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  24.10.2022 Gstaad

In zwei Tagen startet die 42. Gstaader Messe. Warum das «grösste Schaufenster im Saanenland» immer noch zeitgemäss ist und was die Besuchenden erwartet, verrät der Genossenschaftspräsident Philipp Reber im Interview.

JENNY STERCHI

Herr Reber, es ist Ihre erste Gstaader Messe als Genossenschaftspräsident. Welchen Herausforderungen sehen Sie sich sowohl in der Vorbereitung als auch mit Beginn der Messe gegenüber?
Nach der dreijährigen Zwangspause waren wir im Vorstand nicht so sicher, ob die Nachfrage bei den Ausstellern noch da ist, wieder an der Gstaader Messe teilzunehmen. Mit Covid, den Problemen im Osten Europas und den Verunsicherungen in der Wirtschaft, Energie und auch im Tourismus haben sich die Rahmenbedingungen verändert wie schon lange nicht mehr. Wir sind froh, dass am Montag, 24. Oktober der Messeaufbau beginnen kann und dann geht es im und um die Tennishalle wie in einem Bienenhaus zu und her, damit am Donnerstagabend alle bereit sind. Es ist immer ein Kraftakt aller Ausstellenden, doch wir freuen uns sehr.

Wie viele Ausstellende dürfen die Besuchenden erwarten?
Dieses Jahr sind 73 Ausstellende dabei. Das entspricht ziemlich genau der Zahl von 2019. Wir haben aber mehr Quadratmeter an Ausstellungsfläche vermieten können und sind drinnen wie auch draussen restlos ausgebucht. Mehr geht nicht mehr, sonst müssen wir anbauen.

Welche Änderungen erwarten Standbetreibende und Besuchende an der diesjährigen Gstaader Messe?
Die Messe ist eine Institution und muss sich nicht neu erfinden. Es gibt rund 15 neue Aussteller, die bei der letzten Messe nicht dabei waren. Detailhandel, Bau, Tourismus, Gesundheitswesen, Dienstleistungen, Automobiltechnik, Kultur und Kulinarik bieten einen vielversprechenden Ausstellungsmix. Zum Beispiel wird das neue Buch «Madame Gstaad» von Gottfried und Andrea von Siebenthal erstmals öffentlich vorgestellt. Das Sportzentrum Gstaad feiert am Freitagabend auf der Bühne in der Tennishalle seinen 50. Geburtstag und der Verein Alpines Segelfluglager Saanen nimmt anlässlich seines Jubiläums mit einem Flugsimulator teil, um nur einige zu erwähnen. Für die Kleinen gibt es das Kasperlitheater und die Kletterwand am Samstag und Sonntag. Wenn die Besucher nach dieser geballten Ladung Messe Hunger und Durst bekommen, lohnt sich der Besuch im Messerestaurant mit lokalen Spezialitäten. Damit die Stimmung der Gstaader Messe auch ins Oberland transportiert wird, sendet Radio BeO wieder live aus Gstaad. Neu haben wir zusätzlich einen Speakers’ Corner geschaffen, um innerhalb der Messe die Möglichkeit für einen Vortrag oder eine Präsentation zu bieten.

Sie erwähnten eben den Speakers’ Corner. Was macht dieses Angebot aus? Gibt es bereits Reservationen?
Es ist ein Versuch, eine Plattform innerhalb der Messe anzubieten, um einen Vortrag oder eine Präsentation zu halten. Die Atmosphäre auf der Bühne beim Messerestaurant ist wegen der vielen Leute erfahrungsgemäss sehr laut. Darum werden wir auf der Galerie in der Tennishalle einen Grossmonitor installieren, Mikrofone und Stühle für die Zuhörer bereitstellen. Das Angebot steht jedem Ausstellenden zur Verfügung, es kann aber auch von externen Vereinen und Firmen genutzt werden. Wir vergeben Zeitfenster von einer Stunde, am Freitag und Samstag sind schon einige Termine vergeben, Interessierte dürfen sich aber noch gerne bei uns melden. Kontaktdaten finden sie auf unserer Homepage.

Wer wird zum Beispiel im Speakers’ Corner erwartet?
Zum Beispiel wird das Thema neuer, bezahlbarer Wohnraum thematisiert. Die Gruppe Wohnbaugenossenschaft Ebnitmatte wird dazu ihr Projekt vorstellen. Das dürfte grosses Interesse wecken.

