In der KI-begeisterten Schweiz nimmt Desinformation zu
23.12.2025 Schweiz2025 nutzten mehr als zwei von fünf Personen künstliche Intelligenz (KI) zur Erstellung von Inhalten wie Texten oder Bildern, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer Medienmitteilung schreibt. Bei den 15- bis 24-Jährigen waren es sogar vier von fünf ...
2025 nutzten mehr als zwei von fünf Personen künstliche Intelligenz (KI) zur Erstellung von Inhalten wie Texten oder Bildern, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in einer Medienmitteilung schreibt. Bei den 15- bis 24-Jährigen waren es sogar vier von fünf Personen.
Gleichzeitig sehe sich die Bevölkerung online vermehrt mit Desinformation, Hassreden oder Betrug konfrontiert. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der jüngsten Befragung des Bundesamtes für Statistik (BFS) zur Internetnutzung in den Schweizer Haushalten.
Im Frühling 2025 hätten 43 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 88 Jahren angegeben, bereits einmal ein generatives KI-System genutzt zu haben. Dieses erstellt anhand einer Anweisung Text-, Bild- oder Toninhalte.
Generative KI-Tools verbreiten sich rasant
3,2 Millionen Personen in der Schweiz hätten in den drei Monaten vor der Befragung generative KI genutzt – und bei vielen von ihnen seien die entsprechenden Tools sogar sehr häufig zum Einsatz gekommen: 36 Prozent der Personen, die KI nutzten, hätten täglich auf sie zurückgegriffen, 34 Prozent hätten dies mindestens einmal pro Woche getan. Angesichts der Tatsache, dass KI-Systeme lediglich seit drei Jahren für die breite Öffentlichkeit verfügbar seien, erscheine die Anzahl der Nutzenden und die Nutzungshäufigkeit umso höher, so das BFS.
Am häufigsten seien die Systeme zu privaten Zwecken eingesetzt worden (38 Prozent der Bevölkerung), gefolgt von beruflichen Zwecken (31 Prozent). Innerhalb des formalen Bildungssystems (z.B. Schulen und Hochschulen) werde eine Nutzungsquote von 75 Prozent erreicht.
KI verdeutlicht den digitalen Graben
Die Nutzung generativer KI-Tools variiere stark je nach soziodemografischem Profil, informiert das BFS weiter. Die bestehenden Ungleichheiten bei der allgemeinen Nutzung digitaler Technologien würden bei dieser neuen Technologie noch verstärkt auftreten.
So griffen besonders junge Menschen auf generative KI zurück: 79 Prozent der 15- bis 24-Jährigen nutzten entsprechende Tools, bei den 25- bis 34-Jährigen seien es lediglich 66 Prozent. Dieser Anteil sinke mit zunehmendem Alter weiter (55- bis 64-Jährige: 28 Prozent). Auch mit Blick auf das Bildungsniveau zeigten sich deutliche Unterschiede. 63 Prozent der Personen mit einem Hochschulabschluss verwendeten generative KI, gegenüber 17 Prozent der Personen ohne nachobligatorische Ausbildung. Zwar nutzten Männer generative KI insgesamt häufiger als Frauen, in den Altersgruppen unter 30 Jahren bestünden jedoch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Die Hälfte der Bevölkerung nutzt keine generative KI
Auch wenn sich die generative KI rasant verbreite, werde sie noch nicht flächendeckend beansprucht, so das BFS weiter. Ein Drittel der Bevölkerung sehe für sich keinen Nutzen in den entsprechenden Anwendungen und 7 Prozent hätten Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Lediglich 7 Prozent gaben an, dass es ihnen an den notwendigen Kompetenzen mangle, was zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung der Ansicht sei, KI-Systeme seien relativ einfach in der Anwendung. Nur 2 Prozent der Bevölkerung gaben an, keine Kenntnis von der Existenz solcher Tools zu haben.
Zunehmend problematische Inhalte und Sicherheitsprobleme
Die Ergebnisse zeigten einen weiteren wichtigen Aspekt: Zwischen 2023 und 2025 hätten Sicherheitsprobleme, Desinformation und Hassrede im Internet stark zugenommen. Diese Entwicklung verdeutliche die zunehmende Verbreitung problematischer Onlineinhalte sowie den Anstieg der Risiken und Gefahren bei der Internetnutzung.
Der Anteil der Personen, die in den drei Monaten vor der Befragung betrügerische Nachrichten (Phishing) erhalten hätten, sei von 51 Prozent auf 61 Prozent angestiegen (4,4 Mio. Personen). Die Zunahme dieser Art von Onlinebetrug zeige sich auch beim Anteil der Nutzenden, die angeben, in den zwölf Monaten vor der Befragung finanzielle Verluste erlitten zu haben. Deren Anteil sei 2021 noch bei 1,7 Prozent gelegen und hätte sich bis 2025 auf 3,4 Prozent verdoppelt (250’000 Personen).
Desinformation auf dem Vormarsch
Auch Desinformation nehme zu, schreibt das BFS weiter. Der bereits zwischen 2021 und 2023 beobachtete Aufwärtstrend bestätige sich: 2025 hätten 58 Prozent der Bevölkerung angegeben, auf Websites oder in den sozialen Medien Inhalte angetroffen zu haben, die sie für falsch oder fragwürdig hielten (2021: 45 Prozent; 2023: 51 Prozent). Junge Menschen unter 30 Jahren und Nutzende sozialer Medien seien besonders häufig Desinformation ausgesetzt (68 bzw. 67 Prozent).
Der Umgang mit Falschinformationen bleibe im Wesentlichen unverändert: Rund die Hälfte der Nutzenden überprüfe den Wahrheitsgehalt der angetroffenen Inhalte. Die Mehrheit derjenigen, die dies nicht tun (38 Prozent), glaube, bereits zu wissen, dass es sich um Falschinformationen bzw. eine unzuverlässige Quelle handle. 15 Prozent räumten hingegen ein, nicht über die notwendigen Kenntnisse oder Fähigkeiten zu verfügen, um die Inhalte zu prüfen.
Hassrede nimmt zu
Immer mehr Internetnutzende würden mit Hassbotschaften konfrontiert, informiert das BFS. 2025 hätten 42 Prozent der Bevölkerung angegeben, in den sozialen Medien oder auf Informationsseiten feindselige oder abwertende Botschaften gesehen zu haben, die sich gegen Gruppen oder Einzelpersonen richteten. Dies entspreche einem Anstieg von 4,5 Prozentpunkten. Wiederum hätten am häufigsten die unter 30-Jährigen sowie Nutzende sozialer Medien von solchen Inhalten berichtet (61 bzw. 50 Prozent).
Ein besonders starker Anstieg sei bei Hassbotschaften im Zusammenhang mit politischen oder gesellschaftlichen Meinungen sowie Religion zu verzeichnen, ebenso wie bei fremdenfeindlichen Inhalten. Hassbotschaften, die sich auf die sexuelle Orientierung oder eine Behinderung beziehen, würden in etwa so häufig auftreten wie 2023.
PD/AMO
