Langlaufen: Auch auf der Loipe gelten Regeln
02.02.2023 WintersportLanglaufen ist eine der grossen Trendsportarten in der Schweiz. Die Verkaufszahlen von Langlaufskiern haben sich im letzten Winter im Vergleich zum Winter 2019/20 nahezu verdoppelt, wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Anfang Jahr berichtete. Umso wichtiger werden da die ...
Langlaufen ist eine der grossen Trendsportarten in der Schweiz. Die Verkaufszahlen von Langlaufskiern haben sich im letzten Winter im Vergleich zum Winter 2019/20 nahezu verdoppelt, wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Anfang Jahr berichtete. Umso wichtiger werden da die FIS-Regeln, von denen auch einige für die Loipe gelten.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Langlaufen ist im Trend. Spätestens während der Coronapandemie konnte ein deutlicher Anstieg in diesem Wintersport verzeichnet werden, auch vermehrt junge Leute entscheiden sich für die schmalen Skier. Immer mehr Wintersportler:innen suchen einen ruhigen Ausgleich in der Natur, den ihnen ein Skigebiet mit Liftfahrten und Warteschlangen nicht geben kann. Allerdings gelten wie auf der Skipiste auch auf der Langlaufloipe FIS-Regeln, an die man sich halten sollte. Gstaad Saanenland Tourismus (GST) bemüht sich ebenfalls um deren Umsetzung.
50’000 Paar Ski verkauft; 6600 Unfälle verzeichnet
Im letzten Winter wurden im Vergleich mit dem Winter vor drei Jahren fast doppelt so viele Langlaufskier verkauft, knapp 50’000 waren es schweizweit. Diese Zahl steht den ebenfalls grossen Unfallzahlen auf Loipen gegenüber: Rund 6600 Personen verunfallen laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) jährlich beim Langlaufen. Das sind viele, jedoch klar weniger, als es jeweils beim alpinen Skifahren gibt. Auch Jan Brand, Leiter Infrastruktur & Projekte bei GST bestätigt dies: «In dieser Saison hatten wir noch gar keine Unfälle auf den Loipen. Vielleicht gab es kleinere Zwischenfälle, die uns nicht gemeldet wurden.» Um Unfälle zu verhindern, gibt es für die Loipe Verhaltensempfehlungen für einen sicheren Langlauftag. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man stets Umkehrmöglichkeiten und Zeitreserven einplant oder dass man als Einsteiger:in einen Kurs besucht. Diese werden von den FIS-Regeln (siehe Kasten) vervollständigt, die ähnlich wie auf den alpinen Skiern etwa das Überholen von anderen Sportler:innen regeln. GST stellt jeweils Schilder mit den Regeln an gewissen Einstiegspunkten der Loipen auf.
Rechts fahren, mit Abstand überholen
Wie im Strassenverkehr gilt auf der Loipe: Rechts wird gefahren. Wer überholen will, hat dies mit genügend Abstand zu anderen Sportlern zu tun. So soll auch an belebten Tagen der Verkehr auf der Loipe geregelt werden. Ebenfalls klar: Die Stöcke sind bei Überholmanövern eng am Körper zu führen, sodass sie nicht zur Gefahr für andere werden. Grundsätzlich ist also vieles ähnlich wie auf der Skipiste. Es gibt aber ebenso Punkte, die sich klar unterscheiden: So hat beim Langlaufen beispielsweise immer die abfahrende Person Vortritt vor der aufsteigenden. Ausserdem gibt es meist zwei verschiedene Loipen: Eine für die klassische Technik und eine für die Skatingtechnik. Man hat also in der Technik zu laufen, die für die jeweilige Loipe angegeben ist. Grundsätzlich gilt auch hier: Rücksicht nehmen und mitdenken, bei einem Unfall so gut als möglich Hilfe leisten.
Zudem sind die meisten Loipen im Einbahnsystem organisiert. «Wir bemühen uns, immer alles gut zu beschildern. Dazu gehört neben der Laufrichtung auch das Hinweisen auf Gefahrenstellen wie Kreuzungen und steile Abfahrten», sagt Jan Brand auf Anfrage. Bei Strassenkreuzungen sei ausserdem wichtig, dass auch auf der Seite der Autofahrer:innen ein Warnhinweis steht.
