Stimmungsvolle Jodelnacht in Lauenen
16.04.2025 KulturMit der Auswahl der Interpreten hat der Jodlerklub Lauenen an seinem traditionellen Konzert ins Schwarze getroffen. Vier Formationen folgten der Einladung ins Bergdorf, um zusammen mit den Gastgebern ein grosses Publikum mit feiner Jodelkost zu verwöhnen.
VRENI ...
Mit der Auswahl der Interpreten hat der Jodlerklub Lauenen an seinem traditionellen Konzert ins Schwarze getroffen. Vier Formationen folgten der Einladung ins Bergdorf, um zusammen mit den Gastgebern ein grosses Publikum mit feiner Jodelkost zu verwöhnen.
VRENI MÜLLENER
Andächtig liessen die Besuchenden das Zusammenspiel von Wort und Musik auf sich wirken. Die unterschiedlichen Gruppen, aber auch deren Liedauswahl versprachen viel Abwechslung. Rolf Reichenbach, Präsident des Jodlerklubs Lauenen, moderierte den Abend – nicht, ohne seinen trockenen Humor einfliessen zu lassen. In Jodelliedern wird vielen Situationen im Leben Ausdruck gegeben: der Schönheit von Berg- und Seelandschaften, der Ruhe, die in der Natur erfahrbar ist, dem Weitergeben von Traditionen innerhalb der Familie, oder es können mit Naturjutzen Stimmungen ohne Worte ausgedrückt werden. Vieles davon war zu erleben an diesem Abend – für Jung und Alt, für Fröhliche und Nachdenkliche, für alle war etwa Passendes dabei.
Die Lauener boten mit viel Liebe zum Detail nicht nur Erholsames für das Gemüt, zusammen mit ihren Partnerinnen sorgten sie ebenso für das leibliche Wohl der vielen Anwesenden.
Im zweiten Teil des Abends spielte das Ländlertrio «Frutigland» zum Tanz auf. Während die einen eifrig das Tanzbein schwingen konnten, bestand die Möglichkeit, an einem Schätzspiel teilzunehmen. Es galt, die Anzahl Noten auf den Liedblättern aller Stücke, die der Jodlerklub Lauenen an diesem Abend vortrug, zu schätzen. Dabei haben Ruth und Hans Hefti ins Schwarze getroffen – die fünf Lieder und Naturjutze waren in 2827 Noten aufgeschrieben. Heftis lagen mit ihrer Schätzung von 2828 Noten nur um einen Punkt daneben und durften den ersten Preis entgegennehmen.
«Horeflue-Jutzer» Saanenland
Dass diese fünf Jodler:innen nicht nur privat, sondern auch auf der Bühne perfekt harmonieren, war sofort spür- und hörbar – mit ein paar Blickkontakten und ohne Worte stellten sie sich im Halbkreis auf und stimmten ihre Liedvorträge an. Seit 2003 gibt es diese Gruppe unter dem Namen «Horeflue-Jutzer» im Saanenland. Nach einer zweijährigen Übergangsphase singt Elvira Reichenbach seit 2024 anstelle von Simon Hefti. Ihre starke zweite Stimme passt perfekt zur Vorjodlerin Sara Lempen. Die drei Männer sorgen mit ihren tieferen Tönen für ein gutes Fundament, es ergibt sich ein fein abgestimmter Zusammenklang. Die erfrischend vorgetragenen Jodellieder tragen mehrheitlich die Handschrift des Gründungsmitglieds und nunmehr musikalischen Leiters Simon Hefti. Stimmungsvolle aber auch humorvolle Liedtexte, eingepackt in ergreifende Melodien, liessen viele Herzen höher schlagen.
Jodelduett Schürch
Brigitte und Thomas Schürch aus dem Seeland treten seit ihrem Hochzeitsfest vor 20 Jahren öffentlich auf. Thomas begleitet seine Frau, die in den höchsten Tönen jodelt, nicht nur mit seiner zweiten Stimme – er spielt selber Handharmonika oder das Schwyzerörgeli dazu. Das Jodeln sei für sie eine Art Ehetherapie, bekennen die beiden. Die Harmonie, die sie auf der Bühne präsentierten, liess darauf schliessen, dass diese Therapie sehr gut gewirkt hatte. Sie sangen von Dankbarkeit und Lebensfreude, aber auch Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe. Mit dem Lied «Wei no chli blibe» drückten die beiden ihren Wunsch aus, noch ein wenig zu bleiben. Dank den verwandtschaftlichen Wurzeln von Brigitte war eine Übernachtung in Lauenen problemlos möglich.
