Mit geistlichen Werken von Mozart gelang am Sonntag der Konzertvereinigung Zweisimmen eine Weihnachtsbotschaft besonderer Art. In schönster musikalischer Qualität wurde das Thema «der Tod und das Leben» schmerzlich, jedoch voller Hoffnung und Kraft ...
Mit geistlichen Werken von Mozart gelang am Sonntag der Konzertvereinigung Zweisimmen eine Weihnachtsbotschaft besonderer Art. In schönster musikalischer Qualität wurde das Thema «der Tod und das Leben» schmerzlich, jedoch voller Hoffnung und Kraft wiedergegeben.
LOTTE BRENNER
Immer wieder gelingt es Klaus Burkhalter, Musikerinnen und Musiker, vokal und instrumental, aus der Region und Umgebung zusammenzubringen. Immer wieder gelangen in der Kirche Zweisimmen nachhaltige Konzerte zur Aufführung. Im Cantate Chor, mit dem Burkhalter in diesem Jahr sein 40-Jahr-Chorleiter-Jubiläum feiern durfte, aber auch im Orchester der Zweisimmer Konzerte OZK (Konzertmeisterin Charlotte Zehnder), das aus Berufs- und Laienmusikern besteht, finden sich immer wieder bekannte Gesichter, die der Musikszene Zweisimmen seit Jahren die Treue halten. Auch die Sopranistin Beatrice Ruchti und die Altistin Astrid Pfarrer gehören schon fest zur einheimischen Konzerttradition und bildeten am Sonntag zusammen mit Mark Grundler, Tenor, und Stefan Vock, Bariton, ein wunderbar harmonisch abgestimmtes, hochkarätiges Solisten-Quartett.
Mozarts Totenmesse
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb sein eigenes Requiem. Dazu gibt es in der Überlieferung mysteriöse Geschichten und Rätsel. Tatsache ist, dass er durch seinen frühen Tod das Requiem, KV 626, nicht beenden konnte. Sigismund Ritter von Neukomm, ein Zeitgenosse Mozarts und Schüler von Joseph Haydn, hat in der liturgischen Komplettierung (Version Süssmayr) die Verantwortung gegenüber dem grossen Tonmeister wahrgenommen und das Werk vollendet. In dieser ergänzten Form wurde es nun 16 Jahre nach der bernischen Erstaufführung in Zweisimmen zelebriert.
Das Werk wühlt auf und es beruhigt, bringt Verzweiflung und Trost. Zweifel kommt auf und steht einem unerschütterlichen Glauben gegenüber. Im ersten Teil wird das Jüngste Gericht angesprochen. Im «Tuba mirum», eingeleitet durch ein eindrückliches Zwiegespräch zwischen der Posaune und dem Bass-Gesangssolisten, wurde deutlich, dass über das Leben Rechenschaft abgelegt werden soll.
Im mächtigen «Sanctus» kam wiederum der unerschütterliche Glaube zum Ausdruck. Das liedhaft-melodiöse «Benedictus»-Soloquartett, im Einklang mit der wunderbar einfühlsamen instrumentalen Begleitung, und das «Agnus Dei», mit der Bitte um ewigen Frieden, gefolgt von der «Communio», worin das ewige Licht und die Milde des Herrn gepriesen werden, brachten Ruhe und Seligkeit.
Mit dem von Neukomm ergänzten «Libera me, Domine» öffnete sich noch einmal der menschliche Abgrund; die Klage und der Schrei nach Erlösung wurde laut. Das «Dona eis requiem» schloss sanft demütig: «Gib ihnen ewige Ruhe, Herr und ewiges Licht leuchte ihnen».
Wohl ausgewogenes Konzertprogramm
Mit dem bekannten «Ave Verum», KV 618, das Mozart ebenfalls kurz vor seinem Tod schrieb, gelang dem Chor, den Streichern und dem Organisten Wojtek Wezranowski ein stimmiger Einstieg in das wunderschöne Weihnachtskonzert. Es folgten drei Kirchensonaten (KV 212, 67 und 263) für Streicher – eine lebendige, freudig-frische Kammermusik.
Auch in noch so düsteren Werken ist es doch immer wieder diese Leichtigkeit, die Mozarts Musik prägt. Und mit dieser Leichtigkeit nimmt er auch seinem Requiem die Schwere, die Traurigkeit. Dem sehr aufschlussreichen, sorgfältig ausgearbeiteten Programmheft ist denn auch folgender Brief von Mozart an seinen Vater zu entnehmen: «Da der Tod der wahre Endzweck des Lebens ist, so habe ich mich mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild allein nichts Schreckliches mehr für mich hat.»
Das Konzert in der reformierten Kirche Zweisimmen wird am Donnerstag, 29. Dezember wiederholt.