Gstaad Menuhin Festival: Lang gehegte Wünsche werden wahr
10.07.2025 KulturVom 18. Juli bis 16. September findet der dritte und letzte Teil des Gstaad Menuhin Festivals im Rahmen des Wandel-Zyklus statt. Der Abschluss mit dem Motto Migration ist zugleich das letzte Festival unter der künstlerischen Leitung von Christoph Müller. Wie drückt er ...
Vom 18. Juli bis 16. September findet der dritte und letzte Teil des Gstaad Menuhin Festivals im Rahmen des Wandel-Zyklus statt. Der Abschluss mit dem Motto Migration ist zugleich das letzte Festival unter der künstlerischen Leitung von Christoph Müller. Wie drückt er diesem Festival seinen Stempel auf?
KEREM S. MAURER
Wer Christoph Müller kennt, weiss, dass er grundsätzlich nie ein Festival für sich selbst macht. Der künstlerische Leiter sagt von sich selbst, er denke beim Planen, Konzipieren und Programmieren an die Interessen des Publikums und an jene des Gstaad Menuhin Festivals. «Dennoch habe ich mir für meine letzte Ausgabe gewisse, lang gehegte Wünsche erfüllt, von denen ich hoffe, dass sie auch das Publikum lieben wird», sagt Christoph Müller gegenüber dieser Zeitung und meint damit die beiden Eröffnungskonzerte mit Händels Oratorium «Israel in Egypt», einem Meisterwerk des Barockkomponisten. «Wenn man dafür ein so legendäres und bekanntes Ensemble wie ‹Les Arts florissants› mit William Christie gewinnen kann, ist der Hochgenuss garantiert», freut sich Müller.
Musik trifft Poesie
Wenn Christoph Müller ein Konzert des bevorstehenden Festivals besonders hervorheben dürfte, würde er den Schostakowitsch-Kammermusik-Abend kombiniert mit Texten von Franz Hohler am 3. August nennen. Warum? «Weil hier mit Musik und Poesie zwei Genres zusammenkommen, die ausdrücken, was mir immer schon ein Anliegen war», so Müller. Zudem seien mit Patricia Kopatchinskaja, Sol Gabetta, Francesco Piemontesi und Franz Hohler Künstler:innen am Werk, die ihm wichtig seien und sehr nahe stünden. «Sie sind zweifellos die in ihrem Fach führenden Schweizer – oder in die Schweiz emigrierten – Musiker:innen. Auch zu Franz Hohler habe ich eine nähere familiäre Beziehung und es freut mich, diesen grossen Denker und Poeten hier dabei zu haben», sagt er. Und wenn man ihn fragt, womit er dem kommendem Festival ein letztes Mal seinen Stempel aufdrücke, antwortet er: «Sicher mit einer mutigeren Programmierung als in früheren Jahren, mit Programmen mit Konturen und künstlerischen Ansprüchen und doch mit einem Modell von Festival, das man von mir kennt: ein Teil bewährt und bekannt, gut eingeführt und ein Teil neu und experimentell.»
Spielstätten und Leckerbissen
Auch in diesem Jahr werden im Verlauf des Festivals 14 Austragungsorte bespielt, auch in Abländschen werden wieder zwei Konzerte ausgetragen. «Das freut mich besonders, weil es eine symbolische Bedeutung hat, das ganze Saanenland zu bespielen», findet Müller und ergänzt, er sei überzeugt davon, dass das Umfeld und der Raum «die halbe Miete» einer erfolgreichen Konzerterfahrung ausmache. Aufregend sei sicher auch die Bespielung des Eggli, die bereits zum zweiten Mal realisiert werde. Und wenn man den künstlerischen Leiter fragt, womit er das Publikum in diesem Jahr überraschen will, nennt er den Electronicevent, «eine DJ-Show» am 26. Juli auf dem Eggli in Kombination mit dem Ensemble von Nemanja Radulovic oder die George-Bizet-Gala am 23. August mit Les Musiciens du Louvre, wo neben bekannten Werken von Bizet auch unbekanntere Musik des französischen Romantikers erklingen werde. Überraschen könnten auch zahlreiche Debuts von Persönlichkeiten, die noch nie im Rahmen des Gstaad Menuhin Festivals aufgetreten seien, wie zum Beispiel jene mit dem magischen Countertenor Jakub Orlinski, dem grossen Bach- und Beethoven-Pianisten Vikingur Olafsson oder der Mezzosopranistin Elina Garança mit ihrer unvergleichlichen warmen dunklen Stimme, mutmasst der künstlerische Leiter.
Leichte Kost für Ungeübte
Das Gewinnen von neuen Klassikliebhaberinnen und -liebhabern ist in der Szene ein grosses Thema. Welches Konzert würde Christoph Müller Klassikeinsteigern empfehlen, quasi als leichte Kost für Ungeübte? «Das schon erwähnte Bizet-Programm am 23. August wird das Publikum erwärmen», ist er überzeugt, und: «Die Dvorˇák-Sinfonie ‹Aus der neuen Welt›, die das Gstaad Festival Orchestra am 9. August spielt, ist das Einsteigerwerk par exellence.» Auch das Klavierrezital mit Khatia Buniatishvili am 10. August mit «Hits» von Schubert, Chopin und Liszt sei für Klassikneulinge sehr gut geeignet. Oder: «Warum sich nicht einfach mal das 2. Cellokonzert von Schostakowitsch mit Sol Gabetta am 29. August anhören? Viele dürften damit abgeholt werden!»