Sein letztes Konzert als Musiklehrer am Gymnasium Gstaad genoss Roland Neuhaus in vollen Zügen. Die Schülerinnen, Schüler und sogar Lehrpersonen machten es ihm leicht.
JENNY STERCHI
Es gehört schon in die Adventszeit wie Weihnachtsmarkt und ...
Sein letztes Konzert als Musiklehrer am Gymnasium Gstaad genoss Roland Neuhaus in vollen Zügen. Die Schülerinnen, Schüler und sogar Lehrpersonen machten es ihm leicht.
JENNY STERCHI
Es gehört schon in die Adventszeit wie Weihnachtsmarkt und Tannengrün: das Weihnachtskonzert der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Interlaken Abteilung Gstaad.
Musiklehrer als Begleiter
Unter den rund 30 jungen Sängerinnen und Sängern war auch die eine oder andere Lehrperson zu entdecken. Und so flog den zahlreichen Zuhörenden Vivaldis «Gloria» kraftvoll und raumfüllend um die Ohren.
Der Einstieg ins Konzert mit dem Stück «Only you» war zuvor fast zart und vorsichtig dagegen. Zur Textzeile «Ba da da da», die a cappella gesungen schon für Begeisterung sorgte, kam ein organisatorischer Trick. Die Stimmen kamen zuerst von den Seitenbänken, denn von dort aus bewegten sich die Jugendlichen dann singend auf die Bühne, wo sie sich zum Chor formierten. «Die Lieder haben die Schülerinnen und Schüler ausgewählt», sagte Musiklehrer Roland Neuhaus nach dem Konzert. «Sie haben so viele Ressourcen eingebracht, dass es extrem Freude macht, nun das Resultat zu hören.» Und mit Ressourcen meinte er den Einsatz einiger Schülerinnen an Klarinette, Klavier, Orgel und Dirigentenstab. «Ich habe die Stücke dann noch anhand ihrer Ideen arrangiert», fügte Neuhaus an, der im nächsten Jahr pensioniert wird und somit zum letzten Mal am Weihnachtskonzert des Gymnasiums im Einsatz war. Mit so vielen Talenten und soviel Begeisterung Musik machen zu dürfen, sei wunderbar.
Heute und gestern
Neben dem «Gloria» und einem mitreissenden Lied aus dem nicht mehr ganz neuen Film «Sister Act» stand modernes Liedgut im Zentrum des Programms. Rihannas «Snowman» wurde von einem Quartett intoniert. Vorgetragen mit einer Selbstverständlichkeit, die Augen und Ohren des Publikums Freude machte.
Jede Klasse hatte einen oder zwei eigene Beiträge. Umrahmt wurde alles von einem Gesamtchor, der am Ende «Hail Holy Queen» zum Besten gab. Ja, zum Besten. Gekonnt änderten die Schülerinnen und Schüler die Dynamik mitten im Stück, Gina Lanz am Klavier gab sicheren musikalischen Boden und es fiel schwer, als Zuhörer auf der Kirchenbank sitzend, Hände und Füsse stillzuhalten.
Ein Moment des Verweilens
Für Schulleiter Christoph Däpp war das Weihnachtskonzert ein Moment, um zu Verschnaufen, wie er selber in seinen Begrüssungsworten sagte. Und er forderte das Publikum auf, es ihm gleichzutun. Es seien noch viele weltliche Gedanken in seinem Kopf. So beschäftigten ihn das Wetter mit erneuter Überschwemmungsgefahr und die Bundesratswahlen ebenso wie die Kriege im Gazastreifen und der Ukraine oder die Aussagen des Bundesrates Albert Rösti am Weltklimagipfel in Dubai. Das neue Album von «Züri West» und das abgelehnte SolSarine-Projekt nähmen auch noch Raum in seinem Kopf ein. Was wie ein Gedankenwirrwarr erschien, dürfte ganz gut den mentalen Zustand des einen oder anderen Konzertbesuchers beschrieben haben.
Den Schritt zurück, den Däpp vorschlug, konnte man während des Konzerts jedenfalls machen. Und nach dem musikalischen Erlebnis schien alles ein bisschen leichter. Zumindest war die Ausgangslage für ein einvernehmliches Gespräch und um sich Zeit für etwas Schönes zu nehmen, geschaffen.