Das Klavier als Festivalthema
19.01.2024 GstaadDas Klavier als Festivalthema
Die 24. Ausgabe des Festivals Sommets Musicaux de Gstaad wartet vom 26. Januar bis 3. Februar 2024 mit etablierten Stars auf, mit vielversprechenden Newcomern, Schweizer Orchestern, Vokalmusik,dem Pianisten Michel Dalberto und Karol Beffa als Composer in Residence. In 18 Konzerten wird diese internationale Auswahl in der St.-Niklaus-Kapelle in Gstaad und in den Kirchen von Saanen und Rougemont präsentiert.
PD/JENNY STERCHI
Das Klavier im Zentrum
Der grosse Pianist Stephen Hough sollte das Winterfestival eröffnen. Aus Krankheitsgründen kann er nicht am Festival dabei sein. An seine Stelle als Pianist wird Michel Dalberto treten. Zudem übernimmt er auch die Rolle als Mentor für die sieben brillanten, jungen Pianisten, die gemeinsam das zeitgenössische Werk «Night and Day» uraufführen werden, das Karol Beffa speziell für das Festival komponiert hat. Das Klavier steht während des gesamten Festivals im Mittelpunkt. Jeden Nachmittag finden in der Kapelle Gstaad Klavierkonzerte statt, bei denen die jungen Pianisten, die um den Prix Thierry Scherz und den Prix André Hoffmann konkurrieren, das Publikum empfangen. Klavierwerke von Bach, Ravel, Liszt, Brahms, Schumann, Lutosławski, Ligeti, Beethoven, Gondai, Schubert, Chopin, Strawinsky, Grieg und Pärt werden von jungen Musikern präsentiert. Die musikalische Palette, die Renaud Capuçon so vielfältig und abwechslungsreich wie möglich gestaltet hat, scheint grenzenlos.
Wer sind die sieben jungen Talente?
Slava Guerchovitch, der aus einer Geigerfamilie stammt, sich aber doch fürs Klavier entschieden hat, feiert am diesjährigen Festival ebenso seine Gstaader Premiere wie Arielle Beck, die erst 14-jährige Gewinnerin des Premier Grand Prix beim Internationalen Chopin-Wettbewerb für junge Pianisten. Neben den beiden treten weitere junge Pianisten in Erscheinung. Chisato Taniguchi aus Japan begann im Alter von drei Jahren mit dem Klavierspiel, Victor Demarquette war fünf, als er das erste Mal vor den schwarz-weissen Tasten sass. Auch Louisa Sophia Jefferson mit Jahrgang 2005 und Tähe-Lee Liiv aus Estland gelten als talentierte und vielversprechende Newcomer. Arthur Hinnewinkel, gerade 23 Jahre alt, begann sein Klavierstudium in Singapur.
All diese talentierten, jungen Musiker stehen im Wettbewerb um die beiden Preise des Festivals, den Prix Thierry Scherz und den Prix André Hoffmann. Die Weitergabe von Wissen ist ein zentrales Thema für Renaud Capu- çon, und die jungen Musiker, die selbst echte Gäste und nicht nur Wettbewerbsteilnehmer sind, werden an allen Aktivitäten des Festivals teilnehmen. Sie werden jeweils am Tag vor ihrem Konzert anreisen und einstündige Meisterkurse bei Karol Beffa und Michel Dalberto erhalten.
Marthe Keller für Kinder
In der Kirche Saanen wird die Schauspielerin Marthe Keller ein Kinderpublikum unterhalten und ins Mittelalter entführen, um die Legende der schönen Magelone zu entdecken. Brahms vertonte dazu 15 der 18 Romanzen aus Ludwig Tiecks zweitem Band seiner Volksmärchen. Das durch die Legende inspirierte Werk erzählt von den vereitelten Liebschaften des Ritters und Troubadours Peter von der Provence und der schönen neapolitanischen Prinzessin Magelone, unglücklich getrennt durch das Mittelmeer. Doch in der Magelone-Kathedrale finden ihre Abenteuer schliesslich ein glückliches Ende. Diese Darbietung mit Marthe Keller, dem Bariton Christian Immler und dem Pianisten Fabrizio Chiovetta verspricht, einer der Höhepunkt zu werden.
