Mit Schaufeln, Baggern und viel Muskelkraft
04.01.2023 TourismusDie Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) war über die Feiertage fleissig am Werk, um möglichst viele Pisten befahrbar zu machen. Sogar eine Traktorschaufel funktionierten die Mitarbeitenden kurzerhand um.
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Ein Wärmeeinbruch über ...
Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) war über die Feiertage fleissig am Werk, um möglichst viele Pisten befahrbar zu machen. Sogar eine Traktorschaufel funktionierten die Mitarbeitenden kurzerhand um.
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Ein Wärmeeinbruch über Weihnachten erschüttert das Saanenland nicht, denn es kam in den vergangenen Jahren öfters mal vor. Der Dauerregen über die Festtage und die andauernd milden Temperaturen liessen jedoch die eine und den anderen schon staunen – und beim Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) tauchten wohl Sorgenfalten auf. Doch Matthias In-Albon und das komplette BDG-Team verfielen in keine Schockstarre, sondern vielmehr förderte die aktuelle Situation den Tatendrang. Tag und Nacht waren die Mitarbeitenden mit Schaufeln, Baggern und Pistenfahrzeugen unterwegs, um den Grossteil der Skigebiete für die Schneesportbegeisterten zu öffnen. Mit Erfolg: Die letzten Tage waren sowohl das Skigebiet von Horneggli bis Zweisimmen befahrbar, als auch von Eggli Gstaad bis Rougemont. «Die Mitarbeitenden haben ein enormes Engagement an den Tag gelegt. Sie haben sehr viel Herzblut in die Sache gesteckt», ist Matthias In-Albon voll des Lobes, Stolz ist hörbar.
Grosseinsatz rund um die Uhr
Täglich verteilten sie den künstlich produzierten Schnee auf den Pisten und den Lifttrassees mit Baggern, Motorschubkarren, Schaufeln und viel Körpereinsatz. Auch den Abrieb der Eisbahn in Gstaad und Schnee vom Flugplatz Saanen transportierten die Mitarbeitenden in die Skigebiete. Und um das transportierte Volumen zu optimieren, kam der Erfindergeist zum Vorschein: Kurzerhand funktionierten sie eine Traktor-Frontladeschaufel um, indem sie ein Zwischenstück schweissten, um die Schaufel an den Pistenbully zu montieren. Es gelang ihnen, dass die Schaufel hydraulisch bedienbar und kippbar war. «In der Folge konnten sie grössere Mengen Schnee transportieren als in den Motorkaretten», erzählt In-Albon begeistert.
Er zeigt sich auch dankbar für die zur Verfügung gestellten Geräte und Maschinen: Ein Mitarbeiter habe seinen eigenen Bagger mit zur Arbeit gebracht, von der Bauunternehmung Moratti & Söhne AG hätten sie Motorschubkarren erhalten. «Der Rückhalt aus dem Team und dem Gewerbe war gross.»
Künstliche Beschneiung als Schlüssel
Während des 23. und 24. Dezember, als es wie aus Kübeln schüttete, musste die BDG den bitteren Entscheid treffen, die Skigebiete zu schliessen. «Zum einen wirkte das Wetter nicht sehr einladend. Zum anderen mussten wir die Pisten schonen, denn die dadurch entstandenen Gräben hätten zu grosse und langfristige Schäden angerichtet», erklärt Matthias In-Albon den Entscheid. Es sei täglich das Ziel, die Sohle der Piste zu erhalten, also die unterste Schneeschicht aus Kunstschnee. «Sie ist die Basis, auf der wir aufbauen. Besteht diese nicht, haben wir ein Problem.» In den vergangenen Tagen habe sich auch gezeigt, wie essenziell die künstliche Beschneiung für das Skigebiet sei: Der Naturschnee erlag den Temperaturen und dem Niederschlag, der künstliche hielt Stand – ohne Kunstschnee hätte die BDG keine Piste öffnen können. «Die Investitionen der vergangenen fünf Jahre zahlen sich aus», ist die Schlussfolgerung von In-Albon. Und Weitere deshalb unabdingbar, wie beispielsweise die Erweiterung des Speichersees auf dem Hornberg – von 30’000 auf 190’000 Kubik Fassvolumen – und einer dritten Wasserleitung auf dem Eggli. «Ein Blick zu unseren Nachbarn zeigt es: Lenk kämpft zwar mit den gleichen klimatischen Problemen wie wir, haben aber zwei Speicherseen und dadurch eine effizientere Beschneiung», sagt In-Albon.
Defizit, aber noch Hoffnung
Die schwierigen Gegebenheiten führten dazu, dass die BDG weniger Leute auf den Pisten begrüssten: Wie In-Albon angibt, waren es pro Tag rund 4000 bis 6500 Schneesportler, im vergangenen Jahr stieg diese Zahl an Spitzentagen auf 10’000. Gegenüber dem vergangenen Jahr habe die BDG im Dezember rund eine Million Franken weniger eingenommen. Doch der Geschäftsführer zeigt sich noch zuversichtlich: «Es ist zu relativieren, denn mit zwei guten Wochenenden oder mit guten Sportwochen könnten wir dies wieder aufholen. Die Rechnung wird Ende Saison gemacht.»
Nicht nur die Zukunft stimmt In-Albon zuversichtlich, sondern auch die vielen Rückmeldungen aus der Bevölkerung – sei es per Mail, per SMS oder direkt auf der Piste: Einheimische und Gäste hätten sich bei den Mitarbeitenden und auch bei ihm bedankt für den unermüdlichen Einsatz. «Im Team ist eine grosse Motivation spürbar. Die Dankbarkeit, die ihnen entgegengebracht wurde, gibt ihnen viel Kraft und Energie für die bevorstehenden Wochen.»