Gsteig: Ein Minus im Budget und ab 2027 höhere Steuern
09.12.2025 PolitikAn der Gsteiger Gemeindeversammlung nickte der Souverän alle Traktanden wortlos ab. Das Budget, das bei gleichbleibender Steueranlage von 1,3 und gleichbleibenden Gebühren ein Minus von rund 1.25 Millionen vorsieht, wurde zwar genehmigt, doch kündigte der Finanzverwalter auf 2027 ...
An der Gsteiger Gemeindeversammlung nickte der Souverän alle Traktanden wortlos ab. Das Budget, das bei gleichbleibender Steueranlage von 1,3 und gleichbleibenden Gebühren ein Minus von rund 1.25 Millionen vorsieht, wurde zwar genehmigt, doch kündigte der Finanzverwalter auf 2027 infolge der hohen Aufwandüberschüsse und dem starken Abbau der Rechnungsausgleichsreserven eine erste moderate Steuererhöhung von einem Zehntel an. Gemeinderat Hannes Schopfer wurde nach acht Jahren auf Ende dieses Jahres würdig verabschiedet.
Die Gemeindeversammlung Gsteig hat am Freitagabend alle Traktanden wortlos genehmigt. Darunter das Budget 2026, das bei gleichbleibender Steueranlage von 1,3 sowie bei gleichbleibenden Gebühren mit einem Defizit von rund 1,25 Millionen Franken rechnet.
ANITA MOSER
Wird an einer Gemeindeversammlung im Gsteig aus dem Plenum kein Antrag auf Ablehnung gestellt, gilt das Geschäft als gutgeheissen. Und weil am Freitagabend zu keinem Geschäft ein Antrag gestellt wurde, mussten die 37 anwesenden Stimmberechtigten – dies entspricht 5,7 Prozent aller Stimmberechtigten der Gemeinde Gsteig – zu keinem der sieben Traktanden abstimmen.
Defizit prognostiziert
Das von Finanzverwalter Karl Graa ausführlich erläuterte Budget 2026 rechnet bei einem Ertrag von rund 5,2 Millionen Franken und einem Aufwand von gerundet 6,45 Millionen Franken mit einem Defizit von gut 1,25 Millionen Franken. Der Personalaufwand steigt gegenüber dem Vorjahr leicht, ebenfalls der Sach- und übrige Betriebsaufwand. Bei den Investitionen rechnet die Einwohnergemeinde mit rund 730’000 Franken und beim Steuerertrag geht der Finanzverwalter von Mehreinnahmen von rund 140’000 Franken gegenüber dem Vorjahr aus. Im Vergleich zur Jahresrechnung 2024 hingegen mit Mindereinnahmen von gut 570’000 Franken. «Die Auswirkungen des Wegzugs eines sehr guten Steuerzahlers hallen nach und werden weitere Jahre ihre Spuren hinterlassen», so Karl Graa. «Es ist beeindruckend, wie eine einzelne Person die Finanzen einer kleinen Gemeinde beeinflussen und damit auf Berg- und Talfahrt bringen kann.»
Das Eigenkapital wird gemäss Graa per Ende 2026 voraussichtlich rund 15,6 Millionen Franken betragen.
Steuererhöhungen wahrscheinlich
In seinen Ausführungen zum Finanzplan 2026 bis 2029 stimmte der Finanzverwalter die Stimmberechtigten auf zu erwartende Steuererhöhungen ein. «Die hohen Aufwandüberschüsse sorgen für einen starken Abbau der Rechnungsausgleichsreserven.» Deshalb habe man für 2027 eine erste moderate Steuererhöhung von einem Zehntel ins Auge gefasst und vorsorglicherweise sei die Steueranlage im Planjahr 2028 nochmals um einen Zehntel auf 1,5 angepasst worden. «Es gilt zu analysieren, wie sich die Steuererträge entwickeln und entsprechend zu handeln», so Karl Graa.
