtenstein) ins Ziel. Dieser erreichte als Tageszweiter eine Zeit von 2:37 Stunden. Auf Platz 3 kam der Kalifornier Jacob Banta, der die Ziellinie in 2:38 Stunden überquerte. In diesem Jahr stand kein Schweizer auf dem Podium der Overallwertung.
Schnelle Frauen
Bei den Frauen gewann Daniela Aeschbacher vom TV Länggasse Bern den Hauptlauf in 2 Stunden und 57 Minuten und 19 Sekunden. Sie war die einzige Frau des Tages, die unter der Drei-Stunden-Marke blieb. Simone Troxler (Bern), die Schweizer Berglaufmeisterin von 2022, traf 11 Minuten hinter der Tagessiegerin auf dem zweiten Platz ein. Helen Mino Faukner aus den USA, die Lebensgefährtin von Jacob Banta, erreichte wie er den dritten Platz auf dem Podium.
Bernhard Tschannen, Präsident des Organisationskomitees, der alle 16 Ausgaben miterlebt hat, freute sich nach dem Rennen: «Diese 16. Ausgabe ist eine der besten, die wir je erlebt haben!» Die gleiche Begeisterung war auch auf den Gesichtern der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu sehen, die allein oder im Team beim Glacier 3000 Run sowie bei den anderen Disziplinen und Teilstrecken wie dem KM Vertical, beim Alpine Nordic Walking oder beim Kids Run an den Start gingen. Und nicht wenige versprachen gleich vor Ort, dass sie nächstes Jahr wiederkommen würden.
Unter glacier3000run.ch finden Sie die komplette Rangliste.