Wechsel an der Spitze der Volkswirtschaft Berner Oberland
13.05.2025 GstaadCarlos Reinhard (Unternehmer, FDP-Grossrat, Thun) ist neuer Präsident der Volkswirtschaft Berner Oberland. An der Podiumsdiskussion anlässlich der 105. Generalversammlung forderten lokale Medienschaffende Behörden und Unternehmer:innen auf, Lokalmedien für sich als ...
Carlos Reinhard (Unternehmer, FDP-Grossrat, Thun) ist neuer Präsident der Volkswirtschaft Berner Oberland. An der Podiumsdiskussion anlässlich der 105. Generalversammlung forderten lokale Medienschaffende Behörden und Unternehmer:innen auf, Lokalmedien für sich als Plattformen zu nutzen.
KEREM S. MAURER
An der 105. Generalversammlung der Volkswirtschaft Berner Oberland, die mit rund 175 Mitgliedern und Gästen am letzten Donnerstag in Interlaken stattfand, trat deren Präsidentin Marianna Lehmann nach vier Jahren im Amt zurück. «Ich gehe nicht, weil ich sauer bin», sagte sie lachend. Vielmehr gehe es um Vorstandsmitgliederplanung, Kontinuität und Verjüngung. Als ihr Nachfolger wurde Carlos Reinhard – nicht persönlich anwesend –, Unternehmer und FDP-Grossrat aus Thun mit Akklamation in sein neues Amt gewählt. Ebenso wurde Patrick Gurtner, ein Unternehmer aus Interlaken, in den Vorstand und als zweiter Vizepräsident gewählt. Sämtliche statutarischen Geschäfte wurden von der Versammlung wortlos und einstimmig genehmigt. Die Jahresrechnung 2024 der Volkswirtschaft Berner Oberland schloss mit einem Gewinn von 1509 Franken ab.
«Mit Herz, Überzeugung und Einsatz»
Michael Teuscher, erster Vizepräsident der Volkswirtschaft Berner Oberland (und abtretender Regierungsstatthalter Obersimmental-Saanenland) würdigte Marianna Lehmanns Schaffen als Präsidentin. Lehmann sei 2019 in den Vorstand gewählt worden und habe gleichzeitig den Vorsitz im Bildungsrat übernommen. «Man hat schnell gesehen: Alles, was du tust, machst du mit viel Herz, Überzeugung und Einsatz», sagte Teuscher. Das hätten auch die Resultate im Bildungsrat gezeigt, wo beispielsweise die Idee von «Lehre BeO» aufgegriffen, weiterverarbeitet und schliesslich zum Erfolg gebracht worden sei. «Schnell wurde für uns klar, dass du unsere neue Präsidentin sein wirst», so Teuscher. 2021 sei es dann soweit gewesen. Für ihn sei das Ende ihrer Amtszeit mit Wehmut verbunden, er habe ihre Herangehensweise immer sehr geschätzt.
Lokalblätter sind glaubwürdig
Dr. Anna Jobin, Präsidentin der eidgenössischen Medienkommission und Forscherin an der Universität Freiburg, hielt ein rund halbstündiges Referat zum Thema Medienlandschaft im Umbruch. Moderner Journalismus müsse ausgewogen, der Wahrheitssuche verpflichtet und transparent sein, sagte sie und warf die Frage auf, wo welche Informationen herkämen und wie vertrauenswürdig diese seien. «Lokalblätter zählen zu den glaubwürdigsten Zeitungen», sagte sie und bezeichnete die Pressevielfalt als Stabilitätsbestandteil einer Demokratie. Jobin plädierte für den Erhalt von Lokalzeitungen, weil diese Geschichten aus der Region, Fakten und auch Themen lieferten, über die es sich lohne, nachzudenken. Hinsichtlich der viel diskutierten Medienförderung betonte sie, dass diese auch Demokratie- und Wirtschaftsförderung sei. Schliesslich befinde sich auch die Wirtschaft seit im Umbruch. Anna Jobin ermunterte die anwesenden Unternehmer:innen und Behörden, lokale Medien als Plattformen für sich zu nutzen, denn: «Wo wollt ihr euch zeigen, wenn es keine Lokalzeitungen mehr gibt?», fragte sie und schlussfolgerte, wer nicht sichtbar sei, verliere an Relevanz.
Chance im lokalen Geschehen
An der anschliessende Podiumsdiskussion nahmen neben Anna Jobin auch Richard Müller, Verleger des «Frutigländers», sowie Manuel Honegger, Geschäftsleitungsmitglied Radio BeO, und Oliver Grunder, Redaktionsleiter Radio BeO, teil. Zentral war die Frage der Finanzierung lokaler Medien. Ohne den «Frutiger Anzeiger» der finanziell für den «Frutigländer» sehr wichtig sei, wäre es nicht möglich, die Lokalzeitung zu finanzieren, berichtete Richard Müller, und: «Wie in jeder Firma brauchen wir Leute, die bereit sind, für unser Produkt etwas zu bezahlen.» Doch dafür brauche es ein gutes Produkt. Im Lokalen sehe er eine echte Chance im Vergleich mit grossen Medien, weil die Menschen sich und ihre Bekannten in der Zeitung sehen wollten. Daneben wiesen auch Inserate einen gewissen Informationsgehalt auf. Wenn man sehe, wer sein Auto verkaufe oder eine Wohnung vermiete, frage man sich automatisch, welche Motivation dahinter stecke. Diese Mechanismen gelte es, auszunutzen, weil man wissen wolle, was im eigenen Dorf geschehe. Dazu komme die indirekte Presseförderung, die laut Müller im Sinne der Demokratie weiter ausgebaut werden müsse. Manuel Honegger warf ein, dass sämtliche Fördergelder im Rahmen der Konzession, wie sie Radio BeO erhalten habe, an strenge Auflagen wie Informations-Output, Ausbildung etc. gebunden seien. Medienförderung sei historisch gewachsen und sinnvoll, pflichtete Anna Jobin bei und ergänzte, dass Journalismusförderung ebenso wichtig sei. Und zwar unabhängig davon, wo und wie dieser verbreitet werde. Denn letztlich sei es für den Nutzer irrelevant, ob er seine Infos in der Zeitung lese oder am Radio höre.






