Der uralte Brauch der Grundsteinlegung wurde bei der römisch-katholischen Kirche in Gstaad für das kommende neue Pfarrhaus zelebriert. Priester Dr. Matthias Neufeld vollzog die Weihe des Grundsteins, der zugleich eine Zeitkapsel ist.
JONATHAN SCHOPFER
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Der uralte Brauch der Grundsteinlegung wurde bei der römisch-katholischen Kirche in Gstaad für das kommende neue Pfarrhaus zelebriert. Priester Dr. Matthias Neufeld vollzog die Weihe des Grundsteins, der zugleich eine Zeitkapsel ist.
JONATHAN SCHOPFER
Ein Priester mit rotem Bauhelm und liturgischem weissem Gewand in der Baugrube – dieser ungewohnte Anblick bot sich am vergangenen Donnerstag an der Rialtostrasse bei der römischkatholischen Kirche in Gstaad. Dort segnete Priester Dr. Matthias Neufeld den Grundstein, symbolisiert durch einen Metallkoffer mit Zeitdokumenten und besprengte ihn feierlich mit Weihwasser. Er steht für das Fundament, auf dem später das Pfarrhaus und der Pfarreisaal der Pfarrei St. Josef stehen werden.
Grundsteine gingen auch schon verloren
Das Ritual der Grundsteinlegung ist uralt. Bereits 1140 dokumentierte Abt Suger von St.-Denis die Grundsteinlegung für eine Klosterkirche (Untermann, Funktion der Grundsteinlegung im Mittelalter). Auch kam es vor, dass Grundsteine – oder ihr genauer Standort – im Lauf der Zeit vergessen wurden. So etwa beim Schloss Neuschwanstein, dessen Grundstein später von einem Spezialteam wieder aufgespürt werden musste.
Bei der katholischen Kirche in Gstaad dürfte das nicht passieren: Der Standort ist sauber in der Baudokumentation archiviert, verlautet Toni Siegrist vom katholischen Kirchgemeinderat auf Anfrage.
Den ersten Baustein legte Apostel Petrus
«Da das Pfarrhaus und der Pfarreisaal schon langsam in die Jahre gekommen waren, brauchte es ein neues», erklärte Felix Neff, Präsident der römischkatholischen Kirchgemeinde Gstaad, in seiner Ansprache. Priester Dr. Matthias Neufeld erinnerte daran, dass Apostel Petrus als jener «Stein» gilt, auf dem die Kirche gebaut ist. Er bat um Gottes Segen für das künftige Pfarrhaus, für alle, die dort ein- und ausgehen werden und für die kommenden Generationen.
Was wurde in die Zeitkapsel beigelegt?
Im Metallkoffer befinden sich ein schriftlicher Bericht über den Tag sowie eine Liste der Anwesenden. Dazu kommen aktuelle Zeitungen – «Die Welt», der «Berner Oberländer» und der «Anzeiger von Saanen» –, eine Osterkerze, ein Messstab sowie Zeichnungen und Texte von Kindern, die festgehalten haben, wie sie sich die Kirche in 50 Jahren vorstellen. Darunter waren Ideen von Kirchen, in denen Tiere leben, oder Kirchen, die von Robotern geführt werden.
Über den Neubau des Pfarrhauses
«In etwa einem Jahr, wahrscheinlich zur gleichen Zeit, sollten die Strukturen des neuen Pfarrhauses sichtbar sein», so Klaus Breuninger von Jaggi Architektur & Innenarchitektur. Er dankte allen Beteiligten und betonte, dass das neue Pfarrhaus auch ein Zeichen für christliche Werte und Vertrauen in die Zukunft sei.
Nachdem der Metallkoffer von Amtsträgern der römisch-katholischen Kirchgemeinde Gstaad, der Gemeinde Saanen und der Bauherrschaft zugeschüttet worden war, gab es einen Umtrunk mit Prosit.