Mystische Rigi-Wanderung, scharfe Messer und virtuelle Matterhorn-Besteigung

  23.09.2022 Schule

Die Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogische Schule Gstaad fuhren dieses Jahr nach Schwarzenberg im Kanton Luzern ins Schullager.

Endlich ist es wieder so weit. Der langersehnte Tag ist da. Um 8 Uhr sind alle startklar, um mit den Bussen loszufahren. Unser erstes Ziel ist der Besuch des Energiespielplatzes im Entlebuch. Die Spielstationen sind den erneuerbaren Energien Wasser, Holz und Wind zugeordnet. Über das Spielen an den Stationen lernen die Schülerinnen und Schüler, wie erneuerbare Energien funktionieren, und setzen mit ihrem Spieltrieb zugleich einen Energiefluss (Wasserkreislauf) in Bewegung. Das Wasserschloss ist das absolute Highlight. Kaum entdeckt, geht die Wasserschlacht los und die ersten stehen triefend nass im Wasser. Zum Glück scheint die Sonne und es dauert nicht lange, bis alle Klamotten wieder trocken sind.

Spielen macht hungrig. Mitten im Wald befindet sich eine grosse Grillstelle. Dort können wir die Bäuche mit Cervelats, Käse und feinen Sachen füllen. Anschliessend wird auf dem angrenzenden Fussballplatz «KanJam», ein lustiges Spiel mit Frisbees, welche in einen Kübel geworfen werden müssen, gespielt. Bevor wir zum Bildungszentrum nach Schwarzenberg fahren, wandern wir entlang der grossen Entle. Schon seit 300 Jahren wird in Entlebuch die Wasserkraft genutzt. Der Weg ist abenteuerlich und romantisch. Die vom Wasser geschliffenen Felsformationen sind spektakulär und wunderschön.

Am späten Nachmittag erreichen wir Schwarzenberg. Wir werden herzlich empfangen und beziehen die hellen Zimmer. Das Personal ist sehr nett, aufgeschlossen und hilfsbereit.

Am Dienstagmorgen heisst es früh aufstehen. Wir fahren mit dem Bus nach Brunnen. Dort erwartet uns bereits die Crew des Victorinox-Geschäftes. Unter der Anleitung von Experten setzen alle ihr eigenes Taschenmesser zusammen. Das ist sehr knifflig und erfordert grosse Konzentration bei der Arbeit. Wir dürfen unser eigenes Design auswählen und unseren Wunschtext eingravieren. Ganz stolz packen wir die Taschenmesser ein und schon geht es weiter nach Arth Goldau in den Tierpark. Dort essen wir gemeinsam und besprechen die geplante Fotoralley. Die Schülerinnen und Schüler werden je nach Schwierigkeitsgrad in verschiedene Gruppen aufgeteilt und mit Tierfotokarten ausgestattet. Nun gilt es, herauszufinden, welches Tier auf dem jeweiligen Fotoausschnitt dargestellt ist. Dazu müssen die Tiere genau beobachtet werden. Die Gruppen bewegen sich selbstständig mit einem Plan ausgestattet durch den Tierpark. Trotz der grossen Hitze haben alle viel Spass bei der Suchaktion. Der Einsatz wird mit einem leckeren Eis belohnt.

Ab gehts auf die Rigi-Zahnradbahn
Mittwoch ist unser ÖV-Tag. Von Malters aus fahren wir mit dem Zug nach Luzern und steigen im Hauptbahnhof um. Wir nehmen die Bahn nach Arth Goldau und wechseln anschliessend auf die Rigi-Zahnradbahn. Schon brauen sich dunkle Wolken am Himmel zusammen. Während wir uns der Endstation nähern, beginnt es zu regen. Und es wird noch schlimmer! Wasserfallartig plätschern die Regengüsse auf die Wagen. In aller Eile ziehen wir unsere Regenjacken an. Die Rigi ist kaum zu erkennen. Weisse, dicke Nebelschwaden hüllen die Landschaft ein. Die Sicht ist gleich null. Wir flüchten vorerst einmal ins warme Restaurant und gönnen uns eine heisse Schokolade. Nach einer halben Stunde lichtet sich der Nebel ein wenig. Zeit zum Aufbruch. Trotz der misslichen Wetterlage wandern wir Richtung Rigi Kaltbad First. Unterwegs finden wir einen gedeckten Grillplatz. Es geht nicht lange und schon haben wir gemeinsam ein imposantes Buffet gezaubert. Jetzt hält uns nichts mehr zurück – ein grosses Feuer wird entfacht. Alle können sich die klammen Finger wärmen und ihre Wurst oder ihren Käse grillen.

