Der Gstaad Medical Campus kommt im Juni vors Volk

  25.04.2023 Saanen

Am 9. Juni befindet die Saaner Gemeindeversammlung über die Zukunft des alten Spitals und bestimmt dabei gleichzeitig über den Gstaad Medical Campus. Denn auf dem Gelände sieht die Gstaad International Healthcare AG ein Projekt für mehrere medizinische Dienstleistungen vor, unter anderem eine Gemeinschaftspraxis für die Bevölkerung und eine Privatklinik.

Seit drei Jahren arbeitet die Gstaad International Healthcare AG (GIH) an dem Projekt Gstaad Medical Campus. «Die Initiantinnen und Initianten pflegten von Anfang an einen engen Austausch mit der Einwohnergemeinde Saanen», schreibt die GIH in einer aktuellen Medienmitteilung. Ziel sei es gewesen, gemeinsam zu eruieren, wie private und öffentliche Bedürfnisse mit einem grösstmöglichen Nutzen für die Bevölkerung innerhalb dieses Projekts abgebildet werden könnten. Entstanden sei ein Projekt für eine Klinik, die eine Gemeinschaftspraxis für die lokale Gesundheitsversorgung und weitere gemeindeeigene Dienstleistungen integriere. Der Campus soll zudem auf dem Gelände des alten Spitals in Saanen entstehen. «Die GIH sowie die Gemeindevertreter von Saanen sind sich einig, dass das vorliegende Projekt ideale Synergien ermöglicht, von denen beide Seiten profitieren», heisst es.

Die Bevölkerung hat das Wort
Die GIH habe sich stets zum Ziel gesetzt, erst öffentlich zu kommunizieren, wenn das Projekt spruchreif sei. «Über drei Jahre wurde in Zusammenarbeit mit den Gesundheits- und Technikpartnern, sowie PricewaterhouseCoopers und nicht zuletzt der Einwohnergemeinde Saanen an dem Konzept gearbeitet. Und nach diesen drei Jahren kann nun der Schritt an die Öffentlichkeit gemacht werden», schreibt die GIH. Konkret wird das Projekt am 9. Juni den Stimmberechtigten der Gemeinde Saanen vorgelegt. Der Gstaad Medical Campus ist auf dem Areal des alten Spitals Saanen geplant. Auf Nachfrage des «Anzeigers von Saanen» gibt das Unternehmen an, dass ein Neubau vorgesehen ist. «Damit die Gemeinde Saanen der GIH die Parzelle zur Verfügung stellen kann, müssen sich die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung vom 9. Juni positiv dazu äussern. Für den Erfolg des Projekts Gstaad Medical Campus – mit Privatklinik, integrierter Gemeinschaftspraxis und gemeindeeigenen Dienstleistungen – braucht es also die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger», schreibt die GIH. Worüber genau die Stimmbevölkerung am 9. Juni abstimme, folge im amtlichen Anzeiger vom 9. Mai, gibt die GIH auf Anfrage an.

Die Privatklinik
Mit 45 Betten lege die Privatklinik den Fokus nicht auf grosse Patientenströme, sondern auf die Auswahl und die Qualität der medizinischen Dienstleistungen, schreibt die GIH. Dasselbe gelte für die Patientenunterbringung. Der Gstaad Medical Campus werde internationale Spitzenmedizin in den Bereichen Diagnostik, Check Up, Neurologie, Men’s und Women’s Health sowie Rehabilitation anbieten, dies mit einer integrierten 5-Sterne-Hotellerie.

Die öffentlichen Dienstleistungen
Nebst dem Angebot der Privatklinik werde eine Reihe von öffentlichen Dienstleistungen die Möglichkeit haben, innerhalb des Klinikcampus beherbergt zu sein, wie die Verantwortlichen weiter ausführen. Diese seien in enger Zusammenarbeit mit der Einwohnergemeinde definiert worden. Herzstück in diesem Bereich sei eine Gemeinschaftspraxis für die medizinische Grundversorgung. Zudem sollen die Dienste, die heute schon im alten Spital eingemietet seien, weiterhin die Möglichkeit erhalten, auf dem Areal des alten Spitals Räumlichkeiten zu nutzen. Dazu gehören die Spitex, betreutes Wohnen, möglicherweise der Zivilschutz (noch in Abklärung) und Therapieangebote. Auf Nachfrage gibt das Unternehmen an, dass die Dienstleister bislang nicht in die Projektarbeit involviert worden seien, da die Gemeinde als Vermieterin die Ansprechpartnerin für die GIH war. Sollte der Neubau zustande kommen, müssten die Dienstleister umziehen. Der Umzug sei noch nicht definiert worden, so die GIH auf Anfrage. «Es ist jedoch mit der Gemeinde andiskutiert und wird konkretisiert, sobald wir in die Umsetzung gehen können.»

