Nationalfeier nach Wolkenbruch abgebrochen
06.08.2024 SaanenDie Nationalfeier in Saanen musste aufgrund heftigen Regenfalls nach der Festrede abgebrochen werden. Der Wahlsaaner Christoph Aerni lobte unter anderem das Bildungsangebot in Saanen und rief dazu auf, Sorge zu tragen zur Landschaft und die Zukunft des Dorfes aktiv mitzugestalten. ...
Die Nationalfeier in Saanen musste aufgrund heftigen Regenfalls nach der Festrede abgebrochen werden. Der Wahlsaaner Christoph Aerni lobte unter anderem das Bildungsangebot in Saanen und rief dazu auf, Sorge zu tragen zur Landschaft und die Zukunft des Dorfes aktiv mitzugestalten.
ANITA MOSER
Nationalfeier auf dem Pfruendacher oder doch im Landhaus? Es war kein leichter Entscheid, den die Organisatoren am vergangenen 1. August fällen mussten. Letztlich entschied man sich für den Festplatz unterhalb der Kirche. «Ich hoffe, unser Mut hat sich gelohnt», begrüsste Niclas Baumer im Namen der Dorf- und Kulturorganisation Saanen die zahlreichen Besucherinnen und Besucher auf dem Pfruendacher – mit einem kritischen Blick nach oben zu den aufziehenden dunklen Wolken. Bereits nach kurzer Zeit fielen die ersten Tropfen, weshalb das musikalische Programm gekürzt wurde. Für die musikalische Umrahmung sorgten das Jodelduett «Stärneblueme» mit Deborah Reber und Corinne von Grünigen, begleitet von Rolf Steiner, sowie die Brass Band «Harmonie» Saanen unter der Leitung von Michael Bach.
Zeitreise mit Christoph Aerni
Festredner Christoph Aerni verband seine Rede mit ein paar Jahrzahlen. Er wurde 1962 in Thun geboren und ist in Bremgarten aufgewachsen – in der Nähe eines Bauernhofes, auf dem er oft helfen durfte, wie er erzählte. Und so war Landwirt sein erster Traumberuf. «Ich war fasziniert, wie der Bauer mit den Tieren umgegangen ist, wie er die schweren Maschinen gesteuert hat.» Schliesslich ist Christoph Aerni aber Lehrer geworden, hat unter anderem Mitte der 1980er-Jahre auch an der Primarschule in Gstaad unterrichtet. «Und ich bin noch immer im Kerngeschäft Unterrichten und Ausbilden tätig», sagte der 62-Jährige (mehr zu seinem beruflichen Werdegang siehe auch in der Ausgabe vom Dienstag, 30. Juli «Saaner Nationalfeier mit dem Wahlsaaner Christoph Aerni »).
Seine Liebe zum Saanenland geht auf das Jahr 1966 zurück. «Meine Eltern haben damals zusammen mit anderen Familien das Ferienheim Länggasse in Schönried gemietet.» Er habe hier Skifahren gelernt und das Highlight in all den Jahren sei jeweils die Skitour aufs Hugeli. Aerni ist seit damals dem Saanenland eng verbunden.
«Bildung ist unser Rohstoff»
Mittlerweile setzte heftiger Regen ein und viele Zuhörerinnen und Zuhörer verliessen das Festgelände fast fluchtartig. Doch der Festredner liess sich vom Regen nicht beeindrucken. «Das Bildungsangebot in Saanen ist einzigartig. Wir dürfen stolz darauf sein», lobte der Wahlsaaner. Man könne von der ersten Klasse bis zum Gymer Abschlüsse machen – sowohl in der öffentlichen Schule wie in privaten Schulen. Das sei ein absolutes Standortmerkmal für die Gemeinde Saanen. «Für die Zukunft ist Bildung unser Rohstoff.» Die Konzentration der Schulstandorte in der Gemeinde Saanen müsse der Qualität des Unterrichts dienen und das Wohl der Schüler sicherstellen. «Lehrstellen in der Region sichern den Standort der Kaufmännischen Berufsschule und geben den Jungen eine Perspektive», sagte Aerni.
Bewusst leben
Sein Leben habe sich während der Coronakrise 2020 entschleunigt, er habe alte Freundschaften wieder aufleben lassen, habe sich mit Bauern zusammengetan, habe Zäune instand gestellt, geholzt und Spaziergänge mit seinem Hund unternommen. «Am Tag, bevor die Geschäfte schliessen mussten, habe ich Tourenski gekauft, bin damit aufs Hugeli gelaufen. Ich habe Schneeschuhtouren gemacht und die Ruhe und Stille genossen.»
Er bewege sich gerne in der Natur und neben seinen sportlichen Aktivitäten arbeite er nach wie vor bei Landwirten.
«Trag etwas bei»
Mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft erwähnte Aerni das Generationenprojekt am Horneggli sowie das Rellerli. Gefordert seien Angebote für das ganze Jahr und für die verschiedenen Anspruchsgruppen. Das benötige gegenseitigen Respekt und Rücksicht. «Welche Angebote gibt es für die Jungen, für die kommenden Generationen?», fragte er in die nur noch kleine Runde.
Saanen habe einen wunderbaren Mix aus Geschäften, Gastronomie, Kultur. «Ich kaufe im Dorf ein und ich lade euch ein, dasselbe zu tun. Belebt das Dorf, Saanen ist ein Bijou. Tragen wir Sorge dazu», so Aerni . Und weiter: «Die Gestaltung der Zukunft hat mit dem eigenen Tun und Handeln zu tun. Tu es selber und sei ein Teil der Gesellschaft. Trag etwas bei. Das Dorf frequentieren, Anlässe unterstützen, Sorge zur Land schaft tragen und soziale Kontakte pflegen», betonte er. «Ich bin bereit, in der Zukunft zu leben und diese aktiv mitzugestalten», schloss er seine Rede.
Ohne Hymne und Fackelumzug
Da kein Ende des Unwetters in Sicht war, brach Niclas Baumer die Nationalfeier nach der Festrede ab. Bis dahin durchgehalten hatte eine kleine Gruppe von rund 30 Personen, unter ihnen Gemeindepräsident Toni von Grünigen und seine Gattin Barbara, Grossrat Hans Schär mit Ehefrau Lotti sowie Gemeinderäte Patricia Matti und Klaus Romang. Ein paar Musikantinnen und Musikanten der Brass Band «Harmonie» Saanen hielten dem Regen ebenfalls Stand und sie spielten noch den Berner Marsch. Das Jodelduett «Stärneblueme» war am «Schärme» und gab – begleitet von Anna und Michael von Grünigen – ein letztes Jodellied zum Besten. Auch die neue Gemeindefahne überstand samt ihrem Fähnrich – beide eingekleidet in ein Regenmänteli – den ersten Auftritt gut.



