Happy Birthday, Julie Andrews!
30.09.2025Julie Andrews wird am 1. Oktober 90 Jahre alt. Die britische Schauspielerin verzauberte Hollywood als Mary Poppins – und fand im Saanenland ihren Kraftort – ihr «last paradise in a crazy world».
JONATHAN SCHOPFER
«Mein Mann ...
Julie Andrews wird am 1. Oktober 90 Jahre alt. Die britische Schauspielerin verzauberte Hollywood als Mary Poppins – und fand im Saanenland ihren Kraftort – ihr «last paradise in a crazy world».
JONATHAN SCHOPFER
«Mein Mann Blake und ich kamen 1968 nach Gstaad, und am Ende dieser Ferien wussten wir, dass wir bleiben wollten – und bleiben wollten ... und bleiben wollten», erinnerte sich Julie Andrews. So sehr hatte es die Region dem Ehepaar angetan, dass sie Anfang der 1970er-Jahre das Chalet Fleur de Lys kauften.
Ihr baldiger 90. Geburtstag lädt dazu ein, auf diese besondere Verbindung mit dem Saanenland – ihre «love affair», wie sie selbst sagte – zurückzublicken.
Weihnachten wie in einem Bing-Crosby-Film
Die «weihnachtlichsten Weihnachten» habe sie mit ihrer Familie im Saanenland erlebt, schreibt Julie Andrews in ihrer Biografie «Home Work». Die verschneiten Berge mit ihren scharfen Konturen und die kristallklare Winterluft beeindruckten sie tief – ebenso die Kraft welche die Einheimischen ausstrahlten.
«Zu Beginn nahm sie noch Skiunterricht bei Walter Ludi», erinnert sich Gottfried von Siebenthal. Das Skifahren habe sie später wegen möglicher Verletzungen und vertraglicher Verpflichtungen aufgegeben. Ihre Freundschaft zu Ludi blieb aber bestehen.
Hollywood und das Saanenland
In ihren Memoiren schreibt Julie Andrews, dass ab Sommer 1974 auch die Kinder im Saanenland zur Schule gingen: Emma habe in Saanen eine internationale Schule besucht, während Geoffrey privat unterrichtet wurde. Da es jedoch kein englischsprachiges Gymnasium gab, zog die Familie 1976 zurück nach Los Angeles, damit die Kinder dort ihre Ausbildung fortsetzen konnten.
Trotzdem blieb das Saanenland ein fester Bestandteil ihres Lebens: Die Familie verbrachte weiterhin viel Zeit in Gstaad, empfing Freunde aus dem Showbusiness und nutzte die Region als Filmdrehort.
Strahlkraft für Gstaad
Als Julie Andrews in den 1970er-Jahren die spärliche Weihnachtsbeleuchtung in Gstaad sah, kaufte das Ehepaar kurzerhand Lichterketten für das Dorf – und bezahlte auch die Stromrechnung. Diese Tradition führten sie noch Jahre weiter. Bis heute werden die Lichter deshalb «Julie-Lämpli» genannt.
Das Ehepaar gründete und unterstützte ausserdem 1995 das Festival «CineMusic» in Gstaad. Laut einem damaligen SRF-Bericht belief sich das Budget im ersten Jahr auf rund zwei Millionen Franken, wovon 60 Prozent durch Sponsoren gedeckt wurden. Andrews war es ein Anliegen, ein Festival zu schaffen, dass die Filmmusik in den Mittelpunkt stellte. Während drei Jahren brachte «CineMusic» internationale Grössen wie Liza Minnelli, Quincy Jones oder Roman Polanski in die Region.
Die Ehrenbürgerin
2014 wurde Julie Andrews von der Gemeinde Saanen zur Ehrenbürgerin ernannt – als zehnte Persönlichkeit überhaupt. Der damalige Gemeindepräsident Aldo Kropf dankte ihr für ihr grosses Engagement und zitierte ihren Satz: Gstaad sei für sie «the last paradise in a crazy world».
Andrews wiederum bedankte sich beim Saanenland. Sie erinnerte sich daran, dass sie von Anfang an herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen wurde, und erwähnte ihre Freundschaften zu Annemarie und Gottfried von Siebenthal sowie zum verstorbenen Skilehrer Walter Ludi.
