Magic Pass hat ein Skigebiet mehr: Gstaad
08.10.2024 TourismusDie Bergbahnen Destination Gstaad AG wechselt den Tarifverbund: Diesen Winter ist sie das letzte Mal Teil des Top4-Abos, ab Sommer 2025 schliesst sich das Unternehmen dem Magic Pass an, welchem heute 80 Skigebiete angehören.
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Die Bergbahnen Destination Gstaad AG wechselt den Tarifverbund: Diesen Winter ist sie das letzte Mal Teil des Top4-Abos, ab Sommer 2025 schliesst sich das Unternehmen dem Magic Pass an, welchem heute 80 Skigebiete angehören.
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Die Verantwortlichen der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) haben nach der schwierigen letzten Saison Massnahmen angekündigt (wir haben berichtet), nun ist eine grundlegende spruchreif: Das Unternehmen wechselt den Tarifverbund, indem es aus dem Top4-Angebot aus- und beim Magic Pass einsteigt – dies ab Sommer 2025. Ein Schritt, um zum einen wieder vermehrt Tagestouristen willkommen zu heissen, zum anderen den Einheimischen ein «attraktives, neues, erweitertes Angebot offerieren zu können», sagt Matthias In-Albon, BDG-Geschäftsführer, gegenüber dieser Zeitung. «Der Magic Pass hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt und ist enorm gewachsen. Ein Wechsel macht aus mehreren Perspektiven Sinn, beispielsweise geografisch gesehen. Wir sind von Magic-Pass-Skigebieten umgeben und auch der Glacier 3000 ist in diesem Tarifverbund vertreten. Die Region profitiert davon, mit diesem Skigebiet wieder im gleichen Abonnement verbunden zu sein.» Auch der Tarifverbund zeigt sich erfreut, so wird Pierre Besson, Präsident der Magic Mountains Genossenschaft, in einer Medienmitteilung zitiert: «Wir freuen uns über diese Zusammenarbeit, die unsere Position als führender Anbieter von Freizeitaktivitäten in den Bergen stärkt.»
Letzte Saison für das Top4
Wie sieht es auf der rechtlichen Seite aus? Ist ein Ausstieg aus dem Tarifverbund Top4 von heute auf morgen möglich? «Für diesen Winter bleibt alles wie gehabt. Der Wechsel findet nicht auf diese Wintersaison, sondern auf die Sommersaison 2025 statt. Wir befinden uns in einem Jahresvertrag, den wir termingerecht kündigen werden», erklärt Matthias In-Albon. Das Top4-Angebot habe damals bei der Einführung mit 666 Franken sehr gut funktioniert, die Region habe stark davon profitiert. «Mit den letzten Preiserhöhungen hat sich aber eine ungleiche Entwicklung herauskristallisiert: Die Preiserhöhungen führten zu weniger Verkäufen, wobei der Umsatz im Top4 insgesamt stabil blieb, jedoch hat unsere Region überproportional Anteile aus dem Verteilschlüssel verloren», erklärt In-Albon. So habe die BDG in einem guten Winter rund 160’000 Ersteintritte über das Top4 verbucht, im letzten Winter waren es knapp über 100’000. Zudem sei der Abonnementpreis über die Jahre immer weiter gestiegen bei gleichbleibendem Angebot: die Destinationen Gstaad, Adelboden-Lenk, Meiringen-Hasliberg und Jungfrau für heute 850 Franken.
«Mit dem Wechsel zum Magic Pass können wir einen echten Mehrwert für unsere Kunden bieten und dies zu einem attraktiveren Tarif. Die beiden Produkte kann man aber nicht direkt miteinander vergleichen, weil dahinter ein ganz anderes Geschäftsmodell steckt», erklärt In-Albon. Der Magic Pass kostet im Vorverkauf rund 400 Franken und beinhaltet 80 Skigebiete in den Kantonen Bern, Freiburg, Waadt, Wallis, Neuenburg und Luzern sowie sechs französische und zwei italienische Skigebiete. Und wie Magic Pass in einer Medienmitteilung schreibt, stösst ihr Angebot auf wachsendes Interesse: Für diesen Winter – noch ohne die Destination Gstaad – sind bereits 192’000 Abonnements verkauft, dies sei ein Anstieg von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Fokus auf die Sommerentwicklung
Im neuen Tarifabo sind auch 37 Sommerdestinationen inkludiert, auch die BDG wird dazuzählen. «Unser Massnahmenkatalog zielt auch auf die Aufwertung der Sommersaison ab. Wir erwarten somit auch immer mehr Tagesund Feriengäste über den Magic Pass, die während der Sommermonate in unserer Region verweilen», erklärt Matthias In-Albon. Es sei ein Ansporn, weiterhin in die Inszenierung der Berge und das Sommerangebot zu investieren. Die BDG verspreche sich von diesem Abo insbesondere, dass auch mehr Familien die Ferienregion Gstaad erkunden möchten. «Denn eine Erhebung des Magic Passes zeigt, dass ein Grossteil der Abonnenten 30 bis 40 Jahre alt ist», sagt In-Albon.
Positives Feedback von Tourismus und Glacier 3000
Die Neuigkeit der Bergbahnen stösst bei Tourismus und Mitbewerbenden auf Interesse. So sagt Flurin Riedi, Tourismusdirektor von Gstaad Saanenland Tourismus: «Den Magic Pass sehe ich als grosse Chance für unsere Region. Insbesondere die Gültigkeit im Sommer und die Tatsache, dass im Magic Pass auch der Glacier 3000 inkludiert ist, macht das Abo sehr attraktiv, besonders auch für die Einheimischen.» Bewertet Glacier 3000 diese Veränderung ebenfalls positiv? «Wir begrüssen es sehr, dass wir dem Saanenland und seinen Einheimischen wieder ein Abonnement anbieten können, in dem beide Bergbahnen enthalten sind», sagt Marcel Bach, Verwaltungsratspräsident der Gstaad 3000 AG, welche Inhaberin des Glacier 3000 ist, auf Anfrage. Seit mehreren Jahren hätten Bestrebungen stattgefunden, die zwei Skigebiete wieder auf diese Weise zu verbinden. «Durch den geografischen Standort der BDG orientieren sie sich auch eher Richtung Westschweiz als östliches Berner Oberland, weshalb dieser Beitritt zum Magic Pass Sinn ergibt», so Bach.
Änderungen auch beim «Dynamic Pricing»
Mit dem Beitritt zum neuen Tarifverbund ändert die BDG auch einen Teil des Systems von «Dynamic Pricing»: Ein Preismodell, bei dem die Ticketpreise je nach Nachfrage, Saison, Wetter und weiteren Faktoren angepasst werden, um Einnahmen zu optimieren. Neu gilt dieses System nicht mehr bei Tageskarten. Wie stark hat die BDG davon profitiert? «Es hat uns rund zehn Prozent mehr Einnahmen beschert», erläutert In-Albon. Das System der BDG hantierte mit einer Million Preiskombinationen. Preissensible Familien, die ihre Ferien vorausplanten, hätten von diesem Angebot profitiert. Die BDG wiederum profitierte bei spontan eingestellten Gästen, die besonders bei schönem Wetter auf die Piste wollten und in der Folge höhere Tagespreise zahlten. «Im Voraus wurden vor allem Mehrtagestickets gekauft. Tageskarten wurden sehr wenige im Voraus verkauft. Aufgrund dieser Tatsache und dem Verteilschlüsselmechanismus des Magic Passes wird der Tageskartenpreis wieder statisch und die Mehrtagestickets bleiben dynamisch», so Matthias In-Albon.