«Jetzt können sie endlich tun, was Sie schon immer tun wollten»
23.10.2025 SaanenDie Pensionierung ist ein grosser Einschnitt. Die einen sehnen ihn herbei, andere fürchten ihn. 25 Neupensionierte haben am Apéro für Neupensionierte erfahren, worauf es im Rentenalter geht und dass es kaum etwas Schlimmeres gibt, als einen «Ballon Roten» alleine ...
Die Pensionierung ist ein grosser Einschnitt. Die einen sehnen ihn herbei, andere fürchten ihn. 25 Neupensionierte haben am Apéro für Neupensionierte erfahren, worauf es im Rentenalter geht und dass es kaum etwas Schlimmeres gibt, als einen «Ballon Roten» alleine zu trinken.
KEREM S. MAURER
Rund 25 Neupensionierte trafen sich am Montagabend zum Apéro der Neupensionierten. Empfangen wurden die frischgebackenen Rentnerinnen und Rentner von Ueli Müller, dem Präsidenten des Seniorenrats, der den Anlass organisiert hat. Einleitend erläuterte Müller den Sinn und Zweck des Seniorenrats. Anschliessend sprach FDP-Gemeinderat Sigbert Feller – «Im Gemeinderat bin ich jeweils der Älteste, hier heute nicht!» – über die wichtigsten Punkte des Rentnerdaseins. Er betonte den Wert von sozialen Kontakten, unterstrich die Bedeutung von Bewegung im Pensionsalter und bezeichnete guten Schlaf, Ausgehen und gut Essen als essenziell. «Jetzt könnt ihr endlich tun, was ihr schon immer tun wolltet», forderte er die anwesenden auf, und: «Es gibt doch nichts Schlimmeres, als einen ‹Ballon Roten› alleine zu trinken!» Im Kurzreferat orientierte Hans-Heini Winterberger über das Projekt Freiwilligenarbeit (wir haben berichtet, siehe «Anzeiger von Saanen» Nr. 69 vom 2. September 2025) und forderte die Neupensionierten auf, sich freiwillig in der Gemeinschaft zu engagieren. Im Anschluss an den offiziellen Teil kam es beim Apéro zu angeregten Diskussionen.
Sigbert Feller Gemeinderat, Saanen
DREI FRAGEN AN NEUPENSIONIERTE
Sind Sie froh, dass Sie jetzt pensioniert sind?
Vier von fünf Befragten beantworteten diese Frage mit einem klaren Ja. Simon Graa aus Gsteig, der sich sehr auf seine Pension vor fünf Jahren gefreut hat, ist «froh, nicht mehr im Hamsterrad zu sein.» Und Arnold Reuteler aus Grund bei Gstaad ergänzt: «Ich freue mich sehr auf diese Zeit.» Anders sieht dies Walter Matti-Zbären, der nach seiner Pension noch vier Jahre weitergearbeitet hat. «Die Pensionierung macht mich nicht froh, denn ich habe sehr gerne gearbeitet. Allerdings ist jetzt der Punkt gekommen, an dem ich keine Verantwortung mehr tragen will.»
Was machen Sie mit der neugewonnenen Freizeit?
Wandern, Biken und Skifahren waren die häufigsten Antworten auf diese Frage. «Ich habe im Sinn, mich mehr in der Natur zu bewegen. Dafür habe ich mir jetzt ein E-Bike gekauft», sagt Arnold Reuteler. Eine Befragte, die vor einem Jahr pensioniert wurde, betreut ins Alter gekommene Verwandte. Sie lacht und sagt: «Mir wird es bestimmt nicht langweilig!» Simon Graa will es etwas ruhiger angehen lassen und will zwei Ämter, die ihn zeitlich stark beanspruchen im nächsten Jahr aufgeben. Walter Matti-Zbären baut zuerst sein Haus fertig um und macht sich erst im Frühling darüber Gedanken, was er mit der neuen Freizeit anfangen will. Madeleine Frautschi hat sich schon vor sechseinhalb Jahren pensionieren lassen, erfreut sich aber immer noch an der vielen Zeit, die sie jetzt hat. «Als wir das Sportgeschäft noch hatten, arbeitete ich nicht selten an sieben Tagen die Woche, jetzt bin ich vieles am Nachholen», sagt sie.
Wie sieht es bei Ihnen aus mit einem Engagement in freiwilliger Arbeit?
«Ich habe mir vorgenommen, wenn ich pensioniert bin, nur noch das zu machen, was mir Freude bereitet», sagt Arnold Reuteler und drückt damit aus, was der Grossteil der Befragten denkt. Walter Matti-Zbären will seine bisherigen freiwilligen Engagements weiterführen und hat bislang bewusst noch keine neuen Jobs angenommen. Eine Befragte, die ihren Namen an dieser Stelle nicht lesen möchte, leistet bereits freiwillige Arbeit an einem Event und in der Betreuung von Angehörigen. Simon Graa freut sich darauf, vermehrt Zeit mit seinen Grosskindern und der Familie zu verbringen und Madeleine Frautschi bleibt im Heimatmuseum freiwillig engagiert. «Aber nur im Sommer, im Winter gehe ich Skifahren!»



