Am vergangenen Samstag wurde die Ausstellung «Cluny#tousconnectés» in der Kirche Saint-Nicolas de Myre in Rougemont feierlich eröffnet. In den Seitengängen der Kirche wird die Geschichte des Cluny-Ordens präsentiert, mit der sich das europäische ...
Am vergangenen Samstag wurde die Ausstellung «Cluny#tousconnectés» in der Kirche Saint-Nicolas de Myre in Rougemont feierlich eröffnet. In den Seitengängen der Kirche wird die Geschichte des Cluny-Ordens präsentiert, mit der sich das europäische Netzwerk von kluniazensischen Klöstern – zu denen auch Rougemont gehörte – um die Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe bewirbt.
TINA DOSOT
Gleichzeitig begeht das Musikfestival für alte Musik La Folia 2025 sein 25-Jahr-Jubiläum. Seit Beginn ist die Kirche von Rougemont, jahrhundertealtes, ehemaliges Tempelgebäude des Cluny-Ordens und Juwel romanischer Kunst, wegen seiner einmaligen Akustik auch «Konzertsaal» für das Musikfestival. Es sei deshalb ein Muss, sagen die Verantwortlichen des Festivals La Folia, die Gemeinde Rougemont, der Wirtschafts- und Tourismusverband der Region Pays-d’Enhaut und der Naturpark Gruyère Pays-d’Enhaut, dass man der Ausstellung «Cluny#tousconnéctes» innerhalb der Jubiläumsfeier von La Folia eine Plattform biete und die Bewerbung zur Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe damit unterstütze.
Konzipiert wurde die Ausstellung von der «Association du Site de l’Abbatiale de Payerne» mit den beiden Kuratorinnen Anne-Gaëlle Villet und Karina Queijo, die am Samstag leider nicht anwesend sein konnten.
Rougemont – einzige kluniazensische Stätte in den Alpen
Wie auf den Tafeln der Ausstellung zu lesen ist, geht es weniger um die durchaus bemerkenswerten Bauwerke, auch nicht nur um Religion und Glauben, sondern vor allem um die für Europa nicht unbedeutende Kulturgeschichte der Cluny-Bewegung. Seinen Ursprung hatte der Cluny Orden schon 909 mit der Gründung des Mutterklosters im französischen Burgund. Der Orden genoss weitgehende Unabhängigkeit, so dass sich schon bald ein Netzwerk von über 2000 Klöstern und Prioraten über ganz Europa entwickelte. In der Schweiz waren es neun Priorate, die direkt von Cluny abhängig waren, und drei Einzelpriorate, zu denen auch Rougemont gehörte. Rougemont wurde zwischen 1073 und 1085 erbaut und ist die einzige kluniazensische Stätte in den Alpen.
Erstes mittelalterliches Europa?
Das Geheimnis der Bewegung war die trotz grosser Distanzen aufrechterhaltene Verbindung zum Mutterhaus in Cluny, heisst es weiter. Es gab für sie keine Kommunikationsform ausser dem direkten Gespräch. Oft reichte auch das Schreiben nicht aus. Also wanderten der Abt von Cluny, die Prioren und die Mönche zwischen ihren kluniazenser Stätten und dem Mutterhaus Hunderte, ja Tausende von Kilometern, um sich zu besuchen und zu besprechen. So konnte eine einheitliche Auffassung ihres Glaubens weitergegeben werden. Der grosse Einfluss des Ordens und die Einigkeit die so erzielt wurde, sei auch Grundlage für ein erstes mittelalterliches Europa gewesen.
Reisen wie die Mönche
In der Ausstellung werden dieses einzigartige Netzwerk und die damit erzielte kulturelle Einigkeit eindrücklich beschrieben und sind Basis für die Bewerbung. Deshalb soll auch die Ausstellung «reisen» wie die Mönche damals. In Payerne entstanden, «wanderte» sie 2024 nach Cluny selbst, bevor sie nach Rougemont kam. Weiter kann sie an alle anderen kluniazensischen Stätten «reisen», die sich um die Aufnahme ins Unesco-Weltkulturerbe bewerben.
Ob die Kandidatur mit der Ausstellung beeinflusst werden kann? «Nein», sagt Michaela Hommel, Vorstandsmitglied von La Folia. Aber jede Möglichkeit, das Anliegen aufzuzeigen, werde natürlich genutzt. «Im Jahr 2019 fiel der Startschuss für dieses ehrgeiziges Projekt: Die Aufnahme von Cluny und die Kluniazenser Stätten in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Unter der Koordination der Europäischen Föderation der kluniazensischen Stätten sind heute fast 1100 Stätten in acht Ländern an diesem Abenteuer beteiligt, darunter neben Rougemont auch vier weitere Schweizer Kluniazenser Stätten», verrät die Ausstellung.
Die kostenlose Ausstellung kann noch bis zum 22. Juni während der Öffnungszeiten (8 bis 20 Uhr) in der Kirche St. Nicolas de Myre in Rougemont besucht werden.
WAS SIND KLUNIAZENSER?
Kluniazenser sind ein hochmittelalterlicher benediktinischer Reformorden, benannt nach der Abtei Cluny im Burgund, seinem Ursprung und Zentrum um 900. Ihre Kirche war zeitweise das grösste Gotteshaus des Christentums. Für die Kluniazenser stand die Liturgie im Vordergrund. Innerhalb der Liturgie nahm das Totengedenken eine zentrale Stellung ein. Der Allerseelentag wurde von diesem Orden eingeführt, der später in der gesamten katholischen Kirche und bis heute begangen wird. Früh griff die Bewegung auf das Gebiet der Schweiz über. Neun Priorate unterstanden direkt dem Mutterkloster in Cluny, darunter auch Payerne und Romainmôtier.
Im elften Jahrhundert wurde die Kirche Saint Nicolas de Myre in Rougemont von den Mönchen der Abtei Cluny gebaut. Der Graf von Greyerz hatte ihnen das Land dazu geschenkt.
TDO