Jägerchörli Niedersimmental
Beim geselligen Zusammentreffen unter Jägern im Gebirge oder im Wald erklingt oft spontan ein Naturjutz, ein passendes Jäger- oder Jodellied. Aus solchen Begebenheiten entstand 1984 das Jägerchörli Niedersimmental. Damals waren die Mitglieder vorwiegend aktive Jäger. Bald folgten Einladungen zum Singen an Geburtstagen oder kleineren Anlässen. Später weiteten sich die Engagements in verschiedene Landesteile aus. Nun folgten die drei Sängerinnen und 13 Sänger der Einladung ins westliche Oberland. Dort beglückten sie das grosse Publikum mit ihrem eindrücklichen Liedgut. «Di Wäg» von Ueli Zahnd oder «Aetti sing mit mier» von Bruno Mathys waren Lieder, die vielen Zuhörer:innen unter die Haut gingen. Das Lied «Jeger si» beschreibt die Erlebnisse der Jäger und bringt damit etwas vom Ursprung der Formation zum Ausdruck. Auch wenn nur noch zwei Jäger dem Verein angehören, so hat sich am Ziel bis heute nichts geändert: in guter Kameradschaft seriös zu üben, damit bei den Zuhörenden echte Freude aufkommt.
Chinderchörli Lauenen
Seit Frühling 2024 singen sie wieder, die jodelnden Kinder aus Lauenen. Sabine Kunz folgte der Anfrage des Jodlerklubs und übt nun mit viel Liebe und Herzblut wöchentlich mit 14 Kindern. Was dabei bereits entstanden ist, lässt sich wahrlich hören und sehen: Alle in schmucke Trachten gekleidet, die Mädchen mit dem eingesteckten Blüemli im Mieder, sangen sie von einem fröhlichen Geissbueb und das traditionelle Lied «Vor mim Hüsli». Grossen Applaus ernteten sie mit einer ganz speziellen Zugabe: Der Jodlerklub und das Chinderchörli überraschten das Publikum mit dem gemeinsam gesungenen Lied «Louenesee». Mit Eifer und Tatendrang sind die Nachwuchsjodler:innen jeweils dabei, wenn sie traditionelle Anlässe in der Gemeinde mitgestalten können.
Jodlerklub Lauenen
Bereits ein Jahr nach seiner Gründung (1994) fand für den Jodlerklub Lauenen am Jodlertreffen Obersimmental-Saanenland-Pays-d’Enhaut der erste öffentliche Auftritt statt. Am Bernisch-Kantonalen Jodlerfest 1997 in Belp nahmen die motivierten Sänger zum ersten Mal teil. Die Umrahmung der 1.-August-Feier auf dem Blatterli ist für die Sängerin und die Sänger jedes Jahr Ehrensache. Am Ende des Sommers wird seit 20 Jahren auf der Alp Blatti die Tradition des Sufsunntigs gelebt und gepflegt. Gemütliches Beisammensein ist ein wichtiger Teil ihrer Vereinsaktivitäten. Auftritte an Jodelkonzerten in der Region und darüber hinaus dienen der Freundschaftspflege und dem Kennenlernen von Gleichgesinnten. Da den Lauenern nachgesagt wird, nicht gleich bei den Ersten zu sein, die nach Hause wollen, ergeben sich an solchen Anlässen Möglichkeiten, bis in die frühen Morgenstunden zusammen zu singen und fröhlich zu feiern. Wenn jedes zweite Jahr in der Mehrzweckhalle Lauenen der Jodlerabend stattfindet, ist das für den Klub eine gute Gelegenheit, um für die eingeladenen Formationen und ein grosses Publikum selber Gastgeber zu sein. Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums gab der Klub seinen ersten Tonträger heraus. Der Naturjutz «Es Vierteljahrhundert», komponiert vom Dirigenten Ueli Perreten, gab dem Tonträger auch gleich den Namen.