Mit Humor, Tradition und ganz viel Herz
03.10.2025 KulturDas Chinderchörli Saanenland hat beim Kleinen Prix Walo einmal mehr bewiesen, dass Heimatklang und Bühnenfreude perfekt zusammenpassen. Mit ihrer originellen «Hühnergschicht» – samt gackernden Hühnern und viel Charme – sangen sie sich direkt in ...
Das Chinderchörli Saanenland hat beim Kleinen Prix Walo einmal mehr bewiesen, dass Heimatklang und Bühnenfreude perfekt zusammenpassen. Mit ihrer originellen «Hühnergschicht» – samt gackernden Hühnern und viel Charme – sangen sie sich direkt in die Herzen von Jury und Publikum und holten sich den Sieg in der Sparte Jodel.
Wie im «Anzeiger von Saanen» vom Freitag, 19. September, erwähnt, durfte das Chinderchörli Saanenland am Sonntag, 28. September, nochmals nach Birr im Kanton Aargau zum Final des Kleinen Prix Walo fahren. Um 7.30 Uhr startete das vollzählige Chinderchörli zusammen mit Barbara Kohli und einer etwas grösseren Handvoll Eltern mit dem Car von Schönried aus nach Birr. Die Laune im Car war heiter und gut, tuscheln hier, schnattern da. Doch was war da noch zu hören? Von den unteren Sitzen im zweistöckigen Car hörte man Hühnergegacker. Ja, ehrlich! Beim genaueren Inspizieren fand man sechs Hühner. Kläri, Trudi, Lotti, Söffeli, Käthi und Oskar, den Hahn im Korb. Alle Hühner wurden liebevoll von Barbara Kohli gebastelt und zwar so, dass man mit der Hand in die Hühnerpuppe schlüpfen konnte.
Die Ruhe vor dem Sturm
Nach einer guten und ruhigen Fahrt ins neblige, verregnete Birr konnten sich die Kinder in der für sie reservierten Künstlergarderobe die Beine vertreten und sich einsingen. Mittlerweile war auch die zweite Leiterin des Chörlis, Denise Mösching, zu uns gestossen. Wie die Bäuerinnen halt so sind, direkt vom eigenen Poltertag in den Hühnerstall. Nun ging es zum zweiten Mal zum Soundcheck. Geradestehen, Kopf hoch, Blick ins Publikum, eigentlich nichts Neues für das geübte Chinderchörli und dennoch sehr speziell. Nach einer guten Hauptprobe war das Mittagessen an der Reihe. Nicht nur für die Kleinen, sondern auch für die Leiterinnen, zu denen nun auch Yvonne Haldi gestossen war, direkt von ihrer Frauenchorreise. Wie schon letztes Mal war die Verpflegung im Wydehof sehr gut. Um 14 Uhr ging es dann los. Wieder mit den Moderatorinnen Monika Kaelin, Marie Louise Werth, Sepp Trütsch und den neuen Bo Katzmann und L.A.B. Es waren dieses Mal mehr Moderator:innen, weil es auch mehr Kategorien zu gewinnen gab, nämlich Band, Gesang, Hip-Hop, gefolgt von Volksmusik und Jodel. Unsere Kinder mussten wieder recht lange warten, bis sie an der Reihe waren.
Jetzt gehts los
Um 16.10 Uhr war es dann so weit. In Einerkolonne kamen die Kinder auf die Bühne, doch was war da mit diesen Schürzen los und wo waren die Hühner geblieben? Das Geheimnis lüftete sich bald. Beim Hühnergegacker, das im Jodellied «Hühnergschicht» vorkommt, krochen die Hühner und der Hahn wie von Zauberhand unter den Schürzen hervor und gackerten, was das Zeug hielt. Nach diesem soliden Vortrag musste das Chinderchörli wieder in die Garderobe, bis alle Vorträge fertig waren. Danach zog sich die 16-köpfige Musikjury zurück, um die Sieger der jeweiligen Kategorien zu ermitteln. Endlich war es so weit. Wieder versammelten sich alle Akteure auf der Bühne zusammen mit den Moderator:innen und dem Jury-Obmann Walter Briner. Das Herzklopfen aller war deutlicher zu hören als der Bass beim Hip-Hop, als Walter Briner begann, die ersten Plätze zu verlesen. In der Kategorie Band gewann Sam Red, im Gesang Ilko, im Hip-Hop war es Lawren the III, in der Sparte Volksmusik das Trio «Ländlerix» und in der Sparte Jodel – man hätte eine Stecknadel fallen hören können – das Chinderchörli Saanenland!