Loipen kosten
Was viele nicht wissen: Auch auf der Loipe muss eine Tages- oder Jahreskarte gelöst werden. Denn: Das Instandhalten und Präparieren der Loipen kostet Geld und vor allem Arbeitsstunden. Das Loipenticket ist aber mehr auf einer freiwilligen Basis aufgebaut als das Bergbahnbillet. Kontrollen von Loipenpatrouilleuren gibt es zwar, doch sind diese nur sporadisch. Gerade deswegen empfiehlt sich, dass man seinen Langlaufpass auch kauft, wenn niemand kontrolliert. Schliesslich kostet er nur ein paar Franken und ist damit im Vergleich mit einer Skitageskarte äusserst preiswert. Gemäss der Organisation «Loipen Schweiz» kostet ein Saisonpass für alle rund 5500 Loipenkilometer 160 Franken.
Die Kontrolle der Langlaufpässe in der Destination Gstaad liegt bei GST. Laut Jan Brand sei zumindest am Wochenende fast immer ein Kontrolleur unterwegs. «Lösen kann man die Pässe aber bequem online – dafür haben wir QR-Codes angeschlagen», erklärt er.
Es gibt ein Loipenrettungskonzept
Auch wenn es im Vergleich zur Skipiste auf den Loipen eher wenig Unfälle gibt, sind sie nicht auszuschliessen. So gibt es laut Brand ein Rettungskonzept für die Loipen. «Eine Pistenpatrouille wie am Berg gibt es zwar nicht, das würde sich nicht lohnen. Das Konzept ist aber an allen Loipeneinstiegspunkten angeschlagen, sodass alle Sportler wissen, wie sie sich im Notfall zu verhalten haben.» So gebe es unterwegs immer wieder Rettungspunkte mit Nummern, die man der Rettung mitteilen muss. Diese wissen dann, wo man sich befindet, da die Nummern mit GPS-Daten verknüpft sind. Für ein sicheres Langlaufen empfiehlt Brand den Besuch von Kursen, die regelmässig von Schneesportschulen und Sportgeschäften angeboten werden.
FIS-REGELN FÜRS L ANGL AUFEN
1. Rücksichtnahme
Rücksicht auf weniger Geübte nehmen und niemanden behindern oder gefährden.
2. Signalisation
Laufrichtung und Lauftechnik: Markierungen, Signale und Hinweisschilder beachten. In die angegebene Richtung und mit der angegebenen Lauftechnik laufen.
3. Wahl der Laufspur
Auf der Loipe gilt Rechtsverkehr. Auf Doppel- und Mehrfachspuren in der rechten Spur laufen. Personengruppen laufen in der rechten Spur hintereinander.
4. Überholen
Überholt werden darf rechts oder links. Die vordere Person braucht nicht auszuweichen. Sie sollte aber ausweichen, wenn sie es gefahrlos kann.
5. Gegenverkehr
Bei Gegenverkehr nach rechts ausweichen. Die abfahrende Person hat immer Vortritt.
6. Stöcke
Stöcke beim Überholen, Überholtwerden und beim Kreuzen eng am Körper halten, um niemanden zu verletzen.
7. Tempo
Geschwindigkeit dem Gelände, der Sichtweite und dem eigenen Können anpassen – vor allem, wenn es bergab geht. Immer genügend Abstand zur vorderen Person halten. Im Notfall sollte sich eine Langläuferin oder ein Langläufer fallen lassen, um einen Sturz zu verhindern.
8. Freihalten der Loipen
Pausen neben der Laufspur machen. Wer stürzt, bringt sich neben der Spur in Sicherheit.
9. Hilfeleistung
Bei Unfällen sind alle zur Hilfeleistung verpflichtet.
10 Ausweispflicht
Jede Person, ob als Zeugin oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss im Falle eines Unfalls ihre Personalien angeben.
BERATUNGSSTELLE FÜR UNFALLVERHÜTUNG (BFU)