Kriegszeiten
26.09.2025 KolumneSeit einer sehr langen Zeit, in welcher in Europa Frieden herrschte, leben wir wieder einmal in kriegerischen Zeiten. Es tut gut, sich daran zu erinnern, wie es dazu kam.
Noch vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, war der Zweite Weltkrieg, infolge der bedingungslosen Kapitulation der deutschen ...
Seit einer sehr langen Zeit, in welcher in Europa Frieden herrschte, leben wir wieder einmal in kriegerischen Zeiten. Es tut gut, sich daran zu erinnern, wie es dazu kam.
Noch vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, war der Zweite Weltkrieg, infolge der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, zu Ende. Die Kapitulationsurkunde wurde in der Nacht zum 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin unterzeichnet.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs, der global schätzungsweise 60 Millionen Menschenleben forderte, bedeutete für die Bevölkerung des ehemaligen Deutschen Reichs deren Aufteilung in vier Besatzungszonen: die sowjetische (später DDR), amerikanische, britische und die französische. Aus den letzten drei Teilen entstand dann, am 24. Mai 1949, die Bundesrepublik Deutschland.
Ganz Europa wurde in einen Westen und einen Osten aufgeteilt, getrennt durch den «Eisernen Vorhang« genannten Sperrgürtel. Dieser wurde schliesslich in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 durch die rund vier Meter hohe und 156 Kilometer lange Berliner Mauer verstärkt, um damit die Flucht von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern in den Westen zu verhindern.
Die Schutzmacht der Deutschen Demokratischen Republik war Russland, somit also die Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken (UdSSR). In den Achtzigerjahren verminderte sich nun aber deren wirtschaftliche Produktivität immer mehr. Die ausufernden Verteidigungsausgaben verhinderten zugleich dringende Investitionen in vielen Bereichen. Den Anschluss an die neuen Technologien wie Mikroelektronik, Lasertechnologie oder Informatik, verpasste die UdSSR gänzlich.
Präsident Michail Gorbatschow trat am 25. Dezember 1991 von seinem Amt zurück und tags darauf folgte die Auflösung der UdSSR, des damals weltgrössten sozialistischen Staatsgebildes. Der Kalte Krieg war zu Ende.
Und jetzt, heute? In Europa zählt man sieben bewaffnete Konflikte:
– Russland besetzt derzeit die Krim,
– Moldawien sowie
– Südossetien und Abchasien, während
– Armenien Teile von Bergkarabach (Aserbeidschan) besetzt hält.
– Die Ukraine befindet sich noch immer in einem bewaffneten Konflikt mit Russland, während
– Donezk und
– Luhansk im Krieg mit der Ostukraine stehen.
In der NZZ war Anfang Jahr zu lesen: «2025 wird ein schwieriges Jahr: Europa muss lernen, sich im neuen geopolitischen Zeitalter zu behaupten… Doch im Angesicht des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich Europa nicht zum entschlossenen, geschlossen auftretenden Akteur auf der Weltbühne entwickelt. Die Idee einer Weltmacht Europa ist weiterhin utopisch.» Und dann noch kleingedruckt: «Ohne Amerika geht es nicht, aber mit Donald Trump wird es kompliziert.»
In der Tat. Deshalb ist hier der heutige «Blick in die Welt» an seinem Ende angelangt.
OSWALD SIGG
JOURNALIST, EHEMALIGER BUNDESRATSSPRECHER
oswaldsigg144@gmail.com