Wandel und Migration haben nicht nur das Eröffnungskonzert des Gstaad Menuhin Festival geprägt. Bundesrat Albert Rösti und Grossratspräsidentin Edith Siegenthaler umrissen die politische und gesellschaftliche Dimension des Themas.
SVEND PETERNELL
An namhafter Prominenz hat es an der Eröffnung des 69. Gstaad Menuhin Festivals nicht gefehlt. In der Location von Blumen Stricker konnte Verwaltungsratspräsident Aldo Kropf zu nicht weniger als 60 Konzerten und Anlässen bis 6. September begrüssen. Erst dann heisse es vom künstlerischen Leiter Christoph Müller Abschied zu nehmen.
Der in Uetendorf wohnhafte und aus Kandersteg stammende Bundesrat Albert Rösti (SVP) zeigte sich bei bester Laune, fühlte sich wohl und konnte einen gewissen Neid nicht verbergen: «Auf der Fahrt hat meine Frau Theres die wunderschöne weite Landschaft des Saanenlands gelobt und meinte: ‹Fast jedes Mal, wenn wir nach Kandersteg fahren, hängt der Nebel an den Felswänden›.»
Das Festivalmotto des Wandels sei gerade in der Politik sehr wichtig. Er tönte die schwierigen Handelsbeziehungen mit den USA an, mit der man in Verhandlung sei. Normalerweise gelten die Abmachungen und der Präsident habe dann nicht mehr viel zu sagen, meinte Rösti lakonisch. Der Schweiz gehe es im Wandel – von persönlichen Schicksalschlägen abgesehen – aber unverändert gut.
Er hielt fest, wie wichtig Kultur und damit soziale Integration für ein erfülltes Leben sei – neben einem Grundstock an Geld und Verdienst und dem Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz. «Das seit 1957 gewachsene Gstaad Menuhin Festival ist aus dem Festivalkalender nicht mehr wegzudenken.»
Auch für Grossratspräsidentin Edith Siegenthaler (SP) ist der Wandel politisch und gesellschaftlich zu sehen. Da er so rasant fortschreite, lasse er die Menschen oft hilflos zurück. «Wir können uns dem Wandel nicht verschliessen. Wir können ihm aber begegnen und dafür sorgen, dass niemand zurückbleibt.»
Pfarrer Bruno Bader hielt bei der Begrüssung in der Kirche fest, dass mit dem Händel-Oratorium «Israel in Egypt» eine der bekanntesten Exilgeschichten zur Aufführung kommt. «Wanderungen, Flucht und Migration sind die Norm und die Bibel eine Erzählung der Vertriebenen.» Wer vor die Türe gesetzt oder des Landes verwiesen werde, flüchte und ankomme, habe die Hoffnung auf das, was ihn oder sie am neuen Ort erwarte. «Wir sind nicht die Herren der Welt, sondern ein Gast auf Erden.» Die Musik und Kunst vermögen die Menschen neu zu nähren.