Vorrangiges Ziel der Gemeinschaftspraxis sei es, einen attraktiven Arbeitsort für Hausärztinnen und -ärzte zu schaffen und damit einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Region beizusteuern, so das Unternehmen. Eine solche Integration der Gemeinschaftspraxis innerhalb des Gstaad Medical Campus ermögliche es, eine ambulante Anlaufstelle anzubieten, die «365 Tage im Jahr, während 24 Stunden für die Bevölkerung» da sei, so die Vorstellungen des Unternehmens. Die GIH, die Einwohnergemeinde Saanen und die internationalen Partner seien sich einig, dass das Areal des alten Spitals für das vorliegende Projekt ideal sei. Insbesondere, da die Nutzung im medizinischen Bereich mit einem Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner von Saanen und der ganzen Region einhergehe.

Zudem werde die Ärzteschaft aus der Gemeinschaftspraxis Zugang zu den bildgebenden Verfahren, dem Labor und der Expertise der Ärztinnen und Ärzte aus der Privatklinik haben. «Damit erlaubt die Zusammenarbeit mit dem Gstaad Medical Campus eine Hausarztmedizin, die in einer Region wie dem Saanenland sonst kaum denkbar wäre», bewertet die GIH ihr Vorhaben.

Die Idee, das alte Spital als Gemeinschaftspraxis zu nutzen, ist nicht neu und aktuell auch Thema beim Saaner Gemeinderat: Gemeinsam mit dem Unternehmen Praxamed Center AG evaluiert er, welches Projekt im gemeindeeigenen Gebäude realisiert werden kann (wir haben berichtet). Überschneiden sich diese Projekte? Die GIH sei auch dazu in engem Austausch mit der Gemeinde, antwortet sie auf Nachfrage. Die Projekte würden aufeinander abgestimmt und womöglich werde auch die GIH Hand bieten, um Lösungen zu finden und zeitnah umzusetzen.

Internationale Kollaborationspartner
Ein einzigartiges Konzept garantiere in der Welt der Spitzenmedizin noch keinen Erfolg: Die richtigen Partnerschaften und Kollaborationspartner spielten eine ebenso wichtige Rolle, zeigt sich das Unternehmen überzeugt. Die GIH dürfe sich deshalb glücklich schätzen, Kollaborationspartner «von Weltrang» an ihrer Seite zu wissen, die viel Erfahrung, Fachwissen und nicht zuletzt auch das notwendige Renommee mit sich bringen würden. So habe die globale Abteilung von Johns Hopkins Medicine International (JHMI) eine Absichtserklärung unterzeichnet, eine mögliche Zusammenarbeit zu prüfen. Es handle sich dabei um die Bereitstellung von Beratungsdienstleistungen für den geplanten Gstaad Medical Campus. Weitere Kollaborationspartner seien Siemens, die sowohl für die ganze bildgebende Technologie sowie die Digitalisierung der gesamten Infrastruktur verantwortlich wäre, International SOS für den internationalen Patiententransport und der USamerikanische, international tätige Klinikbetreiber Medpoint Health Partners, welcher die Klinik betreiben würde.

