My-Block-Move geht auch mit nassen Händen
08.07.2024 SportDie US-Amerikanerinnen Nuss/Kloth bezwangen im Final ihre Landsfrauen Cannon/Kraft. Bei den Herren setzten sich die Schweden Åhman/Hellvig gegen die Brasilianer George/Andre durch. Von Freitag bis Sonntag waren die Zuschauerränge sehr gut besetzt. Auch dem ausverkauften Samstag ...
Die US-Amerikanerinnen Nuss/Kloth bezwangen im Final ihre Landsfrauen Cannon/Kraft. Bei den Herren setzten sich die Schweden Åhman/Hellvig gegen die Brasilianer George/Andre durch. Von Freitag bis Sonntag waren die Zuschauerränge sehr gut besetzt. Auch dem ausverkauften Samstag konnte der Regen nichts anhaben.
JENNY STERCHI
«Das erfrischend freche Spiel der Schweden war grosse Unterhaltung», so fasste Turnierdirektor Ruedi Kunz am Sonntagabend das 24. Swatch Beach Pro Gstaad aus sportlicher Sicht zusammen. «Und bei den Damen ging es genauso weiter.»
Es sei das Gemisch aus der Unbekümmertheit der jungen Teams und dem routinierten Spiel der etablierten Spielerinnen und Spieler. Die Favoriten des Publikums kristallisierten sich auch in diesem Jahr erst im Lauf des Turniers heraus.
Ab Donnerstag viele Zuschauer
Die Gründe für die bereits ab Donnerstag sehr gut besetzten Zuschauertribünen sind nicht genau auszumachen. Vielleicht war es die hohe Dichte der Schweizer Teams oder der Beachvolleyballhunger der Zuschauenden oder sogar die vermissten Sonnenstrahlen.
Jedenfalls war der Donnerstag ein Sommertag, an dem das Schweizer Damenteam Zoé Vergé-Dépré und Esmée Böbner den Grundstein für ihren Gruppensieg legten. Es war auch der Tag, an dem sich die Schweizerinnen Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder mit einem Drei-Satz-Sieg gegen die Chinesinnen Xue/X. Y. Xia für die Round of 12 qualifizierten.
Keines der Schweizer Herrenteams schaffte es über die Gruppenphase hinaus.
Wettermix
Das Wetter drohte laut Voraussage, das Turniergeschehen gehörig durcheinanderzubringen. Doch die prognostizierten Unwetter blieben glücklicherweise aus. Und die Regenschauer, die zum Teil wirklich alles durchtränkten, sassen die Zuschauerinnen und Zuschauer einfach aus. «Das Wetterglück konnten wir nicht beeinflussen, wurden diesbezüglich aber enorm beschenkt», bilanzierte Kunz.
Amerikanerinnen unter sich
Für die US-Amerikanerinnen Taryn Kloth und Kristen Nuss war der Sieg in Gstaad der Zweite auf der Elite 16 Tour in diesem Jahr. Die 1,93 Meter grosse Taryn Kloth und ihre «nur» 1,68 Meter grosse Partnerin Kristen Nuss trafen im Final auf die Qualifikantinnen Terese Cannon und Megan Kraft, ebenfalls aus den Vereinigten Staaten von Amerika.
Leicht machten sie es einander nicht. Und das Publikum unterstützte beide Teams energiegeladen, auch wenn es schon Sonntagabend war.
Am Ende setzten sich Nuss/Kloth in drei Sätzen (21:19, 15:21, 11:15) durch. Während Kloth mit unwiderstehlichen Blocks am Netz brillierte, sicherte Kristen das Feld ab und sorgte auch für überraschende Bälle. Entsprechend charmant klang der Dank von Taryn Kloth an ihre Partnerin: «Sie ist wie ein kleiner Vogel, der über den Sand fliegt.»
Im letzten Jahr holten sie sich mit Rang 3 die ersten Gstaader Kuhglocken. Nach ihrem Sieg am letzten Sonntag erklärten sie: «Wir freuen uns schon wieder auf die Blicke am Flughafen, wenn wir mit den Glocken kommen.»
