Mit immer leistungsstärkeren Modulen und behördlichen Erleichterungen bei der Installation einer FV-Anlage auf dem Dach wächst das Interesse daran enorm. Am Energie und Klima-Talk wurde deutlich, dass Sonnenenergie im Saanenland durchaus gewünscht ist, jedoch nicht ...
Mit immer leistungsstärkeren Modulen und behördlichen Erleichterungen bei der Installation einer FV-Anlage auf dem Dach wächst das Interesse daran enorm. Am Energie und Klima-Talk wurde deutlich, dass Sonnenenergie im Saanenland durchaus gewünscht ist, jedoch nicht uneingeschränkt. Auch das Potenzial der Solargemeinschaften ist noch ausbaufähig.
JENNY STERCHI
Dem eigentlichen «Talk» ging eine Reihe von Referaten voraus, in denen die zahlreichen Besuchenden mit einer Fülle von Informationen versorgt wurden. Dabei informierten die Referenten über Möglichkeiten und das Potenzial erneuerbarer Energien, insbesondere der Solarenergie.
Wandelnder Energiegewinn
Christian Glauser, stellvertretender Amtsvorsteher beim Amt für Umwelt und Energie AUE, zeigte anhand verschiedener Darstellungen die prognostizierten Energieperspektiven der kommenden 30 Jahre und das voraussichtlich weiter stark wachsende Solarpotenzial. Demnach soll der Energiegewinn aus bestehenden Kernkraftwerken bis 2035 durch erneuerbare Energien abgelöst werden (siehe Infografik). Mittels Fotovoltaik solle die Stromerzeugung von heute rund drei Terrawattstunden pro Jahr auf 45 Terrawattstunden im Jahr 2050 erweitert werden. Das bedürfe einer Ausbausteigerung von 2.5 Gigawatt pro Jahr. Im vergangenen Jahr stieg der Ausbau gerade mal um 0,9 Gigawatt.
Zukünftig sehe die Statistik einen Zuwachs an FV-Anlagen sowohl auf den Dächern als auch auf Infrastrukturen wie Parkplätzen vor. Ein wesentlicher Zuwachs sei auf den Mehrfamilienhäusern zu erwarten.
Das Gesetz geht mit
Die Politik richtet sich nach dieser Entwicklung aus. Das zeigt die Revision des kantonalen Energiegesetzes, das eine Nutzungspflicht von Sonnenenergie für Neubauten mit einer Gebäudefläche von mehr als 300 Quadratmetern vorsieht. Auch die Möglichkeiten für FV-Anlagen im alpinen Raum werden grösser. Mit dieser Gesetzesänderung soll die Stromversorgung vor allem im Winter sichergestellt werden.
Der Bund fördere heute die Installation kleiner Anlagen mit diversen Einzelvergütungsmodellen.
Fassaden und Balkone
Dazu kommt ein Neigungswinkelbonus, der dann ausbezahlt wird, wenn Module installiert werden die mindestens 75 Grad Neigung aufweisen. Namentlich ginge es dabei um Fassaden, an denen Solarmodule montiert sind.
Für Gemeindepräsident Toni von Grünigen, der ebenfalls zu den Referenten gehörte, sind Modulverkleidungen an Balkonen und Fassaden im Saanenland nur schwer vorstellbar.
Dennoch sehe er das grösste Potenzial bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien in der Fotovoltaik. An Scheunen montiert oder im alpinen Raum freistehend an Orten mit genügend Potenzial halte die Gemeinde Saanen Solaranlagen für sehr wertvoll.
Erste Schritte
Mit dem Verzicht auf fossile Brennstoffe, zum Beispiel mit der Anschaffung einer E-Wischmaschine und dem Einsatz des E-Postautos nach Abländschen, könne die Mobilität nachhaltiger gestaltet werden.
Die Energiestrategie von Saanen sieht vor, zukünftig 80 Prozent der Energie in der Region zu produzieren. Heute liegt dieser Anteil bei 20 Prozent. Mit den geplanten alpinen Anlagen auf dem Hornberg und der Schneit könnten 75 Prozent gedeckt werden, wie zwei Stunden zuvor im Rahmen der Inbetriebnahme des Prototyps von SolSarine bekannt gegeben wurde.
Neu entstehende Gegensätze
Die Gemeinde Saanen sehe sich in der Auseinandersetzung mit der Energiethematik grossen Herausforderungen gegenüber. So erlebe man in der Gemeinde Saanen eine deutliche Diskrepanz zwischen strengen Auflagen im Chaletbau und Solarmodulen mitten in der alpinen Landschaft.
Beratung zu neuen Möglichkeiten
Am Ende waren sich auch die weiteren Referenten Markus May, Energieberater/Projektleiter bei der Regionalen Energieberatung Thun Oberland-West, Patrick Hofer-Noser, CEO 3S swiss solar solutions, und Christoph Moser, Business Development Manager Energie Wasser Bern (ewb), mit ihren beiden Vorrednern einig. Es sei nicht nur für Eigenheimbesitzer interessant, Solarenergie zu nutzen. Auch das Interesse bei Mietern sollte bekundet, Beratung in Anspruch genommen und Finanzierungsmodelle geprüft werden. In Saanen bestehe laut Christoph Moser bereits ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) in einem neu erstellten Mehrparteienhaus.
Keine Zeit für Diskussion
Die Moderatorin des Abends, Sonja Hasler, versprach im Anschluss eine Frageund Diskussionsrunde. Diese wurde jedoch stark abgekürzt, denn die zwar informativen, aber sehr zahlreichen Referate hatten viel Zeit in Anspruch genommen. Keine rückwirkenden finanziellen Unterstützungen für bereits installierte FV-Anlagen und kein Anspruch für Mieter auf eine Ladestation am Mietort waren die Antworten auf zwei der wenigen Fragen, die noch gestellt und beantwortet werden konnten.