Forscher, Lehrer, Pianist und Komponist in einer Person
Im schweizerisch-französischen Komponisten Karol Beffa fand Renaud Capuçon, künstlerischer Leiter des Festivals, nicht nur den diesjährigen Composer in Residence sondern auch den Schöpfer des Auftragswerkes für diese Festivalausgabe. Beffa komponierte speziell dafür das Stück «Night and Day».
Karol Beffa verfolgte seine musikalischen Studien parallel zu seiner Schulbildung. Im Alter von sieben bis zwölf Jahren war er Kinderschauspieler und wirkte in über 15 Filmen mit. Nach seinem Schulabschluss studierte er Geschichte, Englisch, Philosophie und Mathematik. Am Conservatoire de Paris holte er sich acht erste Preise in Harmonie, Kontrapunkt, Fuge, Musik des 20. Jahrhunderts, Orchestrierung, Musiktheorie, Gesangsbegleitung und Klavierimprovisation. Er absolvierte das Lehrdiplom als Bester und lehrte anschliessend an der Université Paris IV-Sorbonne. Im Jahr 2003 promovierte er in Musikwissenschaft. Vor rund zehn Jahren wurde er auf den jährlich vergebenen Lehrstuhl für kreatives Schaffen am Collège de France gewählt und erhielt 2015 seine Akkreditierung für Forschungsbetreuung. Als Pianist begleitet er regelmässig Stummfilme und literarische Lesungen und improvisiert über Themen, die vom Publikum vorgeschlagen werden. Als Komponist hat er mehr als 20 Filmmusiken und drei Bühnenmusiken geschrieben.
Festivalbekanntschaften
Das Publikum wird auch das Vergnügen haben, Freunde des Festivals wiederzutreffen. Die Pianistin Martha Argerich kehrt für das Festival ins Saanenland zurück und musiziert an der Seite von Nelson Goerner. Gemeinsam werden sie am Ende des Festivals Rachmaninows Symphonische Tänze für zwei Klaviere spielen. Im Programm finden sich ausserdem Emmanuel Pahud, Daniel Lozakovich, der im Alter von 14 Jahren zum ersten Mal am Festival auftrat, sowie Bruce Liu, Edgar Moreau, Hélène Mercier und das Hagen Quartett wieder. Sie werden Werke von Messiaen, Mendelssohn, Brahms, Schreker, Mozart, Beethoven und Saint-Saëns präsentieren.
Orchestermusik
Schon im Eröffnungskonzert wird das Berner Symphonieorchester zu hören sein. Das Orchester aus der Schweizer Hauptstadt, das auf eine 140-jährige Geschichte zurückblicken kann, wird von seinem jungen Dirigenten, dem Australier Nicholas Carter, geleitet. Das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Michael Sanderling wird in der Kirche in Saanen den französischen Pianisten Bertrand Chamayou begleiten, der mit verblüffender Leichtigkeit von einem Stil zum anderen wechseln kann.
Immer wieder Neues
Zum ersten Mal werden die Sommets Musicaux de Gstaad ein Vokalensemble präsentieren: «La Sportelle» tritt in der Kirche von Rougemont a cappella auf.
Sie eröffnen den Abend mit Anton Bruckners «Ave Maria».
Michel Dalberto tritt an die Stelle von Stephen Hough, der krankheitsbedingt nicht am Festival Sommets Musicaux de Gstaad teilnehmen kann, das in einer Woche beginnt. Der französische Pianist hat mit namhaften Orchestern und Künstlern zusammengearbeitet. Er selbst lernte das Klavierspiel mit drei Jahren. Michel Dalberto war Professor am Pariser Konservatorium, eine Position, die er 2022 verlassen hat. Seit 2023 unterrichtet er an der neuen Yehudi Menuhin Schule, die im September 2022 in Qingdao (China) eröffnet wurde. Der preisgekrönte Pianist ist sowohl als Künstler als auch in der Funktion des Mentors für die jungen Klavierkünstlerinnen und Künstler im Einsatz.