Anlässlich der Feier schenkte sie der Gemeinde die Skulptur «The Sitting Duck».
«Es ist ein schöner Gedanke», sagte Andrews damals, «dass die Ente hier sitzt und Gross und Klein begrüsst. Ich hoffe, dass sie den Menschen in Gstaad ebenso viel Freude bereitet, wie Gstaad uns über all die Jahre».
Am 1. Oktober feiert Julie Andrews ihren 90. Geburtstag – für die Einheimischen, die ihr begegnet sind, ist sie eine ausserordentliche Persönlichkeit – voller Herzlichkeit und Klasse.
JULIE ANDREWS
Die 13-jährige Julie Andrews huscht auf die Bühne, der Dirigent hebt den Taktstock. Mit kontrollierter, glasklarer Stimme singt sie «God Save the King» – vor niemand Geringerem als König George VI. und Königin Elizabeth. Es ist der 1. November 1948. Aufgewachsen in England, machte Julie Andrews schon früh mit Bühnenauftritten auf sich aufmerksam.
Später verkörperte sie «Mary Poppins» (1964) und erhielt dafür einen Oscar. Mit der Rolle der Maria von Trapp in «The Sound of Music» gelang ihr ein weiterer Meilenstein ihrer Karriere. Der Film wurde vor allem in den USA ein Kassenerfolg. Er sorgt bis heute für Touristenströme nach Salzburg und ist deswegen sogar Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Andrews Sopranstimme, die vier Oktaven umfasste und ihr Weltruhm brachte, verlor sie 1997 teilweise nach einer missglückten Operation an den Stimmbändern.
Doch auch danach blieb sie präsent – etwa als Königin des fiktiven Genovia in «Plötzlich Prinzessin» (2001) oder aktuell als Erzählstimme in der Netflix-Serie «Bridgerton».
Andrews hat gemeinsam mit ihrer Tochter Emma Walton Hamilton seit vielen Jahren zahlreiche Kinderbücher, Gedichte und Memoiren verfasst.
Quellen: British Pathé; Academy of Achievement; IMDb; Im & Chon (2008), Journal of Travel & Tourism Marketing; Julie Andrews, Home Work: A Memoir of My Hollywood Years (2019).
JSC
Erlebnisse mit «unserer» Julie
SILVESTER IN GSTAAD
Das Foto entstand an einem Silvester um 1970. Julie Andrews war damals häufig Gast bei uns im Parkhotel Gstaad, in dem ich aufgewachsen bin. Auf dem Bild ist mein Vater, Giancarlo Guizzardi, als Kaminfeger verkleidet – zusammen mit Julie Andrews.
Von ihr habe ich damals auch ein von ihr signiertes «Mary Poppins»-Buch geschenkt bekommen, worüber ich mich bis heute sehr freue.
CARMEN GUIZZARDI
DIE WEISSE SCHÜRZE
Jetzt bin ich 70-jährig, als ich 17 Jahre alt war – also vor 53 Jahren – hatte ich eine Jahresstelle in einem Chalet oberhalb des Palace, bei einer Baronesse aus Luxemburg. Ich war für das Kochen und Putzen zuständig. Wenn Madame Besuch hatte, durfte ich auch Julie Andrews den Tee servieren. Dafür musste ich ein Kleid tragen – Hosen waren verpönt – dazu eine weisse Schürze mit Rüschen. Später, wenn die Damen zu einem Aperitif wechselten, bedienten sie sich selber. Die Begegnung bleibt mir in guter Erinnerung – Frau Andrews war jeweils sehr herzlich zu mir.
Ich gratuliere Frau Andrews herzlich zum hohen Geburtstag und wünsche ihr alles Gute.
MEIELI WALKER-VON SIEBENTHAL
AUTOGRAMM
In meinem ersten Jahr als Kellner im Hotel Olden durfte ich Julie Andrews bedienen und habe ein Autogramm bekommen. Ich wünsche ihr einen super schönen Geburtstag! Eine von unseren berühmten Saanenländerinnen...
