Mitreissendes Konzertspektakel – hausgemacht
18.08.2025 Kultur«Kids On The Flow» hiess es am vergangenen Samstagnachmittag auf dem Saaner Dorfplatz. Kinder und Jugendliche aus den Schulen Bissen, Turbach und dem Oberstufenzentrum Ebnit präsentierten die Abschlussvorstellung des innovativen Musik- und Tanzvermittlungsprojektes im ...
«Kids On The Flow» hiess es am vergangenen Samstagnachmittag auf dem Saaner Dorfplatz. Kinder und Jugendliche aus den Schulen Bissen, Turbach und dem Oberstufenzentrum Ebnit präsentierten die Abschlussvorstellung des innovativen Musik- und Tanzvermittlungsprojektes im Rahmen von Discovery. Projektleiter Alex Wäber und sein Team hatten mit den Schüler:innen während Monaten eine Tanz- und Bewegungsinterpretation zu Musik von Béla Bartók einstudiert, die sich sehen lassen konnte.
TINA DOSOT
Das Kinder- und Familienkonzert hat eine lange Tradition. Es gehört seit 2003 neben den «grossen» Konzerten jedes Jahr zu den Highlights des Menuhin Festivals in Gstaad. Denn schon Festivalgründer Yehudi Menuhin war es wichtig, die Jugend in das Musikgeschehen mit einzubinden. «Musik ist für jeden da», lautet eines seiner Zitate, «und bei Kindern sind künstlerische Betätigung, also Musikmachen, Tanzen, Malen, Schauspielern, Body Language ganz entscheidend zur Entfaltung einer besseren Lebenskultur.» Sein Spirit lebt nicht nur, er ist in 69 Jahren dank der gleichgesinnten Verantwortlichen stetig gewachsen. Parallel zu den Konzerten bietet das Discovery-Programm heute allerhand Spannendes für alle Altersgruppen an, mit oder ohne Vorkenntnisse und es kommen immer neue Bereiche dazu (wir haben berichtet). Das Kinder- und Familienkonzert – in Workshops mit den Schüler:innen der Region erarbeitet – ist nur noch ein Teil des Ganzen, bleibt aber Ursprung und Highlight. Wie eh und je wurde es mit Spannung erwartet und mit Enthusiasmus vorbereitet.
Keine «Hemmschwelle»
Projektleiter Alex Wäber hat die Performance schon zum zweiten Mal auf den Dorfplatz in Saanen verlegt. Hier sei die ideale Bühne für ein solches Projekt, sagt er, weil es ganz in der Öffentlichkeit stattfinde und es nicht die «Hemmschwelle» eines edlen Konzertsaales vermittle. Eine Veranstaltung ohne Tickets mitten im Dorf – aus dem Dorf.
Dementsprechend hatte sich der Dorfplatz gemächlich, aber mit einem grossen Publikum gefüllt. Rund um das Podium sassen und standen die Zuschauenden, während die Kinder am Bühnenrand auf ihren Einsatz warteten. Aufgeregt, natürlich, denn seit März bereiten sie sich auf diesen Auftritt vor, auch während der Ferien. Aber von Anfang an überwog die Freude an der bevorstehenden Performance, die sie inmitten der Zuschauenden fliessend vortragen konnten.
«On The Flow» – in Bewegung
Genau übersetzt bedeutet das, entspannt zu sein, sich mittreiben zu lassen und eine Situation zu akzeptieren, anstatt sie verändern oder kontrollieren zu wollen.
«Damit wurde ein Titel geschaffen, der gut zum Thema Bewegung passt. Flow ist ein weiter Begriff und für uns war dies eine gute Grundlage, um auch den Begriff Migration, das Thema des Festivals, einzubinden», erklärt Alex Wäber zur Wahl des Titels.
Im «Flow» sein, sich mittreiben lassen von den entspannten Bewegungsinterpretationen, das hatten die Schüler:innen verstanden – und umgesetzt. Von der einfachen Plastiktonne bis zum sensiblen Perkussionsinstrument wurde alles verwendet, um einen Rhythmus zu erzeugen, der schliesslich mit ihrem Tanz verschmolz. Der Versuch, die Kinder und Jugendlichen in eine fliessende Energie, «On The Flow», zu bringen, war nicht nur gelungen, es war pure Freude für Akteur:innen und Zuschauende.
Ein starkes Team
Projektleiter Alex Wäber wurde von den Choreografen Thaïs Sandra Martinez Fraga und Norbert Steinwarz unterstützt, Kollegen der «Pimpernickel-Company» und offensichtlich erprobt im Umgang mit solchen Projekten und deren jungen Teilnehmenden. Mit Begeisterung und Herz – und jeder Menge Körpereinsatz – verstanden sie es, die Jugend vom Bühnenrand aus zu motivieren. Performt wurde zu Béla BartÓks Musik, die oft von starken Rhythmen, eingängigen Melodien und folkloristischen Einflüssen geprägt ist, was sie zu einer idealen Grundlage für tänzerische Bewegungen macht. Diese «live» gespielt von Tiffany Butt am Klavier, Teodor Dimitrov, Violine, und Tilman Collmer am Schlagzeug machte die Performance nochmals auf eine besondere Weise wertvoll.
Natürlich gab es jede Menge Applaus und Dankesworte vom künstlerischen Leiter Christoph Müller. «Wir waren tief beeindruckt von der Freude, mit der die Kinder und Jugendlichen performt haben.» Sein Dank ging unter anderem an den Verein der Freunde des Menuhin Festivals und die Beisheim Stiftung, die die Veranstaltung unterstützten.
Die Arbeit mit Kindern liegt ihnen am Herzen
Zu Gast auf dem Dorfplatz waren natürlich auch die beiden Mäzeninnen Angelika Heerema und Babette Herbert.
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen rund um die Musik – mit und ohne Vorkenntnisse – liegt den beiden Frauen am Herzen. Seit rund neun Jahren unterstützen sie deshalb das Kinder- und Jugendprogramm Discovery, zu dem auch die heutige Performance gehört.
Auf dem Foto Angelika Heerema (inks) mit Lana Zickgraf, die seit zwei Jahren für das Programm verantwortlich zeichnet. Babette Herbert kam erst später dazu.
TINA DOSOT