Vor drei Monaten haben Dawa Norbu und Nima Chiring auf der Alp Turnels das Käsen erlernt. Heute haben sie in Samagaun (Nepal) bereits den ersten Käse hergestellt und vor Ort kleine Einkommen generiert.
KEREM S. MAURER
Im letzten Juli besuchten zwei ...
Vor drei Monaten haben Dawa Norbu und Nima Chiring auf der Alp Turnels das Käsen erlernt. Heute haben sie in Samagaun (Nepal) bereits den ersten Käse hergestellt und vor Ort kleine Einkommen generiert.
KEREM S. MAURER
Im letzten Juli besuchten zwei Nepalesen mit tibetischer Abstammung, Dawa Norbu und Nima Chiring, mit Hilfe des Schweizer Manjushri Vereins die Alp Turnels oberhalb von Gstaad. Zwischen Wasserngrat und Gifer wurden die beiden während zwei Wochen von Alpkäserin Ursula und Landwirt Daniel Michel in die Kunst des Käsens eingeführt (wir haben berichtet). Und heute, drei Monate später, wenden Dawa Norbu und Nima Chiring ihr neu erlangtes Wissen in ihrer Heimat bereits an.
Überraschte Yak-Züchter
«Um die nötige Menge Milch für die erste Käseproduktion zu bekommen, haben sie bei mehreren Bauern zusätzliche Yakmilch eingekauft», berichtet Ursula Meichle, die Präsidentin des Manjushri Vereins, auf Anfrage. Ein Yak-Züchter zeigte sich sehr überrascht, dass er seine Milch vor Ort verkaufen konnte. «Bislang haben wir zwar unsere Yaks gemolken, mussten die Milch aber oft verschenken, weil sie nicht lange haltbar ist», sagt er gegenüber dem Verein Manjushri. Nun spiele er mit dem Gedanken, mehr Yaks anzuschaffen, wenn er die Milch für die Käseproduktion verkaufen könne. Bereits der erste Versuch in Samagaun, Mutschli aus Yakmilch herzustellen, sei erfolgreich gewesen, weiss Ursula Meichle und Dawa Norbu fügt hinzu: «Als wir hier zum ersten Mal Käse aus Yakmilch hergestellt haben, waren wir sehr stolz. Der Geschmack unseres Käses erfüllt uns mit Selbstvertrauen!» Und auch Nima Chiring, der mit ihm auf der Alp Turnels war, sei glücklich, dass er in Samagaun Käse herstellen könne. Umso mehr, weil die Menschen dort zuvor schon versucht hätten, Käse aus Yakmilch herzustellen. Dies sei ihnen jedoch nicht gelungen, obschon sie sich auf Youtube entsprechende Tutorials angesehen hätten.
Sparen für ein Kühllager
Gegenwärtig produziere man die Yakmilch-Mutschli in sehr kleinem Rahmen, berichtet Dawa Norbu. Die ersten Mutschli seien vor etwas mehr als zwei Wochen an Trekker:innen verkauft worden. Diese waren laut Dawa Norbu von der Qualität und dem Geschmack begeistert. Man spare den Gewinn, der mit dem Käseverkauf erzielt werde, um damit im Frühling den Bau eines kleinen Kühllagers zu finanzieren, sagt Ursula Meichle. Und wenn es soweit ist, will Dawa Norbu die Käseproduktion in Samagaun steigern.
Es riecht nach Hoffnung
Wenn derzeit in Samagaun Käse gemacht wird, riecht es nach Hoffnung und Aufschwung. Der Yak-Züchter erzählt, dass viele seiner Kollegen die Tierhaltung aufgegeben haben, weil man die Milch nicht verkaufen konnte. Doch wenn im eigenen Dorf mehr Milch für Käse gebraucht würde, könne dies eine Rückkehr der Hirten in die Bergen bedeuten. Das Projekt ihres Vereins scheint zu funktionieren. Was bedeutet dies jetzt für Ursula Meichle? «Wir sowie Daniel und Ursula Michel sind wirklich stolz auf die beiden. Dass sie dieses Projekt so schnell umgesetzt haben, ist ungewöhnlich», sagt sie und ergänzt, dass die Finanzierung solcher Projekte, wie jenes der Nepalesen, die in Gstaad das Käsen lernten, viel sinnvoller sei, als einfach nur Geld zur Verfügung zu stellen.