Die Finanzierung
Bei einem derart grossen und komplexen Projekt stelle sich automatisch die Frage der Finanzierung. Die GIH rechne mit einem dreistelligen Millionenbetrag als Investitionsvolumen, wie sie auf Nachfrage angibt. Sie sei als privates Unternehmen für die Finanzierung des Gstaad Medical Campus verantwortlich und auch hier mit dem internationalen Partner Princeton Capital Advisors auf Investorensuche. Sie führt aus: «Es laufen Gespräche mit interessierten Parteien, die auch mit grosser Spannung das Resultat der Gemeindeversammlung erwarten, denn ohne Zusicherung des Landes stellt dies für sie ein relativ grosses Risiko dar. Daher ist der Zeitpunkt der Abstimmung nun auch ganz wesentlich.» Die Gemeinde werde die Planung der öffentlichen Bereiche finanzieren. Danach beteilige sie sich entweder an den Erstellungskosten für den öffentlichen Bereich oder werde sich entsprechend einmieten. «Die genauen Modalitäten können erst zu einem späteren Zeitpunkt definiert werden. Klar ist, dass die Gemeinde nur für die Bereiche der öffentlichen Nutzung Auslagen haben wird», schreiben die Verantwortlichen.

Keine Konkurrenz gegenüber GSS
Natürlich ist die GIH auch im Austausch mit den Kantonalen Behörden und der Gesundheit Simme Saane AG (GSS), die an derselben Gemeindeversammlung mit dem jährlich wiederkehrenden Beitrag für das geplante Gesundheitsnetz Simme Saane vor das Volk tritt. Dabei sei es wichtig zu betonen, dass die beiden Vorlagen nicht in Konkurrenz zueinander stünden. Vielmehr seien die beiden Projekte ergänzend, so dass auch hier eine Zusammenarbeit entstehen solle. Grundsätzlich seien die beiden Projekte jedoch nicht gekoppelt und unabhängig voneinander realisierbar.

Entscheidender Moment
«Der Gstaad Medical Campus ist ein ambitioniertes und komplexes Projekt», schreibt die GIH. Dabei würden sich gleichzeitig grosse Chancen für die Gemeinde Saanen und die Region bieten. «Die Überzeugung der Experten und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde motivieren die Initiantinnen und Initianten, das Projekt dezidiert voranzutreiben.» Mit einem positiven Entscheid der Bevölkerung könne die nächste Phase – die Realisierung – in Angriff genommen werden.

Sie ist überzeugt, dass sich alle Beteiligten eine Privatklinik mit Spitzenmedizin und höchstem Patientenkomfort für eine ausgewählte Klientel nur vorstellen können, wenn dadurch für die Bevölkerung ein massgeblicher Mehrwert entstehe. «Nebst Arbeitsplätzen und dem volkswirtschaftlichen Nutzen besteht dies vor allem in der langfristigen Verbesserung und Sicherung der medizinischen Erst- und Grundversorgung – ein Thema, das die Region schon viel zu lange beschäftigt.» Sollte die Gemeindeversammlung dem Antrag zustimmen, würde die GIH sofort mit der Umsetzung beginnen, wobei verschiedene Punkte noch nicht vollumfänglich abzuschätzen seien, wie sie auf Anfrage angibt. Im Idealfall finde 2027 die Eröffnung des Campus statt.

JOCELYNE PAGE/PD

Am 9. Mai folgt im amtlichen Anzeiger die Publikation der Traktanden, die am 9. Juni an der Gemeindeversammlung Saanen behandelt werden. Am 23. Mai findet ein Informationsanlass über das Projekt statt, weitere Angaben zur Veranstaltung folgen.


ÜBER DIE GSTAAD INTERNATIONAL HEALTHCARE AG

Die Idee des Gstaad Medical Campus stammt von Dr. Ralph Kray. In Zusammenarbeit mit kantonalen Behörden, internationalen Experten und lokalen Unterstützern wurde daraus zwischen Herbst 2019 und Winter 2022/23 ein medizinisches und betriebswirtschaftliches Konzept entwickelt, das Projekt Gstaad Medical Campus.

Zu viert gründeten Dr. Ralph Kray, Walter Egger, Babette Herbert und Markus Kappeler am 5. Februar 2021 die Gstaad International Healthcare AG (GIH AG). Aufgabe der GIH AG ist es, die nachhaltige Entwicklung und langfristige Etablierung des Medical Campus in der Gemeinde Saanen voranzutreiben. Der Verwaltungsrat der Gstaad International Healthcare besteht aus Babette Herbert, Präsidentin, Dr. Ralph Kray, CEO und Delegierter des VR, und Walter Egger als Mitglied.

GIH/PD


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote