Mixed Media trifft Tradition – aus gutem Grund
16.06.2025 KulturAuch in diesem Jahr konnte das Museum der Landschaft in Saanen die Mixed-Media-Künstlerin Denise Schwizgebel als Ausstellerin gewinnen. Und wiederum hat die Zürcherin sich gefreut, das traditionelle Werk ihres Grossvaters und gebürtigen Saaners Fritz Schwizgebel in ...
Auch in diesem Jahr konnte das Museum der Landschaft in Saanen die Mixed-Media-Künstlerin Denise Schwizgebel als Ausstellerin gewinnen. Und wiederum hat die Zürcherin sich gefreut, das traditionelle Werk ihres Grossvaters und gebürtigen Saaners Fritz Schwizgebel in Kombination mit ihrer eigenen Kunst in Saanen zeigen zu können. Die gut besuchte Vernissage mit prominenten Gästen eröffnete die Ausstellung am vergangenen Freitagabend.
TINA DOSOT
«Wir freuen uns sehr, dass sich die Familie Schwizgebel einmal mehr bereit erklärt hat, das umfangreiche Werk des Grossvaters der Künstlerin mit allen Details nach Saanen zu transportieren und hier für uns aufzubauen», eröffnete Renate Bach, Vorstandsmitglied des Museums, die Vernissage feierlich. Die Freude war ganz auf der Seite der Künstlerin, die mit ihren Eltern Marcel und Marlis Schwizgebel persönlich anwesend war. Es ginge ihr nicht nur darum, das Andenken an den Grossvater in seiner Heimat wachzuhalten. Für sie sei mit der Gestaltung der Ausstellung gleichzeitig ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, sagt sie zu Tränen gerührt, kann sie doch sein Werk mit ihrer eigenen Mixed-Media-Kunst, die auch aus den Erfahrungen an seiner Seite entstand, ergänzen und zeigen.
Die Alp mitgenommen
Seit seinem 20. Lebensjahr war Fritz Schwizgebel im zürcherischen Pfrungen zu Hause. Bevor es den Saaner aber dorthin verschlug, arbeitete er unter anderem auf den Alpen Wispile und Kühdungel als Senn, wo er das Holzschnitzen entdeckte. Neben der Schnitzerei bildete sich der Autodidakt im Sattlerhandwerk und in der Metallverarbeitung weiter. Die erlernten Fähigkeiten liessen ihn im Laufe der Jahre auch in der neuen Heimat meisterhafte, fast lebensechte Miniaturen aus dem Sennerleben anfertigen, die man heute als einmalig bezeichnen kann. Sein berühmter Alpabzug ist im Museum auch ausserhalb der Ausstellung dauerhaft zu sehen.
Nicht nur Künstlerin
Wie seine Kinder wuchs auch seine Enkelin Denise in Pfrungen auf. Aber obwohl es nur ein paar Minuten bis zum Grossvater waren und sie Tiere – wie die ganze Familie – über alles liebte, verwehrte ihr das Schicksal den direkten Zugang. Sie war von einer so starken Tierallergie geplagt, dass schon das reine Berühren von Tieren für sie hätte tödlich enden können. Die naturgetreuen, lebensechten Miniaturen des Grossvaters boten ihr aber von Kind auf Trost und Ersatz für die unterdrückte Tierliebe.
Die heute 40-Jährige hat ihre Tierallergie inzwischen aus eigener Kraft überwinden können. Es dauerte drei Jahre. Die gelernte Speditionskauffrau begann nach einen Burn-out, sich selbst zu erfoschen, um herauszufinden, was ihr im Leben fehlt. Sie bildete sich zur Tiershiatsutherapeutin aus und liess Ausbildungen im Fachbereich Tier- und Menschentherapie folgen, womit sie sich später im Zürcher Weinland selbstständig machte. «Es traf mich wie ein Blitz», sagt sie. «Als ich begriffen hatte, dass die unterdrückte Tierliebe schuld war, konnte ich gesund werden.» Denise Schwizgebel, die heute sogar mit diversen Haustieren lebt, hat auch ein Buch über ihre Lebensgeschichte geschrieben.
Ein Dialog zwischen Enkelin und Grossvater
Mit ihrer zeitgenössischen Mixed-Media-Kunst, welche Kunstwerke mit mehreren unterschiedlichen Medien wie zum Beispiel verschiedene Farbarten kombiniert, lehnt sich Denise Schwizgebel an das sehr traditionelle Handwerk des Grossvaters an. Abstrakt, aber zugleich lebendig und voller Atmosphäre ergänzen ihre Tiermotive wunderbar die einmaligen Miniaturen des Grossvaters und widerspiegeln zugleich das innige Verhältnis der beiden.
Deshalb der sehnliche Wunsch, eine Ausstellung gemeinsam mit den Werken des 2018 verstorbenen gebürtigen Saaners Fritz Schwizgebel zu gestalten und in seiner Heimat auszustellen. Mit Unterstützung ihrer Eltern, die ihr jeweils helfen, das umfangreiche Werk des Grossvaters zu spedieren, kann Denise Schwizgebel nun Grossvaters Sammlung, kombiniert mit ihren Werken, schon zum zweiten Mal im Museum der Landschaft in Saanen zeigen.
Die Ausstellung ist noch bis am 19. Oktober, jeweils Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen.