Packendes Hockey der höchsten Schweizer Spielklasse in Gstaad
05.01.2023 SportAm 2. Januar fanden die 3. Women’s Hockey Winter Classics auf dem Eisfeld Gstaad statt. Es wurde ein Spiel der höchsten Schweizer Liga im Fraueneishockey – der PostFinance Women's League – ausgetragen und dazu erst noch ein Derby: Die Berner ...
Am 2. Januar fanden die 3. Women’s Hockey Winter Classics auf dem Eisfeld Gstaad statt. Es wurde ein Spiel der höchsten Schweizer Liga im Fraueneishockey – der PostFinance Women's League – ausgetragen und dazu erst noch ein Derby: Die Berner Oberländer Modis Thun (EV BOMO Thun) spielten gegen den SC Langenthal.
NICOLAS GEISSBÜHLER
Beim ersten Sieg von BOMO Thun bei den Winter Classics wurde den zahlreichen Zuschauern ein packendes Hockeyspiel geboten: Entgegen der alten Vorurteile ist Frauenhockey schnell, intensiv und mindestens so interessant wie ein Spiel der Männer – wenn nicht sogar spannender. Denn dadurch, dass harte Checks nicht erlaubt sind, entstehen wesentlich mehr Spielfluss und weniger Unterbrechungen. So auch am vergangenen Montag auf der Eisbahn in Gstaad beim Duell zwischen EV BOMO Thun und SC Langenthal, obschon das Resultat etwas trügen mag: Das Spiel war von Anfang an bis zur Schlusssirene ein umkämpftes mit vielen Emotionen.
Ausgeglichenes Spiel, viele Strafen
Das Spiel startete augeglichen, auf beiden Seiten wurde hart gekämpft, jedoch kam BOMO zu den wesentlich besseren Chancen. So konnte Ophélie Ryser in der fünften Spielminute das Scoreboard für Thun eröffnen. In der dreizehnten Minute erhöhte Estelle Duvin auf Pass der Finnin Maija Otamo auf 2:0. Das zweite Drittel war von vielen Strafen der Spielerinnen von BOMO geprägt. Während 20 Spielsekunden sassen gar zwei Thunerinnen gleichzeitig auf der Strafbank. Allerdings gelang es Langenthal nie, sich richtig in der gegnerischen Zone festzusetzen: Oft verloren sie die Scheibe und Thun konnte sich befreien. So traf nicht Langenthal sondern BOMO und erhöhte mit Cassandra Rensch auf Zuspiel von Maureen Bittel auf 3:0. Daraufhin wechselten beide Teams ihre Torhüterinnen aus. Bei Langenthal stand ab da mit Caroline Spies die nominelle Nummer Eins zwischen den Toren, allerdings war der SCL da bereits arg im Rückstand. Auch Spies, die auch in der Nationalmannschaft spielt, konnte den Schüssen von BOMO nicht lange standhalten: In der 39. Minute schoss Otamo das 4:0 für Thun.
Richtig emotional wurde es im Schlussdrittel: Vanessa Kleeb vom SCL wurde unsanft von Simone Minder von den Schlittschuhen geholt, die Schiedsrichter zeigten sofort eine Strafe an. Kleeb konnte es aber nicht dabei belassen und beförderte Minder ebenfalls regelwidrig mit Gewalt auf das Eis. Das Verdikt: Zwei Minuten Strafe für beide wegen Beinstellen. Nur fünf Sekunden vor Ablauf der Strafe traf Rensch abermals zum Schlussstand von 5:0.
Frauenhockey im Wandel
Im Frauenhockey tut sich aktuell vieles: Auf diese Saison hin haben sich einige der grossen National-League-Clubs dazu entschieden, Frauenteams in den Club zu integrieren. So könnte nach Medienberichten BOMO Thun bald in den SC Bern eingegliedert werden. Laut BOMO-Vorstandsmitglied Köbi Kölliker eine grosse Chance: «Wir wollen uns weiterentwickeln. In Bern hätten wir die dazu nötigen besseren Infrastrukturen, diesbezüglich sind wir in Thun eingeschränkt. In Bern hätten wir drei Eisfelder, bessere Möglichkeiten für Sommer– und Athletiktraining und einen starken Club im Rücken.» Somit wird diese Eingliederung auch von Seiten BOMO sehr begrüsst.
