Kreislaufwirtschaft erfordert Wille und vernetztes Denken
12.11.2024 WirtschaftWert schaffen und Ressourcen schonen: Kann Kreislaufwirtschaft eine Chance für KMU sein? Die Referentinnen und Referenten am Wirtschaftstreffen Berner Oberland in Interlaken beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei habe sich gezeigt: Die Basis der ...
Wert schaffen und Ressourcen schonen: Kann Kreislaufwirtschaft eine Chance für KMU sein? Die Referentinnen und Referenten am Wirtschaftstreffen Berner Oberland in Interlaken beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei habe sich gezeigt: Die Basis der Kreislaufwirtschaft bilde die Vernetzung – innerhalb und ausserhalb der eigenen Unternehmung, schreibt die Volkswirtschaft Berner Oberland in einer Medienmitteilung.
«Kreislaufwirtschaft bedeutet nicht Recycling plus.» Simone Rieder, Co-Leiterin Rytec Circular, zeigte in ihrem Einstiegsreferat am Wirtschaftstreffen Berner Oberland im Jungfraupark in Interlaken anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis auf, dass Kreislaufwirtschaft nicht als Aktivität der Nachhaltigkeitsoder Marketingabteilung begriffen werden darf, sondern als Business Case. «Für erfolgreiche Kreislaufprodukte braucht es das passende Geschäftsmodell.» Dieses zu entwickeln, erforderte eine genaue Analyse der Unternehmensprozesse, schreibt die Volkswirtschaft BE. Gerade die inneren Produktekreise seien für die Entwicklung von kreislauffähigen Lösungen oftmals eine wahre Goldgrube. «Hier können Geschäftsmodelle etabliert werden, die sich langfristig finanziell selbst tragen.» Dabei sei es unabdingbar, dass über Abteilungsgrenzen, und auch über das Unternehmen hinaus gedacht werde: «Die Realität zeigt leider, dass die meisten Kreislauf-Projekte nach wie vor am Silo-Denken innerhalb einer Unternehmung scheitern», so Rieder. Um die Kreislaufwirtschaft zu etablieren, könnten auch Anreize von Aussen helfen, etwa im Beschaffungswesen. Städte und Gemeinden könnten Kreislaufthemen in Ausschreibungen integrieren und dabei massgeblich zur Verbreitung beitragen, so die Volkswirtschaft BEO. Ansätze und Ideen dazu liefere die Wissensplattform nachhaltige öffentliche Beschaffung WÖB, die als Hilfsmittel hinzugezogen werden könne.
Lebensmittel und Bau als Beispiele
Aktuelle praktische Beispiele aus der Kreislaufwirtschaft wurden im zweiten Teil des Wirtschaftstreffens vorgestellt. Seit sechs Monaten ist Circunis, eine B2B-Plattform für Lebensmittelüberschuss, aktiv. Rund 60 Teilnehmende aus 13 Kantonen handeln hier mit Lebensmittelüberschüssen. Das Projekt wurde unter anderem durch den Migros Pionierfonds ermöglicht. Geschäftsführerin Olivia Menzi zeigte den Weg auf, den sie und ihr Team von der Idee bis zur Lancierung von Circunis gegangen sind. «Unsere Vision ist eine Schweiz, die verwendet, was da ist – statt auf Kosten von Umwelt und Gesellschaft zu wirtschaften.» Auch bei Circunis stehe die Vernetzung im Zentrum, der Wille, gemeinsam etwas zu bewegen und so schlussendlich mehr Waren im Kreislauf zu halten und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Kreislaufwirtschaft sollte auch im Bauwesen ein Ziel sein, findet Stefan Zöllig, Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG. Allerdings: «Wenn es um nachhaltiges Bauen geht, steht die Kreislaufwirtschaft nicht an oberster Stelle.» Das grösste Potenzial sehe Zöllig im Holzbau, denn hier bestehe die Möglichkeit gegenüber der traditionellen Bauweise mit Beton, CO2-Emmissionen zu vermeiden. Erst nachgelagert entwickelten sich dabei kreislauffähige Modelle.
Unterstützung für interessierte KMU
Für die von allen Referentinnen und Referenten angesprochene, wichtige Vernetzung von Firmen in der Region und über deren Grenzen hinaus, engagieren sich die Volkswirtschaft Berner Oberland gemeinsam mit der Standortförderung des Kantons Bern. Leo Glaser, Projektleiter Volkswirtschaft Berner Oberland, zeigte auf, was sich in Sachen Kreislaufwirtschaft im Berner Oberland bereits bewegt. Die Volkswirtschaft Berner Oberland engagiere sich aktuell in einem NRP-Projekt zum Thema. Interessierte Firmen würden auch bei be-advanced Unterstützung finden. Roger Neuenschwander, CEO der Innovationsförderagentur des Kantons Bern, stellte das Angebot vor, welches unter anderem kostenlose KMU-Coachings beinhalte, so die Volkswirtschaft BEO weiter. In einem «begreen»-Coaching könne dabei der Fokus ganz bewusst auf die nachhaltige Geschäftsentwicklung gelegt werden.
PD/AMO