Pop-up-Notfallposten soll Hausärzte in Hochsaison entlasten

  14.11.2023 Gesundheitswesen

Mit der nahenden Wintersaison kommen bald auch die Feriengäste aus dem In- und Ausland in grosser Zahl. «Was gut ist für das regionale Gewerbe, den Tourismus und die Hotellerie, bedeutet eine Zusatzbelastung für die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte», schreibt die Gesundheit Simme Saane AG (GSS) in einer Medienmitteilung vom Dienstagvormittag. Ein Pilotprojekt unter ihrer Führung soll vom 23. Dezember 2023 bis 31. März 2024 die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten an Wochenenden entlasten. Ein Pop-Up-Notfallposten soll in Gstaad bei der Praxis Madora eingerichtet werden.

Jede Ärztin und jeder Arzt im Kanton Bern ist gesetzlich verpflichtet, sich am hausärztlichen Notfalldienst zu beteiligen. Dieser stellt die Erstversorgung für Einheimische und Gäste rund um die Uhr sicher. Gemäss einer Studie der bernischen Ärztegesellschaft aus dem Jahr 20211 ist die Unterversorgung in der hausärztlichen Grundversorgung im Obersimmental und Saanenland kantonsweit am grössten. Aufgrund von diversen Pensionierungen habe sich die Situation in der Region weiter zugespitzt, schreibt die GSS. «In Vollzeitstellen teilen sich heute im Obersimmental 3.25 ÄrztInnen und im Saanenland 2.30 ÄrztInnen den hausärztlichen Notfalldienst von Montag bis Sonntag auf.» Die Einsätze am Wochenende würden zusätzlich zum bereits anstrengenden Praxisalltag geleistet. «Der hausärztliche Notfalldienst im bisherigen Masse ist gefährdet.»

In Gesprächen mit der kantonalen Gesundheitsdirektion und dem ärztlichen Bezirksverein Thun und Umgebung – dieser ist für die Organisation des Notfalldienstes in der Region zuständig – hätten die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte auf ihre Überlastung hingewiesen. Eine Neuorganisation des Notfalldienstes mit den politischen Partnern (Kanton Bern und Ärztlichen Bezirksverein Thun) erfordere Zeit. «Dies hat die regionalen Partner veranlasst, gemeinsam eine innovative und pragmatische Lösung zu erarbeiten», so die GSS. Mitgewirkt haben die niedergelassenen Hausärztinnen und -ärzte, die Praxisbetreiberinnen Medaxo Praxen AG und Praxamed AG, die Gemeinde Saanen und die Gesundheit Simme Saane AG (GSS).

In Absprache mit den niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten werde ab 23. Dezember 2023 mit auswärtigen Ärztinnen und Ärzten in den Praxisräumlichkeiten der Praxis Madora an der Belairstrasse 4 in Gstaad ein Notfallposten betrieben. Der Ärztlichen Bezirksverein Thun habe zugesichert, bei der Rekrutierung des Personals zu helfen. Der Kanton Bern prüfe eine finanzielle Unterstützung, so die GSS.

Die Projektkerngruppe besteht aus der Medaxo Praxen AG, Praxamed AG, der Saaner Gemeinderätin Petra Schläppi, dem Saaner Gemeindepräsident Toni von Grünigen sowie der GSS. Ihr Ziel sei sei es, Notfallposten mit auswärtigen Ärztinnen und Ärzten und einem Team von MPAs an möglichst vielen Wochenenden betreiben zu können. «Jedes Wochenende, welche mit auswärtigen Fachpersonen sichergestellt werden kann, entlastet die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten sowie deren Praxisteam», heisst es in der Medienmitteilung. Die auswärtigen Ärztinnen und Ärzten übernehmen – analog den hier in der Region niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen – den Vordergrunddienst am Tag sowie den Hintergrunddienst in der Nacht von Samstag, 8 Uhr bis Montag, 8 Uhr.

«Mittels eines attraktiven und innovativen Angebots sollen Ärztinnen und Ärzte von ausserhalb der Region für den Einsatz gewonnen werden», so die GSS. Das Angebot aus Arbeit und Ferien sehe konkret vor, dass die Ärztinnen und Ärzte am Samstag und Sonntag arbeiten und in der darauffolgenden Woche das vielfältige Sport- und Freizeitangebot geniessen können. Eine fixe Entschädigung pro Tag schaffe einen finanziellen Anreiz. Falls keine auswärtigen Ärztinnen und Ärzte am Wochenende rekrutiert werden könnten, werden die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten den Notfalldienst sicherstellen und erhalten die gleiche fixe Entschädigung, wenn sie den Dienst übernehmen. Des weitere sei das Angebot mit der Unterstützung der Tourismusorganisationen Gstaad und Lenk entwickelt worden, so das Unternehmen.

«Das Pilotprojekt soll im Sinn einer Überbrückungslösung helfen, das Problem der Unterversorgung in der hausärztlichen Grundversorgung inklusive Notfalldienst zu entschärfen. Langfristig bleibt das Ziel eine Gesamtlösung in Form eines zentralen Notfallpostens im oder in unmittelbarer Nähe zum Spital Zweisimmen», so die GSS. Dank der finanziellen Unterstützung der Gemeinden Gsteig, Lauenen und Saanen könne die Projektkerngruppe die Arbeiten mit Hochdruck weiterführen.

pd/jop


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