Ausserdem werden die Spiele der Women's League ab dieser Saison im Internet übertragen. So auch das Spiel in Gstaad. Dazu musste extra eine Hebebühne für die Kameras angefahren werden.
Ohne BOMO keine Winter Classics?
Können durch die Eingliederung von BOMO in den SCB die Winter Classics aber weiterhin durchgeführt werden? Der Name müsste BOMO Thun wohl anpassen und sich fortan auch SC Bern nennen. Laut Kölliker ist dies aber das einzige, was verloren gehen würde: «Die Winter Classics weiterhin durchzuführen, ist klar das Ziel. Im Endeffekt spielt es keine Rolle, welche Teams spielen, das könnte in Zukunft dann auch Mal Zürich gegen Neuenburg oder so sein. Es herrscht immer eine tolle Ambiance in Gstaad um diese Jahreszeit und das Dorf ist voller Leute.» Somit sollen diese Winter Classics auch weiterhin stattfinden – mit dem Ziel, immer öffentlichkeitswirksamer zu werden, wie Kölliker anfügt.
Zumindest die Öffentlichkeit von Gstaad hat sich bereits rege an der diesjährigen Ausgabe beteiligt. Nach Anpfiff fand man kaum noch einen Platz an der Bande, auf der Tribüne sowieso nicht. Swiss Ice Hockey verzeichnete insgesamt 344 Zuschauer.
Auch einheimische Beteiligung
Am späteren Nachmittag, ein paar Stunden vor dem Spiel, trafen sich noch andere Eishockeyspielerinnen auf dem Eisfeld. Und zwar waren es Nachwuchsspielerinnen von Nah und Fern: Im Rahmen des Events lud Swiss Ice Hockey alle interessierten Mädchen zu einem Training mit zwei Regionaltrainern ein. Mit dabei waren neben Mädchen aus Genf, Neuenburg, dem Wallis und dem Aargau auch Fiona Neff, eine Spielerin aus dem Saanenland. Sie spielt zurzeit in der U13-Mannschaft des HC Gstaad Saanenland, in der sie das einzige Mädchen ist. Und sie ist begeistert vom Training: «Es war sehr cool, mal nur mit Mädchen zu spielen. Auch die Trainer haben das Training extra auf uns Mädchen angepasst, das war sehr schön», sagte Fiona Neff nach dem Training. Es sind auch Dinge abseits des Eisfeldes, die ihr dabei gefallen: «Wir können alle zusammen in einer Garderobe sein und uns dort noch austauschen, das geht sonst im Training nicht.» Sie möchte mal Eishockeyprofi werden. Wo sie denn am liebsten Spielen möchte? «Kanada!», antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
Telegramm: EV BOMO Thun – SC Langenthal 5:0 (2:0, 2:0, 1:0) Eisfeld Gstaad – 344 Zuschauer – Schiedsrichter: Fialova/Matejova
Tore: 04:03 Ryser (Mason) 1:0; 12:21 Duvin (Otamo) 2:0; 30:37 Rensch (Bittel) 3:0; 38:59 Otamo (Duvin, Joray) 4:0; 50:56 Rensch (Schranz) 5:0
Strafen: Sieben Mal zwei Minuten für BOMO, drei Mal zwei Minuten für Langenthal.
EV BOMO: Dübi (durch Lehmann ausgewechselt, 30:37); Marty, Pélissou; Minder, Hänggi; Otamo, Duvin, Joray; Ryser, Marty, Mason; Bittel, Rensch, Schranz.
Langenthal: Thomet (durch Spies ausgewechselt, 30:37); Minder, Christen; Bachmann, Hofstetter; Brunner, Hess; Luternauer; Frey, Allemann, Ingold; Emmenegger, Kleeb, Maskalova; Cornova, Hänggi, Zaugg; Hehlen, Gäggeler.

















