Das MUS-E®-Programm, ein künstlerisch-soziales Schulprojekt, feierte am Samstag sein 30-jähriges Bestehen – an seiner Gründungsstätte in Saanen.
JENNY STERCHI
Die Organisatoren hatten sich für die Geburtstagsfeier des ...
Das MUS-E®-Programm, ein künstlerisch-soziales Schulprojekt, feierte am Samstag sein 30-jähriges Bestehen – an seiner Gründungsstätte in Saanen.
JENNY STERCHI
Die Organisatoren hatten sich für die Geburtstagsfeier des MUS-E®-Programms ein vielseitiges Wochenendprogramm ausgedacht. Neben der offiziellen Feierstunde am Samstagnachmittag präsentierten sich die anwesenden MUS-E®-Länder am Vormittag mit Kurzvorstellungen und künstlerischen Aktionen an verschiedenen Stationen auf dem Yehudi-Menuhin-Philosophenweg von Saanen nach Gstaad.
Ein Höhepunkt war die Vorstellung der Kindertanzgruppe Schwarzenegg. Sie präsentierte am Samstagnachmittag verschiedene Schweizer Volkstänze in der Kirche Saanen und implizierte zugleich eine der zahlreichen Formen der Musikvermittlung.
Unter der Leitung von Susanna Reusser-Schwarz und Nicole Friedli verzückten die in farbige Trachten gekleideten Mädchen – die Jüngste noch keine drei Jahre, die Älteste eben in die Berufsausbildung gestartet – mit elf verschiedenen Tänzen. «Von Nachwuchssorgen sind wir bisher verschont», erklärte Nicole Friedli nach der Aufführung. «Einzig die Buben haben sich nach und nach aus unseren Reihen verabschiedet, aber vielleicht kommen die wieder.» Die vielen grösseren Kinder ermöglichten es, so viele kleine Tänzerinnen in der Gruppe zu haben.
Mal standen sie sich gegenüber, mal formierten sie sich im Kreis und schliesslich tanzten sie noch paarweise. Die lang einstudierten und hoch konzentriert vorgetragenen Tänze holten sich die ganze Aufmerksamkeit der zahlreichen Jubiläumsgäste. Susanna Reusser-Schwarz moderierte so, wie sie mit ihren Schützlingen umging – humorvoll und freundlich. «Interessierte Kinder können zu uns kommen, sobald sie das möchten. Sie können von mir aus auch noch Windeln anhaben, aber der Nucki sollte im Auto bleiben.»
MUS-E®-Programm als Antwort
Der Gründung des Musikvermittlungsprogramms ging im Jahr 1991 die empfindliche Kürzung der Beiträge voraus, welche die Stadt Bern jeweils an das Konservatorium Bern richtete.
WAS IST MUS-E?
MUS-E® kann Begabungen zur Entdeckung bringen, doch richtet es sich primär an alle Kinder einer Schulklasse in sogenannten Brennpunktschulen. Das Konzept sieht vor, dass Künstlerinnen und Künstler jede Woche für zwei Lektionen in die Klasse gehen und alle Kinder durch ihre Kunst aktivieren. Nach einem halben Jahr wechselt die Kunstform, sodass die Kinder nach zwei Jahren vier verschiedene Kunstformen erlebt haben. Bis heute haben etwa 1,5 Millionen Kinder in 12 Ländern wichtige Erfahrungen mit in ihr Leben nehmen dürfen. Damit entstand in der Schweiz ein Programm, welches nach ganz Europa ausstrahlte und mittlerweile auch Südamerika erreicht hat.
WERNER SCHMITT
VIZE-PRÄSIDENT MUS-E® SCHWEIZ UND GRÜNDUNGSMITGLIED
Werner Schmitt, damaliger Direktor am Konservatorium Bern, und Yehudi Menuhin suchten beide nach einer Lösung, Musik und Kunst als Teil der Bildung zu integrieren und in den Fokus der Gesellschaft zu stellen. Beide kannten einander durch ihre Mitarbeit in der «International Yehudi Menuhin Foundation» (IYMF).