«Exsultate, jubilate» – unter diesem Motto und mit einem wahrhaften Jubelruf begann das diesjährige Gstaad New Year Music Festival in der voll besetzten Kirche von Rougemont.
SONJA WOLF
Freude strahlte sie aus, die Mezzo-Sopranistin Catherine ...
«Exsultate, jubilate» – unter diesem Motto und mit einem wahrhaften Jubelruf begann das diesjährige Gstaad New Year Music Festival in der voll besetzten Kirche von Rougemont.
SONJA WOLF
Freude strahlte sie aus, die Mezzo-Sopranistin Catherine Trottmann beim Eröffnungskonzert des diesjährigen New Year Music Festivals. Der ganze erste Teil war Mozart gewidmet: Von festlicheren Werken ging die Solistin über zu fröhlichen Auszügen aus der Oper «Die Hochzeit des Figaro». Und genau diese Freude wollte die künstlerische Leiterin Caroline Murat bei der Festivaleröffnung vermitteln: «Unter den aktuellen Bedingungen, die eigentlich dramatisch sind, wollte ich mit Mozart ein Zeichen der Freude setzen – und ich wollte Catherine Trottmann mit ihrem aussergewöhnlichen Talent bei uns haben!» Es war nicht selbstverständlich, dass die junge Französin mit der warmen Stimmfarbe zusagte – ist sie doch diese Tage noch bis Ende des Jahres in der Oper von Lausanne als Hauptdarstellerin im Musical «My Fair Lady» zu hören. So durfte natürlich auch in der Kirche von Rougemont ein Stück aus Frederick Loewes bekanntem Musical nicht fehlen: «I could have danced all night» – ein beeindruckender Abschluss des vielseitigen Programms.
Meister der Technik
Begleitet wurde Trottmann durchgehend von der Pianistin Magali Goimard und über weite Strecken auch vom Violinisten François Pineau-Benois. Letzterer trug auch mit eigenen Soloeinlagen zum Programm bei. Der junge Franzose, der übrigens zeitgleich mit Trottmann am Pariser Konservatorium studiert hatte, brachte eine breite Palette an Werken mit: von Mozart im ersten Teil über Fritz Kreisler bis hin zu Georges Gershwin. Er bestach dabei durch seine technisch brillante Ausführung. An manchen Stellen vermochte das Publikum kaum, den Bogenstrichen mit den Augen zu folgen, so schnell spielte er die Tonfolgen. Er produzierte Obertöne, Glissandi, zupfte auf den Saiten und entlockte seinem Instrument generell alles technisch Mögliche. Dabei wirkte er je nach Stück klassischharmonisch oder jazzig-modern.
«Ich wollte zwei Stimmen: die Stimme der Violine und die menschliche Stimme. Denn welches Instrument ist näher an der menschlichen Stimme als die Violine?», zeigte sich auch Caroline Murat nach dem Konzert sehr zufrieden mit den angekündigten «splendid voices of today».
Harmonie unter den Künstlern
Die drei Künstler hatten in dieser Zusammensetzung noch nicht zusammengearbeitet. «Wir haben nur drei Proben zusammen bestritten», verriet Catherine Trottmann noch schnell, bevor sie nach der Zugabe aus der «Lustigen Witwe» direkt zum Zug musste, der sie wieder zu ihrem Engagement in Lausanne bringen sollte.
Die Pianistin Magali Goimard fasste den Abend noch einmal zusammen: «Es war ein Programm, das viel Energie versprühte und gut an die Persönlichkeit der Künstler angepasst war.» Tatsächlich gab es für die Zuhörer sowie -schauer alles von Mozart und französischen, etwas exotischeren Stücken, die die Fantasie anregten und zum Tanzen aufforderten, über ein deutsch vorgetragenes Stück von Strauss bis zu leichten Dissonanzen und einem Jazz-Gefühl bei Gershwin und schliesslich Musicalklängen bei «My Fair Lady». Ein vielseitiger Abend, bei dem wohl alle – das Publikum und auch die Künstler – auf ihre Kosten kamen.