Reglemente treten am 1. Januar in Kraft
Ohne Wortmeldungen passierten auch die Abrechnungen zu Verpflichtungskrediten sowie die verschiedenen revidierten Reglemente – das Kurtaxenreglement, das Schulreglement, das Reglement über den schulzahnärztlichen Dienst sowie das neue Reglement über die Bewältigung von besonderen und ausserordentlichen Lagen. «Ein wichtiger Bestandteil ist auch die enge Zusammenarbeit unter den drei Gemeinden im Saanenland», erklärte Gemeinderat Hannes Schopfer in seinen Erläuterungen. Zu diesem Zweck sei bereits vor längerer Zeit eine gemeinsame regionale Führungsorganisation (RFO) gebildet worden. «Wir alle hoffen, dass dieses Reglement möglichst nie zum Einsatz kommt», betonte Gemeindepräsidentin Barbara Kernen. Alle Reglemente treten am 1. Januar 2026 in Kraft.
Beiträge an GST und Skifuture
Die Versammlung genehmigte den Verpflichtungskredit über 380’000 Franken für die Ausrichtung von jährlich wiederkehrenden Beiträgen von 95’000 Franken über die Jahre 2026 bis 2029 an Gstaad Saanenland Tourismus.
Unbestritten war auch der Gemeindebeitrag über 35’000 Franken an die geplante, von der Beschneiung der Touristenpisten unabhängigen Beschneiungsanlage für das Projekt Skifuture. Die technische Beschneiung dafür sei ursprünglich als Kooperation mit der Bergbahnen Destination Gstaad AG angedacht gewesen, erläuterte Gemeinderat Michael Zingre. Die Klimaveränderung, Ressourcenknappheit und der damit einhergehende verspätete Saisonstart hätten die Möglichkeit einer frühzeitigen Einschneiung im November/Dezember – die wichtigste Zeit für das Skitraining von Nachwuchs und Elite – erheblich beeinträchtigt, führte der Referent weiter aus. Die einzige nachhaltige Lösung sei deshalb ein separater Wasserbezug für Skifuture mit einer autonom zu betreibenden Beschneiungsanlage, so Zingre. Dieses Traktandum sorgte für die einzige Wortmeldung. «Schade hat man das Projekt nicht von Anfang an durchgeplant», sagte ein Votant. Seine Wortmeldung sei aber kein Antrag auf Ablehnung, sondern eine reine Feststellung, betonte er auf Nachfrage der Gemeindepräsidentin.
Ein weiterer Brief an den Kanton…
Der Belagszustand des Strassenabschnitts zwischen der Verkehrsinsel ab Hotel Viktoria bis Bären sei schäbig, monierte ein Stimmberechtiger und ermunterte den Gemeinderat, beim Kanton diesbezüglich vorstellig zu werden. Man habe zwar schon mehrmals beim Kanton interveniert, Gemeindeschreiber Paul Reichenbach werde aber einmal mehr einen netten Brief verfassen, schmunzelte Barbara Kernen.
Verabschiedung und Dank
Mit anerkennenden Worten verabschiedete die Präsidentin den Gemeinderatskollegen Hannes Schopfer, der nach acht Jahren auf Ende dieses Jahres demissioniert hat, und würdigte seinen Einsatz als Ressortleiter des WAK (Wasser, Abwasser und Kehricht). Ab Januar nimmt Reto Neuhaus neu im Gemeinderat Einsitz.
«Das erste Jahr unter deiner Führung ist kurzum vorbei. Das Saanenland ist fest in Frauenhand», richtete Gemeinderat Steffen Nischan das Wort an die Vorsitzende und dankte ihr im Namen des Gemeinderats für ihr Engagement für die Gemeinde. Ihre positive Art sei ansteckend, betonte Nischan. «Wir freuen uns auf die nächsten gemeinsamen Jahre», schloss er sein Votum und überreichte Barbara Kernen mit einem Schmunzeln das «Wörterbuch für kluge Frauen».



