Kennen Sie Johann Franz Romang?

  20.01.2023 Region

Johann Franz Romang, war Zeichnungslehrer und Kunstmaler. Geboren als Sohn des Schulmeisters Jakob Romang, getauft am 5. Oktober 1777 in Gsteig. Wenig weiss man über ihn, vieles liegt im Dunkeln.

Romangs Werdegang
Johann Franz Romang unterrichtete als «Knaben- und Elementarlehrer» bis 1816 in Thun. 1818 zog er in das nahe von Thun gelegene Hofstetten an der Aare, wo er in der Folge lebte und eine Pension – heute würde man wohl sagen ein Internat für Kinder wohlbestallter Eltern – gründete. Damit mag er einen willkommenen Zustupf zu seinem Gehalt als Zeichnungslehrer verdient haben.

Geschickt pries er sein «Institut Particulier» in der Presse an («Feuille d’Avis de Neuchâtel» , 6. Juni 1816), in dem er folgende Fächer anbot: Deutsch, französische Grammatik, Orthografie, Geschichte, Gesang und Zeichnen.

Ein Cembalo stand für die Freizeitbeschäftigung zur Verfügung, ebenso erteilte er unentgeltlich Flötenstunden. Religion und Mathematik mussten separat bezahlt werden. Physische und moralische Ertüchtigung wurden ernst genommen. Gepriesen wurde der malerische Ort ausserhalb von Thun und die saubere Unterkunft. Zweimal jährlich werde die Wäsche gewaschen und gebleicht. Die Kosten: «21 Louis d’Or par an, 1 Louis d’Or beim Eintritt».

Ob der bernische Oberst von Luternau, der eine prächtige Kollektion von Federzeichnungen aus dem Gebiet Hofstetten/Scherzligen hinterlassen hat, Romang kannte, weiss man nicht. Oder kannte ihn gar die schöngeistige Julie Gatschet von Hofstetten, deren Bruder damals das Inseli und die westliche Schadaumatte besass?

Die Liegenschaft fiel leider einer Strassenkorrektur zum Opfer, ebenso das Haus, in dem Johannes Brahms wohnte.

Romang als Zeichner
Aus dem Jahr 1834 stammt eine bezaubernde Ansicht der Scherzligen-Kirche mit dem Fährbetrieb über die Aare. Ein Edelmann mit seiner Begleiterin und einem putzigen Hund warten auf den Fährmann, der am anderen Ufer anlegt. Im Hintergrund angedeutet erkennt man die Stockhornkette.

Sicherlich zog auch Romangs Familie mit nach Hofstetten. Aus einer Notiz auf der Rückseite eines Porträts entnehmen wir, dass seine Frau Catharina Romang, geborene Wehren, 1826 verstarb. Ihr jüngster Sohn Karl kannte seine Mutter nicht.

Da mein jüngerer Sohn Johann Karl seine Mutter bei Leben nicht gekannt, hat,so soll ihm billigerweise ihr Porträt eigenthümlich zugehören – Notr. Joh. Fr. Romang$

Cathar. Romang, geb. Wehren
Geboren den 9. Merz 1788 –
In die Ehe getreten den 17.8ber 1807 – Gestorben den 4. July 1826 – Gezeichnet von ihrem Mann Joh. Franz Romang im ersten Jahr ihres Ehestandes – da sie 19 Jahr alt war.

Ein rührendes Vermächtnis
Das Brustbild zeigt eine Frau mittleren Alters in einer Saaner Sonntagstracht mit Spitzenhaube und «Nuster» (Halsschmuck, meist aus Granat gefertigt). Das aquarellierte Porträt auf grauem Grund ist umrahmt von einem dekorativen Perlstab, einem dreifachem Loorbeerkranz und entsprechendem Goldrahmen. Die Ehrerbietung an seine damals neunzehnjährige Gattin ist spürbar.

Ob Johann Franz Romang wieder heiratete und weitere Kinder hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Ein weiteres Porträt ist rückseitig bezeichnet «Joh.Fr.Romang ft 1838» mit nachträglichem Vermerk unbekannten Ursprungs: «Joh. Gottfried Romang, 23-jährig, Bruder des Malers Johann Franz».

Es zeigt einen anmutigen Jüngling in gestreiftem Hemd, hellblauem Gilet, dunklem Rock und schwarzer Halsbinde mit Masche. Das leicht gewellte Haar, die blauen Augen und der wohlgeformte Mund zeugen von einem begabten Porträtisten.

Das Enigma
Seit Jahren hängt bei mir das Porträt eines edlen jungen Herrn. Es ist das Bild des Johann Franz Romang. All die Jahre dachten wir, es sei ein Selbstbildnis. Einem Zufall ist zu verdanken, dass ich das Werk am Tageslicht und mit der Lupe genauer betrachtete. Rückseitig fand ich keinen Hinweis. Nach dem Gebrauch von etwas staubentfernender Flüssigkeit trat auf dem braunen Hintergrund plötzlich eine Signatur hervor: «Franz Josef Menteler». Also kein Selbstbildnis!

Wer war Menteler? Franz Josef Menteler war ein Jahrgänger von Romang. Er war angesehener Porträtist und Glasmaler, nicht nur in Bern, sondern schweizweit. Haben sich die beiden gekannt? Gingen sie zusammen ins Seminar? Haben sie zusammen unterrichtet? Hat sich Romang bei ihm weiterbilden lassen oder waren sie einfach Freunde? Wer weiss…

Ob es gar im Gsteig noch Werke von Romang gibt? Es ist doch mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass er Verwandte oder Freunde in seinem Heimatdorf hatte. Lassen wir uns überraschen!

FRANZISKA HALDI


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