Gstaad in schottischer Hand: Dodds und Mouat gewinnen das Mixed-Doubles-Curling-Turnier 2024
21.10.2024 SportDie Chancen standen gut, dass die Athleten aus den Highlands den Sieg holen würden, nachdem drei schottische und ein norwegisches Team ins Viertelfinale eingezogen waren. Jenn Dodds und Bruce Mouat setzten es in die Tat um und sicherten sich den Titel. Im packenden Finale musste sich Norwegen geschlagen geben. OK-Präsident Neal Schwenter zieht eine positive Bilanz, denn 18 Teams aus aller Welt haben teilgenommen.
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Ein Raunen geht durch das Curler Pub: Die Kontrahententeams Kristin Skaslien/Magnus Nedregotten (Norwegen) und Jenn Dodds/Bruce Mouat (Schottland) schenken sich im Finale des internationalen Mixed-Doubles-Curling-Turniers nichts. Das Publikum blickt gebannt und ist begeistert vom Niveau, welches ihnen auf dem Gstaader Eisfeld geboten wird. Denn es ist hoch: Das norwegische Team ist aktuell die Nummer zwei in der Weltrangliste und Vizeolympiasieger, das schottische holte 2021 den Weltmeistertitel, Bruce Mouat ist mit seinem Vierer-Männerteam ebenfalls Vizeweltmeister, Vize-Olympiasieger und zweifacher Europameister. Am Ende überzeugt das schottische Team in Gstaad: Dodds und Mouat triumphieren. Die Nummer eins im Mixed Doubles – Marie Kaldvee und Harri Lill aus Estland – war ebenfalls am Turnier anwesend, musste aber verletzungsbedingt am zweiten Turniertag aufgeben.
Von zwölf auf 18 Teams
«In diesem Jahr konnten wir 20 Teams verpflichten, leider mussten kurzfristig zwei absagen, dies aufgrund von Verletzungen und schulischen Verpflichtungen», erklärt Neal Schwenter. Er ist der OK-Präsident des noch jungen internationalen Turniers, welches zum zweiten Mal diese Woche stattgefunden hat. Die Steigerung von zwölf auf schlussendlich 18 Teams freut Schwenter besonders. Zudem haben sie erstmals Athleten aus Übersee, so aus China. «In diesem Jahr haben wir noch enger mit Bern zusammengearbeitet, denn nach unserem Turnier von Montag bis Mittwoch können die Curlingprofis an einem zweiten internationalen Turnier teilnehmen. Die Anreise lohnt sich somit für die internationalen Sportler:innen, denn oftmals müssen sie innerhalb kurzer Zeit zwischen beispielsweise Europa und Kanada hinund herreisen.» Das chinesische Team empfahl ihnen sogar, gleich ein drittes Turnier anzubieten, dann würden mehr asiatische Athleten die Reise auf sich nehmen. «Davon sind wir aber noch weit entfernt», so Schwenter.
Einen weiteren Anreiz, weshalb das OK derart international hochrangige Spielerinnen und Spieler gewinnen konnte, sieht der Präsident im Preisgeld von insgesamt 9000 Franken, 3000 für den ersten Platz, die restlichen 6000 erhalten die Zweitplatzierten bis Viertelfinalisten, jeweils in unterschiedlicher Höhe.
Scottland meets Gstaad
Spannend: Ganze fünf schottische Teams sind ins Saanenland gereist. Woran liegt das? «Die Weltmeisterschaften stehen an und Schottland hat echt viele gute Teams. Der schottische Verband hat deshalb entschieden, dass die Schweizer Turniere plus ein heimisches als Qualifikation gelten. Das beste Team darf an der WM teilnehmen», erläutert Schwenter. Es sei eine Bereicherung für das ganze Turnier, denn der Zusammenhalt zwischen den schottischen Teams sei bemerkens- und auch lobenswert. «Sie kämpfen um den einen Platz an der WM, sind jedoch gute Freunde, sitzen zusammen und lachen. Bei Schweizern wäre das anders, die würden in solch einer Situation an verschiedenen Tischen sitzen», sagt Schwenter, der auch selbst jahrelang professionell in einem Vierer-Männerteam Curling spielte.
Keine Schiedsrichter anwesend
Wussten Sie, dass bei Curlingspielen grundsätzlich keine Schiedsrichter auf dem Eisfeld stehen? Ein faszinierender Fakt für Laien. Neal Schwenter erklärt: Dies ist der «Spirit of Curling», die Besonderheit des Fair-Play-Gedankens im Curling. «An Weltmeisterschaften oder Olympia gibt es Schiedsrichter, aber ansonsten gilt die Selbstregulierung. Für alle sind die Regeln klar und sie halten sich auch daran.» Und in den letzten zwei Jahren gab es nie Diskussionspunkte? Denn insbesondere bei den Finalisten ist der Ehrgeiz stark spürbar. «Ja, sie sind ehrgeizig, aber nein, zu Diskussionen kam es nie», so Schwenter. Bei den Junioren und Juniorinnen sei es anders: Dort brauche es einen Schiedsrichter, da die jungen Athleten manchmal die Emotionen noch nicht im Griff hätten. «Da schlägt schon mal der eine und andere Besen heftig auf dem Eis auf», erzählt er augenzwinkernd.
Kombi Frau-Mann ist Trumpf
Frau und Mann haben das Eisfeld somit im Griff – und sind damit auch auszeichnend für viele Sportarten, denn: Ob nur ein Geschlecht oder gemischte Formationen, alle Kategorien geniessen das gleiche Ansehen innerhalb der Disziplin. «Beim Curling sind der erste und letzte Stein die Entscheidenden, weshalb diese mit Feingefühl platziert werden müssen. Darin sind die Frauen stark. Die Steine dazwischen müssen Bewegung hineinbringen und je nachdem das Feld ein wenig aufräumen. Da können die Männer trumpfen, denn sie können schnellere Steine spielen», erklärt der OK-Präsident. Die jeweiligen Eigenschaften würden sich deshalb jeweils gut ergänzen.








