Lukas Wittermann – ein Blick hinter die Kulissen
29.07.2025 InterviewLukas Wittermann, Geschäftsführer des Gstaad Menuhin Festival & Academy, gewährte einen Blick hinter die Kulissen und verriet, was alles nötig ist, um das Gstaad Menuhin Festival auf die Beine zu stellen. Vom Budget über die Logistik bis hin zur ...
Lukas Wittermann, Geschäftsführer des Gstaad Menuhin Festival & Academy, gewährte einen Blick hinter die Kulissen und verriet, was alles nötig ist, um das Gstaad Menuhin Festival auf die Beine zu stellen. Vom Budget über die Logistik bis hin zur Gesamtkoordination der Gstaad Academy – das Festivalteam sorgt gemeinsam für einen reibungslosen Ablauf.
Wie lange dauert die Organisation des Festivals?
Es ist eine ganzjährige Aufgabe mit vielen beweglichen Teilen. Die künstlerische Planung beginnt oft ein bis drei Jahre vorher und prägt die kreative Vision des Festivals. Unser gesamtes Team arbeitet zusammen, um diese Vision zum Leben zu erwecken und grosse Ideen in einen operativen Rahmen zu übertragen, der alles möglich macht. Das umfasst alles, von der Reiseplanung und den Probenplänen der Künstler bis hin zum Ticketverkauf, Sponsoring und den Drucksachen für die nächste Ausgabe, die bereits Mitte des Festivals im Umlauf sind. Jede Abteilung arbeitet in ihrem eigenen Rhythmus, doch alles fügt sich harmonisch zusammen. Das operative Team arbeitet auch eng mit dem Verwaltungsrat zusammen, um die langfristige Strategie des Festivals zu gestalten – ein wesentlicher Bestandteil seiner kontinuierlichen Weiterentwicklung. Wie wir gerne sagen: Das Ende eines Festivals ist bereits der Beginn des nächsten.
Was sind die grössten logistischen Herausforderungen bei der Organisation einer so grossen Veranstaltung an diesem Ort?
Die grösste Herausforderung besteht darin, alle Puzzleteile zum richtigen Zeitpunkt zusammenzufügen. Nehmen wir zum Beispiel Bellinis «Norma» am 22. August. Die Aufführung dauert drei Stunden im Festivalzelt, aber hinter den Kulissen sind Sponsoren, Presse, Solistinnen und Solisten, Orchester, Chor, Bühnenbildnerinnen, Bühnenarbeiter und Teams damit beschäftigt, dass das Publikum und alle Gäste willkommen geheissen werden, ihre Plätze finden und den Abend sicher geniessen können. Multiplizieren Sie das mit sechzig Konzerten, und Sie sehen das Ausmass. Der Veranstaltungsort erhöht die Komplexität zusätzlich: Wir befinden uns in einer wunderschönen, aber anspruchsvollen Region, daher bringen wir grosse Instrumente vorher hierher, lagern sie vor Ort und verteilen sie nach Bedarf. Gastorchester bringen ihre eigenen Instrumente mit, während kleinere Ensembles flexibler sind. Die Präsentation von Schweizer Orchestern hilft, den Aufwand und die Auswirkungen des Transports zu reduzieren. Natürlich geht gelegentlich etwas schief – einmal wurde ein wichtiges Schlaginstrument versehentlich im Bereich «Nicht einpacken» zurückgelassen. Wir kamen am nächsten Veranstaltungsort an und ... kein Instrument! Sagen wir einfach: Der Druck war gross. Aber dank unseres Netzwerks und der Kontakte der Musiker fanden wir eine Lösung. In dem Moment ist das stressig – aber hinterher ist es eine dieser Geschichten, über die wir lachen können.
Wie läuft es mit dem Nachhaltigkeitsversprechen von 2023?
Das Versprechen hat uns geholfen, klare Ziele zu setzen. Wir haben uns zuerst um die schnell umsetzbaren Ziele gekümmert und konzentrieren uns jetzt auf den Transport – unsere grösste Emissionsquelle, vor allem die Reisen der Künstler und des Publikums. Der öffentliche Nahverkehr ist hier schwieriger als in Zürich, und manche Konzerte enden zu spät für die Rückfahrt. Aber dank einer Partnerschaft mit der SBB bieten wir jetzt allen unseren Gästen vergünstigte Fahrten an. Die Reisen der Künstlerinnen und Künstler sind unverzichtbar – sie gehören zum Job dazu. Aber wo es möglich ist, arbeiten wir mit Agenturen zusammen, um nachhaltiger zu planen. Es ist ein schrittweiser Prozess. Wir haben das Label «Mission Menuhin» ins Leben gerufen, um über aktuelle Entwicklungen und Verbesserungsmöglichkeiten zu informieren, denn Transparenz ist wichtig.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Ich liebe es, sowohl mit dem Material – der Musik und der Kultur – als auch mit der strategischen Seite zu arbeiten. Aber das eigentliche Highlight ist, wenn alles zusammenkommt: der Applaus nach einem Konzert, ein Sponsor, der sich beim Team bedankt, oder jemand, der sagt: «Was für ein schöner Abend.» Momente wie diese zeigen, dass wir Menschen glücklich gemacht haben – und das gibt unserer Arbeit einen echten Sinn.
Gibt es ein Konzert, auf das Sie sich diesen Sommer besonders freuen?
Ich freue mich sehr auf die Abschiedstournee des Hagen Quartetts. Sie gehören zu den besten Streichquartetten der Welt und werden am 21. August in der Kirche von Saanen Brahms’ Klavierquintett mit Mao Fujita aufführen. Ich war früher Cellist und habe fünf Jahre lang in einem Streichquartett gespielt – das ist meine Lieblingsbesetzung. Dieses Konzert ist für mich etwas ganz Besonderes.
AUS GSTAADLIFE/ANNA CHARLES
Tickets für das Festival können Sie buchen unter: www.gstaadmenuhinfestival.ch.