Gut gelaunt wandern wir zur Bahnhaltestelle Kaltbad und fahren mit dem Zug nach Viznau. Da die Umsteigezeit knapp ist, rennen wir alle unter grossem Gejohle und Gekicher zur Schiffsanlegestelle. Auf dem Schiff wird bereits auf uns gewartet. Und jetzt scheint tatsächlich noch die Sonne. Der Himmel zeigt sich von seiner schönsten Seite und ist strahlend blau, als wäre nichts geschehen. Wir beobachten die frechen Seemöwen und schauen fasziniert, wie die Kolben im Motorraum ununterbrochen stampfen und sich drehen. Die zwei seitlichen Schaufelräder werden damit angetrieben. Mit dem Zug fahren wir nach diesem langen abenteuerlichen Tag zurück ins Hotel.

Am Donnerstag können wir etwas länger schlafen. Das reichhaltige Frühstück wird um 7.30 Uhr serviert. Wir fahren nach Luzern ins Verkehrshaus. Da gibt es so viele interessante Verkehrsmittel zu entdecken. Während einige von den Raumfahrzeugen nicht genug bekommen können, zieht es die Teenager hauptsächlich zu den Sportfahrzeugen. Die Rennautos haben es ihnen besonders angetan. Die Frisur nach hinten gekämmt und den Arm lässig aus dem Fenster gehängt, das gibt grossartige Fotos! Die Älteren dürfen mit zwei Lehrpersonen den Workshop «The Edge» besuchen. Mit ausgeklügelter digitaler Technik gelingt die virtuelle Besteigung des Matterhorns. Alle zittern und schwitzen, als sie über die dünnen Grate wandern müssen. Auf dem Gipfel darf man zum Glück noch einen Moment verweilen, bevor es wieder in die Wirklichkeit zurückgeht. Die andere Gruppe vergnügt sich derweilen auf einer 20-minütigen Chocolate Adventure Tour. Dort erfahren die Kinder alles über Herkunft, Herstellung und Transport von Schokolade. Nach der Erlebnisfahrt kann die süsse Schoggi auch probiert werden. Alle sind begeistert. Bevor wir zurück zum Hotel fahren, sehen wir uns noch den 3D-Film «Dinosaurs of Antarctica» von David Clark an. Dieser Film ist der erste grossformatige Dinosaurierfilm seit über einem Jahrzehnt und stellt die erstaunlichen prähistorischen Kreaturen vor, die vor Hunderten von Millionen Jahren die Wälder und Sümpfe der Antarktis bewohnten. Mit der 3D-Brille ein fantastisches Erlebnis. Nach dem leckeren Nachtessen dürfen die Teenager als Überraschung einen Workshop besuchen. Barkeeper Manuel zeigt ihnen, wie man leckere Cocktails ohne Alkohol mixen kann. Mit entsprechender Anleitung dekorieren sie die Gläser fachgerecht und kreieren sich herrlich farbige Fruchtdrinks.

Kapellbrücke und Luzerner Altstadt
Schon beginnt der letzte Tag unseres Schullagers. Wir fahren in die Stadt Luzern und sehen uns gemeinsam die wunderschöne mittelalterliche Kapellbrücke an. Die Jugendlichen wissen bereits sehr viel darüber und staunen, wie es gelungen ist, diese Holzbrücke nach dem Grossbrand im August 1993 wieder so perfekt zu restaurieren und aufzubauen. Die Altstadt ist ebenfalls sehenswert. Nach der gemeinsamen Besichtigung dürfen die Kinder und Teenager in Kleingruppen ausschwärmen. Es werden Souvenirs einkauft und jede Gruppe darf selbst auswählen, was und wo sie essen will. Das findet grossen Anklang. Um 14 Uhr besammeln wir uns am Ufer des Vierwaldstättersees und fahren zurück nach Gstaad.

Ziele des Schullagers sind einerseits die Entlastung der Eltern und andererseits die Integration der Schülerinnen und Schüler in die Gesellschaft. Wichtige Aspekte sind auch die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Aufbau der Sozialkompetenzen. Im Schullager gibt es viele Gelegenheiten, sich umeinander zu kümmern und voneinander zu lernen. Aber es gilt auch, sich in einer neuen Umgebung selbstständig zurechtzufinden. Die älteren geben ihre Erfahrungen an die jüngeren Kinder weiter. Die neuen Schulkinder werden so in die Gruppe integriert und es entstehen neue, wertvolle Beziehungen untereinander. Auch die Lehr- und Begleitpersonen lernen die Kinder von einer anderen Seite kennen. Es ist schön, mitzuerleben, wie das Gruppengefühl während dieser Woche stark gewachsen ist.

Ohne Spenden wäre unser Schullager in dieser Form nicht möglich. Es wird vollumfänglich mit diesen Beiträgen finanziert. Wir danken allen herzlich, welche uns dieses gemeinsame Abenteuer ermöglicht haben.

HEILPÄDAGOGISCHE SCHULE GSTAAD/GABRIÈLE WEYERMANN, SCHULLEITERIN

Weitere Fotos: anzeiger.be/schullagerhps-gstaad


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