TOMMASO PENNELLA
MARY POPPINS BRACHTE DIE WEIHNACHTSBELEUCHTUNG
Ich habe per se keine direkte Begegnung mit Julie Andrews, aber ich habe relativ lange geglaubt, dass Mary Poppins die Weihnachtsbeleuchtung im Gstaad für uns gezaubert hat. Ist doch eine schöne Erinnerung oder? Und irgendwie hat sie das ja schon gemacht...
ANJA AUGER-BRAND
«IK BIN SO GLUCKLICH, DASS IK JETZT EE GSTAADERIN BIN»
Als sie Ehrenbürgerin von Saanen wurde, empfahl ich ihr, sie solle doch einen Satz in Saanendeutsch sagen, und wir übten fleissig zusammen. Anlässlich der Feier beim Rialto in Gstaad wollte sie noch einmal kurz repetieren, sie war nämlich sehr nervös. Sie sprach dann tatsächlich einen Satz auf Deutsch: «Ik bin so glucklich, dass ik jetzt ee Gstaaderin bin.» Die anwesenden Einheimischen und Gäste freuten sich sehr darüber.
GOTTFRIED VON SIEBENTHAL
EIN FLÄSCHCHEN LUFT AUS GSTAAD
Gottfried und Käthi von Siebenthal wurden 1995 von Julie zur Premiere des Musicals Victor/Victoria am Broadway in New York eingeladen. Nach der Aufführung konnten sie den Backstage-Bereich und Julies Garderobe besichtigen. Die Garderobe war voll mit Plakaten und Bildern aus Gstaad. Gottfried fragte Julie, was er ihr aus Gstaad bringen solle, und sie sagte: «Cheese, chocolate and some fresh air from Gstaad!» Gottfried nahm ihre Wünsche ernst und brachte genau das. Die Luft füllte er in ein kleines Fläschchen. Als sie das Fläschchen sah, fragte sie: «What’s this?» Worauf Gottfried erklärte, dass es Luft aus Gstaad sei. Sie roch daran, und Tränen liefen ihr über die Wangen.
GOTTFRIED VON SIEBENTHAL
DER IMPRÄGNIERSPRAY
Julie Andrews kam einst zu uns in den Schuhladen. Ich weiss nicht mehr genau wann – es muss vor dem grossen Umbau von 1993 gewesen sein. Der Laden war alt und dunkel und ich sehe noch den alten Ladentisch vor mir. Frau Andrews war alleine und verlangte einen Imprägnierspray. Ich fragte mich, weshalb sie persönlich zu uns kommt und einen Spray verlangt. Gewöhnlich besorgten Angestellte die Accessoires für sie. Sie war bis dahin schon öfters da – jedoch um Schuhe zu kaufen. Das alles kam mir etwas komisch vor. Als sie mich dann fragte, ob sie den Laden durch den Hinter ausgang verlassen dürfe, ging mir ein Licht auf. Sie werde von Paparazzi verfolgt, sagte sie. Selbstverständlich zeigte ich ihr den Hinterausgang und erwähnte nebenbei, sie müsse keinen Spray kaufen… Frau Andrews umarmte mich dankbar und verliess den Laden.
Sie vergass unsere Begegnung nicht und besuchte in den folgenden Jahren unseren Laden öfters zum Schuhkauf. Sie war stets äusserst liebenswürdig und nett.
ESTHER ROMANG-AELLEN, SCHUHHAUS ROMANG
DER IN OHNMACHT FALLENDE JAPANER
Vor vielen Jahren kam Julie Andrews einmal aus einem Geschäft an der Promenade in Gstaad. Eine zufällig vorbeigehende Gruppe Japaner erkannte sie, und ein Mann dieser Gruppe fiel vor lauter Aufregung in Ohnmacht. Julie bekam diese Szene mit, ging direkt zu dem Mann, fächerte ihm mit der Hand Luft ins Gesicht und betreute ihn. Als der Mann die Augen wieder öffnete und direkt Julie Andrews ins Gesicht blickte, fiel er gleich nochmals in Ohnmacht. Julie fand die ganze Sache sehr amüsant und sie erzählt diese Geschichte immer wieder.
GOTTFRIED VON SIEBENTHAL