Happy End
Der Jubel und die Erleichterung war riesengross, das kleine Edelweiss war Wirklichkeit geworden. Beim Interview auf der Bühne mit Sepp Trütsch zeigten die Kinder, dass sie auch hier grosse Klasse waren und sicher Red und Antwort standen. Bald ging es nach Hause zurück. Eine Siegesfahrt, die ihresgleichen sucht. Mit Singen und Jutzen sowie hie und da einem guten Schnupf ging die Fahrt im Nu vorbei. Was die Kinder nicht wussten, die drei Leiterinnen aber schon, war, dass vom Car aus eine kleine Feier zu ihren Ehren auf der Gartenterrasse des Hotels Kernen geplant wurde. Was die Leiterinnen nicht wussten, war, dass eine musikalische Überraschung am selben Ort auf sie wartete. So genossen die Kinder, die Leiterinnen und die Eltern einen feinen Umtrunk auf der Terrasse und lauschten der Ländlermusik von Alessia, Phillip und Lukas Hermann. Zur Freude der anwesenden Eltern und den Gästen des Hotels sangen die Kinder noch einmal ihre «Hühnergschicht» und den «Chilchlijutz».
Es war ein wahrer Hühnerhautmoment.
Wie geht es weiter?
Am Sonntag, 26. Oktober, werden vom Fernsehen SRF TV-Aufnahmen vom Chinderchörli gemacht, und am 2. Mai 2026 reisen die 25 Kinder, ihre Leiterinnen und sicher wieder eine Handvoll Eltern nach Zürich ins SRF-Studio zu den Aufnahmen des 50-Jahre-Jubiläums des Prix Walo.
MAJA PERRETEN
BARBARA KOHLI, LEITERIN DES CHINDERCHÖRLI SAANENLAND, IM INTERVIEW
«Alle waren überglücklich»
Barbara Kohli, Leiterin des Chinderchörli Saanenland, aufgewachsen in Schönried, feiert den diesjährigen Gewinn des Kleinen Prix Walo und berichtet über ihre Erfahrungen und die Gründung des Chors sowie die Motivation.
PAULA H. MITTAG
Barbara Kohli, was bedeutet Ihnen der Gewinn des Kleinen Prix Walo?
Ich bin überwältigt. Ich habe das nicht erwartet, obschon ich wusste, dass im Moment gute Sänger:innen im Chor singen. Ich freue mich sehr für die Kinder über diesen Gewinn, sie haben ihn verdient.
Wie sind Sie zum Jodeln gekommen und was hat Sie dazu motiviert, einen Kinderchor zu leiten?
Durch meinen Vater, Christian Berchten. Er war ein wunderbarer Jodler und begeisterte mich. Schon mit zehn Jahren haben wir oft zusammen gesungen. Das Singen gehört zu meiner Heimat, zur Tradition und so sang ich viele Jahre im Jodlerklub.
Wann haben Sie den Chor gegründet?
Vor 24 Jahren haben wir, Carola Buri, Walter Sumi und ich, die Initiative ergriffen und diesen Kinderchor gegründet, weil die Nachfrage dafür vorhanden war. Ein Jahr später sind wir dem BKJV beigetreten: Hans Hefti und Christian Wisler unterstützten uns im Vorstand und das bis heute!
Welche Werte und Traditionen wollen Sie als Leiterin besonders pflegen?
Ich möchte möglichst traditionell bleiben und die alten Lieder singen sowie Freude und Zufriedenheit vermitteln.
Was hat es mit den Hühnern auf sich?
Wir haben das Lied schon beim ersten mal auf dem Sprungbrett gesungen und das löste grosse Begeisterung aus. Damit wir noch etwas mehr Leben, Freude und Heiterkeit einbringen können, kam mir die Idee mit den Hühnern. Das Gegacker machten die Kinder schon vorher.
Wie haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet?
Üben, üben, üben! Die Zeit war kurz, doch ich glaubte an unsere Kinder und dass wir das mit Yvonne und Denise zusammen schaffen würden. Das war meine Überlegung, aber wir gingen es gelassen an!
Gab es Herausforderungen?
