Jacqueline Schweizer-Heer hat nicht nur einen engen Bezug zum Saanenland, sondern sie hat auch am Mittwoch die deutsche TV-Backshow «Das Grosse Backen» gewonnen. Im Gespräch mit dem «Anzeiger von Saanen» verrät sie, was dies mit ...
Jacqueline Schweizer-Heer ist die Hobbybäckerin des Jahres!
16.10.2025 GesellschaftJacqueline Schweizer-Heer hat nicht nur einen engen Bezug zum Saanenland, sondern sie hat auch am Mittwoch die deutsche TV-Backshow «Das Grosse Backen» gewonnen. Im Gespräch mit dem «Anzeiger von Saanen» verrät sie, was dies mit Beat Mösching zu tun hat und wie dieser Erfolg ihr Leben verändern könnte.
KEREM S. MAURER
Während zehn Folgen fieberten die Schweizer Fans der deutschen TV-Show «Das Grosse Backen» mit «unserer» Kandidatin Jacqueline Schweizer-Heer mit (wir haben berichtet). Zweimal erbackte sie sich die rote Siegerschürze, ebenso viele Male schrammte sie haarscharf am Ausscheiden vorbei. Doch letztlich hat es der 37-jährigen Baslerin gereicht. Sie setzte sich im Finale gegen Charlotte und Christian durch und gewinnt den Titel Bäckerin des Jahres. Als Preis erhält sie einen Pokal in Form eines goldenen Cupcakes, 10’000 Euro Preisgeld und die Publikation eines eigenen Backbuches.
Sieg und Niederlage liegen nahe beisammen
Der Weg zum Sieg sei eine wahre Nervensache gewesen, sagt Jacqueline Schweizer-Heer, die derzeit wohl bekannteste Schweizer Hobbybäckerin. Sieg und Niederlage liegen bei einem solchen TV-Format sehr nahe beieinander. Als Etappensieger:in darf sich fühlen, wer die begehrte rote Schürze für die Tagesbestleistung ergattert. Dies gelang Jacqueline Schweizer-Heer im Verlauf der Staffel zweimal, nachdem sie jeweils zwei Aufgaben an einem Tag als beste gemeistert hatte. «Mit der roten Schürze steigen der Druck und die Nervosität enorm», weiss die frischgebackene Bäckerin des Jahres. Dadurch rücke man noch mehr in den Fokus der Kameras und auch die Moderatoren stellten einem mehr Fragen. So kam es, dass sie jedes Mal als Trägerin der roten Schürze in der Entscheidung gewackelt habe. Das heisst, sie stand am Ende mit den Letzten vorne und musste auf das Urteil der Jury warten, welches allenfalls das sofortige Aus bedeuten konnte. «Das sind unschöne Momente. Zeit und Herz bleiben gefühlt stehen, die Kameras zielen auf einen, um die Emotionen einzufangen. Ich weiss nicht, wie ich reagiert hätte, wenn es schiefgelaufen wäre», sagt sie rückblickend.
Mit Möschings Gestell zum Tagessieg
Was am Fernseher einigermassen entspannt rüberkommt, ist in Tat und Wahrheit ein anspruchsvolles Programm. Für eine Folge mit drei Backaufgaben werden drei Drehtage benötigt. Für jede Aufgabe einen Tag. «Wir hatten Sechstagewochen. Jeder Tag begann um sechs Uhr und endete abends um neun. Und immer nach drei Drehtagen musste uns jemand verlassen», berichtet die Siegerin. Üben für den Folgetag lag zeitlich nicht drin. «Am Abend nach den Drehtagen blieb gerade noch Zeit, um für den nächsten Tag alles vorzubereiten und das Rezept noch einmal durchzugehen», erzählt Schweizer-Heer. Auch die Vorbereitungen im Vorfeld der Aufzeichnungen waren nicht ohne: Den ganzen Februar hindurch hatte die Kandidatin jede Woche vier bis fünf Torten gebacken, angeschnitten, fotografiert und eingereicht. Während fünf Wochen mussten die Kandidaten zwanzig Rezepte zu einem Thema – beispielsweise die Gravity-Torte: «Flamingos» – von Hand schreiben. Rezepte kopieren war nicht erlaubt. Für die Dreharbeiten im April kaufte der Sender alle Zutaten, die in den Rezepten angegeben wurden. Die Dreharbeiten fanden während sechs Wochen im Mai und Juni statt. Und: apropos Flamingo: Das Tortengestell für die Flamingotorte wurde von Beat Mösching in Saanen hergestellt – und führte zum ersten Tagessieg!
Torten für die Cafeteria
Bei all den akribischen Vorbereitungen fragt man sich, wie viel Überraschung bei den gestellten Aufgaben wirklich noch drinsteckt? Jacqueline Schweizer-Heer: «Die technische Aufgabe war jedes Mal pure Überraschung.» Rezept lesen, in Kühlschrank und Backofen die Zutaten checken, dann hiess es schon: «Auf die Plätzchen, fertig, backt!» Dies sei für sie der totale Stress gewesen. «Das Schwierigste an diesen Aufgaben war, dass wir jeweils zu Beginn keine Ahnung hatten, wie das Produkt am Ende aussehen soll.» Als das Finale näher rückte, mussten jeweils sogar zwei Aufgaben an einem Tag gebacken werde. Bei so vielen Backerzeugnissen drängt sich die Frage auf, was mit all den Torten, Patisseries und Kuchen geschieht, die während der Show hergestellt werden? «An einem Drehtag waren jeweils bis zu 60 Personen – Kameraleute, Tontechniker, Moderatoren, Sanitäre, Renners – involviert. Die Torten wurden in die Cafeteria der Angestellten gebracht, wo sie im Nu aufgegessen wurden!» Übrigens: Die Torten mit den besten Bewertungen waren jeweils am schnellsten weg!
Was bedeutet dieser Sieg?
Die Bäckerin des Jahres kann ihren Triumph noch immer nicht ganz fassen. «Ich bin sprachlos, es ist unglaublich!», sagt sie und ist sehr gespannt, inwiefern dieser Erfolg ihr bisheriges Leben verändert. Schon heute steht fest, dass Jacqueline Schweizer-Heer vom 5. bis am 8. November in der Markthalle in Basel einen Pop-Up-Store einrichten wird, wo sie Cupcakes, Torten, Macarons, ihre «Heerlichen» Kuchen und natürlich das Backbuch verkaufen wird. «Unter meinem Label ‹Heerliche Kuchen› – ein Wortspiel mit meinem Mädchennamen – findet man mich in den sozialen Netzwerken. Man kann bei mir auch Torten bestellen», sagt sie augenzwinkernd und lässt sich noch etwas tiefer in die Karten schauen: «Ich spiele gerade mit der Idee, irgendwann vielleicht ein Café zu eröffnen.»