Das Altersheim Sunnebühl feierte am 25. Oktober sein 50-jähriges Bestehen. Zahlreiche Gäste blickten gemeinsam auf die Geschichte des Hauses zurück.
JONATHAN SCHOPFER
«Scho mängisch hani gsunge, dr Wind het ds Lied vertreit. U het i ...
Das Altersheim Sunnebühl feierte am 25. Oktober sein 50-jähriges Bestehen. Zahlreiche Gäste blickten gemeinsam auf die Geschichte des Hauses zurück.
JONATHAN SCHOPFER
«Scho mängisch hani gsunge, dr Wind het ds Lied vertreit. U het i d’Alltagssorge chli Fröid u Sunne gströit», sang das Chörli Lauenen am Festakt. Feierlich wurde das sanierte Altersheim Sunnebühl eingeweiht. Neben Musik und Reden bot sich den Gästen anschliessend die Gelegenheit, die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen.
Festakt mit Rückblick und Dank
«Heute ist ein Freudentag», sagte Betriebsleiter Beat Maurer. Das Altersheim Sunnebühl sei heller und freundlicher als zuvor, der Name passe nun besser denn je: «Das Altersheim glänzt wie ‹früsch›!» Pünktlich zum 50. Jubiläum konnten die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden. Maurer erinnerte daran, dass ein Jubiläum «nie nur eine Zahl, sondern Ausdruck jahrzehntelanger gemeinsamer Verantwortung» sei.
Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli erinnerte mit einem alten Zeitungsartikel daran, dass kleine Heime bereits vor 50 Jahren als Auslaufmodell beschrieben wurden. Doch das Lauener Heim kann dem Trend trotzen. Sie dankte allen, die das Heim geprägt haben – «vom Pflegepersonal bis zu den Bewohnerinnen und Bewohnern».
Stephan Addor, Präsident des Kirchgemeinderats, betonte, wie wichtig die Nähe des Heims zum Dorf ist: «Es erleichtert vieles, wenn eine Lauenerin oder ein Lauener die Möglichkeit hat, im eigenen Tal ins Altersheim zu gehen.» Auch die enge Verbindung zwischen Kirche und Heim funktioniere seit jeher gut.
Mit 30’000 Franken gestartet
Dass es das Altersheim Sunnebühl überhaupt gibt, verdankt Lauenen dem Ehepaar Fred und Ruth Stauffer. Das Ehepaar Stauffer schenkte dem Ort eine Vision: ein Heim für die älteren Menschen von Lauenen. 1970 stifteten die Stauffers dem Frauenverein 30’000 Franken, mit der Auflage, ein Altersheim zu bauen. Da der Betrag für ein solches Vorhaben nicht ausreichte, brauchte es viel Engagement und Unterstützung aus der Bevölkerung, bis das Projekt Wirklichkeit wurde.
Fünfzig Jahre später führt André Streit, Stiftungsratspräsident und Präsident der Baukommission, dieses Erbe weiter. «Wir wollten mit der Sanierung erhalten, was sich bewährt hat», sagt er. Deshalb sei es ihm ein besonderes Anliegen gewesen, dass die Arbeiten von lokalen Handwerksbetrieben ausgeführt wurden.
Ein Blick ins «neue» Sunnebühl
Am Jubiläumstag bot sich den Gästen die Gelegenheit, die sanierten Räumlichkeiten zu besichtigen. Pflegedienstleiterin Nicole Kasprzak zeigte sich begeistert von den neuen Möglichkeiten: «Die Zimmer sind nun breiter, und mit dem Rollstuhl kommt man viel besser zurecht.» Auf jedem Stockwerk gebe es nun eine eigene Duschstation, so habe man weniger weite Strecken zurückzulegen. «Ich freue mich sehr, wenn die Bewohner wieder zurück in Lauenen sind», sagte sie. Denn durch die umfassenden Sanierungsarbeiten musste im alten Spital Saanen von Ende März bis Ende Oktober ein Provisorium eingerichtet werden, der «Anzeiger von Saanen» berichtete.
ANDRÉ STREIT IM INTERVIEW
Am 25. Oktober wurde nicht nur das 50-jährige Jubiläum des Altersheims Sunnebühl gefeiert, sondern auch die umfassende Sanierung des Hauses. Warum man sich für eine Sanierung statt eines Neubaus entschieden hat, erklärt Stiftungsratspräsident und Baukommissionsleiter André Streit.
JONATHAN SCHOPFER
André Streit, was war Ihnen beim Umbau besonders wichtig?
Unser Ziel war es, den Charakter des Hauses zu bewahren. Die Bewohner haben sich hier immer wohlgefühlt. Wir wollten keinen Palast neu erbauen, sondern das, was funktioniert, sorgfältig erneuern.
Auch haben wir uns bewusst gegen einen Neubau entschieden, das wäre nicht finanzierbar gewesen und hätte den Charakter des Hauses zerstört. Es wäre ein ganz anderes Heim geworden.
Was wurde alles saniert?
Vieles wurde unsichtbar erneuert – etwa Leitungen, Elektroinstallationen oder Brandschutz. Sichtbar ist es nun heller, das alte Holz wurde sandgestrahlt. Der Zugang zum Garten war jahrzehntelang provisorisch, jetzt ist er richtig gelöst. Das macht viel aus im Alltag.
Wieviel hat die Sanierung gekostet?
Die Schlussrechnung liegt zwar noch nicht vor, aber wir gehen von rund 1,9 bis 2 Millionen Franken aus. Der Umbau konnte vollständig aus eigenen Mitteln finanziert werden: Wir brauchten keine Bankkredite. Das ist für ein kleines Heim wie unseres etwas Besonderes.
Sie sind seit vielen Jahren im Gesundheitswesen. Wie erleben Sie die Zunahme von Vorschriften?
Ich bin über 30 Jahre in diesem Bereich tätig. Was heute an Vorschriften gilt , ist wie Tag und Nacht im Vergleich zu früher. Ein Beispiel: Die Dokumentation muss viel detaillierter sein. Gleichzeitig wird es schwieriger, gutes Personal zu finden. Das macht es anspruchsvoll, ein kleines Heim wie unseres zu führen.
Was bedeutet Ihnen das Jubiläum persönlich?
Ich bin glücklich und stolz, was aus dem Haus geworden ist. Es ist heller, freundlicher – und bleibt Teil der Gemeinde Lauenen. Für die nächsten Jahre sind wir gut gerüstet.