«Wo bleiben Anstand und Respekt?»: Gsteiger Gemeinderat nimmt Stellung nach Reaktionen
29.08.2023 GsteigNach dem Gsteiger Nein zum finanziellen Beitrag für das integrierte Versorgungsmodell wurden laut dem Gemeinderat Gsteig ihre Bürgerinnen und Bürger Opfer von Beleidigungen. Nachfolgend die Stellungnahme im Originalwortlaut.
98 Gsteigerinnen und Gsteiger ...
Nach dem Gsteiger Nein zum finanziellen Beitrag für das integrierte Versorgungsmodell wurden laut dem Gemeinderat Gsteig ihre Bürgerinnen und Bürger Opfer von Beleidigungen. Nachfolgend die Stellungnahme im Originalwortlaut.
98 Gsteigerinnen und Gsteiger haben am Freitagabend an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung mit nur einer Stimme mehr das integrierte Versorgungsmodell Gesundheitsnetz Simme Saane abgelehnt.
Dieses Resultat entstand in einem korrekt abgelaufenen demokratischen Prozess und wurde durch viermaliges Nachzählen vom sechsköpfigen Ausschuss überprüft.
Durch die von der Gesundheit Simme Saane AG und der Bergregion Obersimmental-Saanenland selber auferlegten Bedingung, dass alle sieben Gemeinden im Obersimmental und Saanenland der Vorlage zuzustimmen haben, ist nun das Projekt gescheitert.
Beruht es nun auf fehlendem Anstand, fehlendem Respekt oder ungenügendem Demokratieverständnis, wenn unbescholtene Bewohner von Gsteig ungeachtet ihrer Haltung von jeglicher Seite aus dem Obersimmental und Saanenland angeprangert und beleidigt werden? Wir wissen es nicht, sind erschüttert und bedauern es zutiefst.
In unserem demokratisch geprägten Staat sollten derartige Eskalationen keinen Platz haben. Jeder und jede darf eine eigene Meinung haben, diese auch äussern und dafür einstehen.
Als Versöhnung erhalten wir aber auch etliche positive Rückmeldungen von Bürgern aller Gemeinden der Region aus verschiedenen Schichten und Organisationen. Schön wäre es, wenn sich diese nicht nur bei uns äussern würden, sondern auch öffentlich ihre Haltung vertreten.
Diese 98 Gsteigerinnen und Gsteiger sind nicht gegen ein Spital in Zweisimmen. Aber sie sind zu 100 Prozent an einer dauerhaft guten Gesundheitsversorgung interessiert. Zum Zeitpunkt der Abstimmung wussten alle im Saal, dass die anderen sechs Gemeinden der Vorlage mit grossem Mehr zugestimmt hatten. Wer dem GSS-Projekt gegenüber skeptisch war, stand nun vor der Entscheidung, sich gegen seine eigene Meinung solidarisch zu allen anderen zu bekennen oder trotzdem Nein zu stimmen. Das Resultat zeigt, wie gross die Bedenken an einer erfolgreichen Umsetzung der präsentierten Vorlage waren.
Der Gemeinderat musste und wollte auch niemanden von seiner Ablehnung überzeugen. Aber er gab Antworten auf die aus dem Plenum gestellten Fragen zu den Beweggründen für die ablehnende Haltung der Exekutive.
Der Gemeinderat hat sich intensiv mit dem Projekt und den präsentierten Zahlen usw. auseinandergesetzt, eigene Berechnungen angestellt, Vergleiche gezogen, sich weitere Informationen beschafft, ungefragt Informationen erhalten und teilweise unangenehme Fragen an die GSS gestellt. Die Mehrheiten der Antworten darauf vermochten die zunehmenden Zweifel am Erfolg des Projekts nicht zu beseitigen. In Abwägung aller gewonnenen Erkenntnisse fällte deshalb der Gemeinderat einstimmig den Entscheid, den Gsteiger Stimmbürgern in der Informationsbroschüre zur Gemeindeversammlung eine Ablehnung der Abstimmungsfrage zu empfehlen.
Wir sind nach wie vor überzeugt und der Gemeinderat wird sich dafür einsetzen, mit der Unterstützung des Regierungsrats, der Spital STS AG und durch partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Region die bestmögliche Gesundheitsversorgung für das Saanenland und Obersimmental realisieren zu können. Darin eingebunden verstehen wir auch Bemühungen für mehr Hausärzte und einen verbesserten Rettungsdienst.
Begegnen wir uns wieder mit Anstand und Respekt! Danke.
GEMEINDERAT GSTEIG