Welcher ist Ihrer Meinung nach ein Höhepunkt der Ausgabe von 2022?
Es tönt vielleicht etwas banal, aber dass wir wieder eine Messe in gewohntem Rahmen durchführen können und das Interesse bei den Ausstellenden nach wie vor gross ist, macht für uns schon einen Erfolg aus. Jetzt hoffen wir auf viele Besucher, die sich begeistern lassen, vorbeikommen, schauen, staunen, Freunde und Bekannte treffen.

Auch der Lehrlingswettbewerb findet wieder seinen Platz an der Gstaader Messe. Welche Bedeutung hat diese kompetitive Plattform heute?
Wollen wir als Region mittel- und langfristig erfolgreich bleiben, müssen wir uns um unseren Nachwuchs kümmern. Die Problematik des Fachkräftemangels ist überall akut, auch bei uns. Der Lehrlingswettbewerb ist eine super Sache, mit der sich junge Berufsleute im «friedlichen Wettbewerb» messen können, in diesem Jahr zum Thema Gelassenheit. Valérie Ludi und ihr Team haben mit insgesamt 39 Lernenden, davon 16 Einzelteilnehmende und zehn Teams, sogar einen neuen Teilnehmerrekord realisiert. Ein Besuch der ausgestellten Arbeiten im Festivalzelt ist Ehrensache und verspricht Unterhaltung. Die Rangverkündigung findet am Samstag um 17 Uhr auf der Bühne in der Tennishalle statt.

Die Lehrstellenbörse ist neu nicht mehr Teil der Gstaader Messe. Warum ist das so und wie sieht die Anschlusslösung für dieses Angebot aus?
Wir haben an den letzten zwei Messen jeweils am Samstagmorgen eine Lehrstellenbörse in die Messe integriert. Wir hofften, dass viele Schüler mit ihren Eltern diese nutzen würden, um mit den Firmen in Kontakt zu treten. Leider war die Nachfrage sehr gering und so haben wir aufgehört. Nun haben wir zwei Alternativen: Zum einen werden die Ausstellenden, die Lehrlinge ausbilden, mit dem Sticker «Wir machen Profis» sichtbar gemacht. So können die Schülerinnen, Schüler und Eltern einfach mit den Profis ins Gespräch kommen. Zum anderen findet die Lehrstellenbörse in Zusammenarbeit mit der Schule und dem Gewerbeverein im Oberstufenzentrum Gstaad/Ebnit nun jährlich statt. Die Lehrbetriebe präsentieren sich an diesem Nachmittag vor Ort und die Schülerinnen und Schüler kommen klassenweise vorbei. Dies fand im September vor den Herbstferien statt und das Echo war gut.

Im Zuge der Digitalisierung wird der Nutzen von Ausstellungen und Messeveranstaltungen in Frage gestellt. Wie sieht das Ihrer Ansicht nach bei der Gstaader Messe aus?
Es braucht eben beides. Sich online, digital und anonym zu informieren, ersetzt den persönlichen Kontakt zum Glück nicht. Je mehr Hightech es gibt, desto mehr «Hightouch» brauchen wir. Oder haben Sie online schon mal etwas in die Hände nehmen und es fühlen, schmecken oder anprobieren können? Wir sind keine Verkaufsmesse im klassischen Sinn, wir sind ein grosses Schaufenster, in dem man Neues entdeckt, ausprobiert, sich begegnet und miteinander austauscht, also eins zu eins kommuniziert. Das ist echt und moderner denn je. Ich bin sehr zuversichtlich – die letzten drei Jahre hat uns all das gefehlt.

Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten an den kommenden vier Messetagen?
Wir vom Vorstand sind froh, wenn wir am Donnerstag, 27. Oktober die Messe eröffnen können und hoffentlich viele glückliche und strahlende Gesichter während vier Tagen bei uns begrüssen dürfen. Es wird so viel zu sehen geben, dass «nur» einmal vorbeikommen kaum reicht. Ich freue mich auf jeden Besuch.

Ausstellerverzeichnis und Programm immer aktuell auf www.gstaadermesse.ch


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