Wie gesagt, wir mussten alles organisieren: Eltern informieren, Car organisieren und mit den Hühnern nochmals üben. Das brauchte auch etwas Mut bei den Kindern. Doch mit viel Humor und dem Glauben an die Sache würden wir das schaffen, war ich überzeugt!
Wie haben die Kinder reagiert?
Sie waren einfach toll und machten mit. Die Kinder sind sehr lernfähig und waren voll begeistert! Meine Devise ist: Mit viel Humor, Strenge und Fröhlichkeit erreicht man Grosses.
Sind Sie denn stolz?
Stolz ist das falsche Wort. Rückblickend auf die fast 25 Jahre war es eine wunderbare Zeit. Nach vorn geschaut Hoffnungsvoll und im Moment unglaublich schön!
Was macht den Kleinen Prix Walo so besonders?
Er ist eine tolle Belohnung für all die Stunden, die man eingesetzt hat, die Übungen, die Zeit in der man alles vorbereitet und einstudiert hat. Für Einzelne ist das der Start in eine musikalische Zukunft.
Wie war die Stimmung?
Schon auf der Heimreise waren alle überglücklich! Die Kinder lachten, spielten und wir haben gesungen und uns riesig gefreut. In Schönried wurden wir im Hotel Kernen mit einem Apéro empfangen. Alessia, Phillip und Lukas Hermann aus dem Chörli spielten als Familienkapelle mit Schwyzerörgeli und Bass auf. Sie spielten super, wir haben gesungen, gejodelt und feierten wie die Grossen. Dank meiner lieben Familie und Bruno Kernen, die das Apéro für alle übernommen haben. Danke.
Inwiefern bringt das den Chor weiter?
Vielleicht bewegt das noch andere Kinder auch zu uns ins Chörli zu kommen? Alle sind herzlich willkommen. Was wir auch gewonnen haben: eine professionelle Studioaufnahme.
Kauft sich jeder eine eigene Tracht?
Ich habe schon von jung auf genäht und geschneidert. Ich besorge und nähe die aufwendigen Trachten für die Kinder und sie können diese dann für ein kleines Sackgeld mieten, statt dass sie sich diese selbst kaufen müssen. Ich werde nicht reich dabei, aber dann müssen sich die Eltern keine Gedanken machen.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich hoffe, dass es noch lange ein Chinderchörli Saanenland gibt, dass immer neue Kinder den Weg zu uns finden und sich vom Singen begeistern lassen. Das ist die beste Medizin für Leib und Seele! Aber doch auf dem Boden bleiben und nicht nach den Sternen greifen.
MURIEL UND MICHELLE GRUNDISCH, MITGLIEDER DES CHINDERCHÖRLI SAANENLAND, IM INTERVIEW
«Ich liebe das Singen»
Michelle und Muriel Grundisch sind Mitglieder im Chinderchörli Saanenland und berichten über ihre Jodelerfahrungen und den neuesten Erfolg beim Kleinen Prix Walo. Michelle Grundisch konnte nicht an diesem Wettbewerb teilnehmen, weil sie wenig Zeit hat nebst Schule und Ausbildung.
PAULA H. MITTAG
Was macht euch am meisten Spass beim Jodeln?
Michelle: Wir können unsere Emotionen zeigen und ich mag die Zusammenarbeit mit den anderen sehr gerne.
Muriel: Jodeln macht mir sehr viel Spass, vor allem, dass es sehr vielseitig ist und man, wie Michelle schon sagte, seine Emotionen zeigen kann.
Wie war das für euch beim Kleinen Prix Walo mitzumachen und wart ihr nervös?
Muriel: Ich war eigentlich gar nicht nervös, weil ich auch schon oft an Auftritten war und schon vor vielen Leuten stand.
Michelle: Ich war ja leider nicht beim Walo dabei, aber bei mir ist es eigentlich dasselbe, ich bin nie nervös. Ich freue mich eher darauf, vor Publikum zu singen.
Wollt ihr später noch im Chor mitsingen und was sind eure Ziele?
Muriel: Kommt drauf an, ob ich Zeit habe oder nicht, aber eigentlich würde ich gerne weitersingen. Meine Ziele sind, dass ich weitermache und weiterkomme.
Michelle: Für mich ist es dasselbe, ich möchte weiterhin singen. Ich liebe das Singen. Es macht mich auch sehr glücklich und es ist ein schönes Gefühl, auf der Bühne zu stehen.