Mehrere Premieren
Vieles geschah in den Turniertagen zum ersten Mal. Die Finalistinnen Terese Cannon und Megan Kraft mussten durch die Qualifikation und kämpften sich Runde um Runde bis ins Endspiel. Noch nie zuvor gelang es einem Damenteam, über die Qualifikation bis in den Final zu kommen.
Zum ersten Mal spielten die Schweden Jonatan Hellvig und David Åhman in Gstaad. Aufgrund von Verletzungen mussten sie in den letzten beiden Jahren das Gstaader Turnier jeweils absagen. Aber in diesem Jahr starteten sie, und zwar als topgesetztes Team. Für die Europameister der vergangenen beiden Jahre war es der vierte Sieg auf der Tour in Folge. «Ich habe das Turnier so oft im TV angeschaut. Dass wir nun die Kuhglocke gewinnen konnten, ist fantastisch», sagte Hellvig nach dem gewonnenen Match.
Es waren ihre ersten Kuhglocken, die sich die Lettinnen Tina Graudina und Anastasija Samoilova mit ihrem Sieg im kleinen Final sicherten. Bereits 2021 und 2022 hatten die beiden um Bronze gespielt und verloren. Diesmal haben sie alles richtig gemacht und bezwangen das brasilianische Duo Agatha/Rebecca souverän mit 21:16 und 21:10. «Aus den Niederlagen der letzten Jahre haben wir viel gelernt. Diese Erfahrungen haben uns heute sehr geholfen», resümierte Graudina im Interview und konnte sich nicht beruhigen vor Freude.
Rolle der Lieblinge
Die Norweger Anders Mol und Christian Sørum holten sich nach Rang 2 im letzten Jahr am Sonntag die Bronzemedaillen. Und es waren ihre vierten Kuhglocken, die sie von Turnierdirektor Ruedi Kunz überreicht erhielten.
Im Halbfinal trafen sie am Freitagabend auf die später zweitplatzierten Brasilianer George/Andre. Das grosse Publikum machte lautstark deutlich, dass es auf einen Sieg der Norweger hoffte. Weniger deutlich waren die Sympathien im Viertelfinalspiel am Mittag gegen die Herren Cherif/ Ahmed aus Katar verteilt. Jeder Punkt wurde gefeiert. Entsprechend viel investierten beide Teams in die drei Sätze, die das Spiel mit 21:23, 21:15 und 15:13 zugunsten der Norweger ausgehen liessen.
Im Bronzespiel traten sie gegen die Italiener Samuele Cottafava und Paolo Nicolai an. Nachdem der 2,03 Meter grosse Nicolai und sein Partner Cottafava den ersten Satz mit 22:20 gewannen, kehrten die Norweger im zweiten Satz das Ergebnis um. Im dritten und entscheidenden Satz verlangten beide Teams einander alles ab. Am Ende stand es 28:26 für die Skandinavier. «Ich habe noch nie so ein langes Tiebreak gespielt», gab Mol im Interview an. Auch für das Gstaader Turnier war ein so lang gespielter dritter Satz ein Rekord.
Apropos Rekord
Dass die Tribünen am Samstag gut besetzt sein würden, war schon Wochen vorher abzusehen, denn die Tagestickets waren bald einmal ausverkauft.
Dass aber bereits am Donnerstag so viele Zuschauende auf den Bänken jubelten, war nicht zu erwarten. Das bemerkten auch die Athletinnen und Athleten und dankten es dem Publikum in den Interviews nach den Matches.
Mit 28’500 angereisten Fans verbuchte das Gstaader Turnier einen neuen Zuschauerrekord. Im letzten Jahr kamen 28’000 ins Saanenland.
Auch das Fussballfieber konnte die Beachvolleyballfans nicht abhalten. Um dennoch die Zufriedenheit der Besuchenden zu maximieren, sorgten die Organisatoren für ein Public Viewing im Beach Village.